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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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dir das ja, me elaine luned.«
    »Du spinnst wohl!«
    »Wir Aen Elle spüren so etwas. Du warst von mir fasziniert, es verlangte dich nach mir, und du hattest Angst vor diesem Verlangen. Du wolltest mich und willst mich noch immer, Zireael. Mich. Meine Hände. Meine Berührung   …«
    Als er sie berührte, sprang sie mit Schwung auf, stieß den Pokal um, der zum Glück schon leer war. Sie griff nach dem Schwert, beruhigte sich aber sofort. Sie war in der Schenke »Zum Schwarzen Kater«, sie musste am Tisch eingeschlafen sein. Die Hand, die ihre Haare berührt hatte, gehörte der beleibten Wirtin. Ciri mochte derlei Vertraulichkeiten nicht, doch die Frau strahlte noch immer Wohlwollen und Güte aus, die man nicht mit Schroffheit vergelten durfte. Sie ließ sich den Kopf streicheln, hörte lächelnd die melodische, surrende Sprache. Sie war müde.
    »Ich muss reiten«, sagte sie schließlich.
    Die Frau lächelte, begann melodiös zu surren. Wie kommt es, dachte Ciri, woran liegt es, dass in allen Welten, Orten und Zeiten, in allen Sprachen und Dialekten dieses eine Wort immer verständlich klingt? Und immer ähnlich?
    »Ja. Ich muss zur Mama. Meine Mama erwartet mich.«
    Die Wirtin begleitete sie auf den Hof. Noch ehe Ciri im Sattel saß, umarmte sie sie plötzlich kräftig, zog sie an den üppigen Busen.
    »Auf Wiedersehen. Danke für die Gastfreundschaft. Vorwärts, Kelpie.«
    Sie ritt direkt auf die geschwungene Brücke über dem ruhigen Fluss. Als die Hufeisen über die Steine klapperten, wandte sie sich um. Die Frau stand noch immer vor der Schenke.
     
    Konzentration, die Fäuste an den Schläfen. In den Ohren Rauschen wie aus dem Innern einer Seemuschel. Ein Blitz. Und schlagartig das weiche und schwarze Nichts.
    »Bonne chance, ma fille!«, rief ihr Therèse Lapin nach, die Wirtin der Herberge »Au chat noir« in Pont-sur-Yonne an der Straße von Melun nach Auxerre. »Glück auf den Weg!«
     
    Konzentration, die Fäuste an den Schläfen. In den Ohren Rauschen wie aus dem Innern einer Seemuschel. Ein Blitz. Und schlagartig das weiche und schwarze Nichts.
    Ein Ort. Ein See. Eine Insel. Ein Turm. Der Mond wie ein mittendurch gehauener Taler, sein Schein legt sich als leuchtender Streif aufs Wasser. In dem Streifen ein Boot, im Boot ein Mann mit einer Angel   …
    Auf der Terrasse des Turms   … Zwei Frauen?
     
    Condwiramurs hielt es nicht aus, sie schrie vor Überraschung auf, hielt sich sogleich die Hand vor den Mund. Der Fischerkönig ließ mit einem Platschen den Anker fallen, begann knurrend zu fluchen, dann machte er den Mund auf und erstarrte so. Nimue zuckte nicht einmal.
    Die von einem Streif Mondlicht gekreuzte Wasserfläche erzitterte und kräuselte sich wie unter einem Windstoß. Die Nachtluft über ihr barst wie ein zerschlagenes Buntglasfenster.Aus der Bruchstelle erschien ein schwarzes Pferd. Mit einem Reiter.
    Nimue streckte ruhig die Hände aus, skandierte einen Zauberspruch. Der an dem Stativ hängende Gobelin flammte plötzlich auf, begann in einer Feerie vielfarbiger Lichtlein zu leuchten. Die Lichtlein wurden vom Oval des Spiegel zurückgeworfen, begannen zu tanzen, ballten sich wie bunte Bienen auf dem Glas zusammen und explodierten plötzlich als regenbogenfarbenes Phantom, als sich verbreiternder Lichtstreif, von dem es taghell wurde.
    Die schwarze Stute bäumte sich auf, wieherte wild. Nimue breitete heftig die Arme aus, rief einen Spruch. Condwiramurs sah das Bild, das in der Luft entstand und wuchs, und konzentrierte sich stark. Sofort gewann das Bild an Schärfe. Es wurde zu einem Portal. Zu einem Tor. Dahinter sah man   …
    Eine Hochebene voller Schiffswracks. Ein Schloss, in die schroffen Felsen eines Steilhanges eingebettet, das über dem schwarzen Spiegel eines Bergsees thronte   …
    »Dorthin!«, schrie Nimue gellend. »Dort ist der Weg, den du gehen musst! Ciri, Tochter Pavettas! Tritt ins Portal ein, folge dem Weg, der zum Treffen mit der Vorherbestimmung führt! Möge sich das Rad der Zeit schließen! Möge die Schlange Uroboros die Zähne in den eigenen Schwanz schlagen!
    Irre nicht länger umher! Eile, eile deinen Nächsten zu Hilfe! Das ist der richtige Weg, Hexerin!«
    Die Rappstute wieherte abermals, schlug abermals mit den Hufen durch die Luft. Das Mädchen im Sattel wandte den Kopf hin und her, schaute bald Nimue an, bald das von Gobelin und Spiegel erzeugte Bild. Sie strich sich die Haare zurück, und Condwiramurs erblickte die hässliche Narbe auf ihrer

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