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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ist er? Rede! Wo ist Dijkstra?«
    »Bin ich etwa«, krächzte Ori, »ä-häm, meines Bruders Hüter?«
    »Du bist des Todes, Greis!«
    »Ich bin alt. Krank. Und sehr müde. Ä-häm. Ich fürchte weder euch noch eure Messer.«
    Die Mörder liefen aus dem Zimmer. Sie verschwanden ebenso schnell, wie sie gekommen waren.
    Sie töteten Ori Reuven nicht. Sie waren gedungene Mörder. Und in ihrem Auftrag war von Ori Reuven keine Rede.
    Oribasius Gianfranco Paolo Reuven, Magister der Rechte, verbrachte sechs Jahre in verschiedenen Gefängnissen, unablässig verhört von sich abwechselnden Untersuchungsführern, wurde nach allen möglichen, oft scheinbar sinnlosen Dingen und Angelegenheiten gefragt.
    Nach sechs Jahren ließ man ihn frei. Er war damals sehr krank. Der Skorbut hatte ihn sämtliche Zähne gekostet, Blutarmut die Haare, der grüne Star das Augenlicht, Asthma ihm den Atem benommen. Die Finger beider Hände waren ihm bei Verhören gebrochen worden.
    In Freiheit lebte er ein knappes Jahr. Er starb in einem Tempelasyl. In Armut. Vergessen.
    Das Manuskript des Buches
Die Leute aus dem Schatten. Geschichte der königlichen Geheimdienste
verschwand spurlos.
     
    Der Himmel im Osten wurde heller, über den Gipfeln erblühte eine blasse Aureole, die Vorbotin der Morgenröte.
    Am Lagerfeuer herrschte seit geraumer Zeit Stille. Der Pilger, der Elf und der Fährtensucher blickten schweigend ins niederbrennende Feuer.
    Stille herrschte auch auf dem Elskerdeg. Das heulende Gespenst war seiner Wege gegangen, des vergeblichen Heulens überdrüssig. Das heulende Gespenst musste schließlich begriffen haben, dass die drei am Feuer sitzenden Männer in letzter Zeit zu viel Grässliches erblickt hatten, um sich um das erstbeste Gespenst zu kümmern.
    »Wenn wir zusammen reisen wollen«, sagte plötzlich Boreas Mun, den Blick in die rubinrote Glut gerichtet, »dann lasst uns das Misstrauen ablegen. Wir wollen hinter uns lassen, was war. Die Welt hat sich verändert. Vor uns liegt ein neues Leben. Etwas ist zu Ende gegangen, etwas beginnt. Vor uns   …«
    Er verstummte, räusperte sich. Er war solcherlei Reden nicht gewöhnt, fürchtete, lächerlich zu wirken. Doch seine zufälligen Gefährten lachten nicht. Ja, Boreas spürte geradezu das von ihnen ausstrahlende Wohlwollen.
    »Vor uns liegt der Elskerdeg-Pass«, schloss er mit schon mehr Sicherheit in der Stimme, »und hinter dem Pass Serrikanien und Haakland. Vor uns liegt ein weiter und gefährlicher Weg. Wenn wir ihn gemeinsam gehen wollen   … Lasst uns das Misstrauen ablegen. Ich bin Boreas Mun.«
    Der Pilger mit dem breitkrempigen Hut stand auf, reckte seine mächtige Gestalt, drückte die zu ihm ausgestreckte Hand. Der Elf erhob sich ebenfalls. Sein makaber verunstaltetes Gesicht verzog sich sonderbar.
    Nachdem sie dem Fährtensucher die Hand gedrückt hatten, reichten der Pilger und der Elf einander die Hände.
    »Die Welt hat sich verändert«, sagte der Pilger. »Etwas ist zu Ende gegangen. Ich bin   … Sigi Reuven.«
    »Etwas beginnt.« Der Elf verzog das vernarbte Gesicht zu etwas, was wohl ein Lächeln sein musste. »Ich bin   … Wolf Isengrim.«
    Sie drückten einander die Hände, rasch, kräftig, geradezu mit Gewalt; einen Augenblick lang sah es eher wie die Eröffnung eines Kampfes als eine Geste des Einverständnisses aus. Aber nur einen Augenblick lang.
    Ein Klotz im Feuer versprühte Funken, feierte das Ereignis mit einem Freudenfeuerwerk.
    »Hol mich der Teufel«, sagte Boreas Mun mit breitem Lächeln, »wenn das nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist.«

 
    … wie die anderen Getreuen, so ward auch die Hl. Filipa verleumdet, dass sie auf Verrat am Königreich sinne, zu Tumulten und Aufruhr anstachle, das Volk aufwiegle und einen Umsturz plane. Wilmerius, der Ketzer und Sektierer, der sich eigenmächtig Erzkaplan nannte, ließ die Hl. festnehmen, warf sie in ein dunkles und bedrückendes Gefängnis, woselbst er sie mit Kälte und Gestank quälte und verlangte, sie möge selbige Sünden eingestehen und jene verraten, die bei ihr gelernt hatten. Und Wilmerius zeigte der Hl. Filipa allerlei Folterwerkzeuge und bedrohte sie mit Macht, die Hl. jedoch spie ihm nur ins Gesicht und bezichtigte ihn der Sodomie.
    Da befahl der Ketzer, ihr die Kleider vom Leibe zu reißen und sie ohne Erbarmen nackt mit Ochsenziemern zu peitschen und ihr Splitter unter die Fingernägel zu treiben. Und immerzu frug er und verlangte, sie solle sich von ihrem Glauben und

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