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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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die sind gesund, gut fürs Herz. Das Herz ist ein wichtiges Organ bei einem Mann. Das zweitwichtigste.«
    »Ich dachte, am wichtigsten sind Klasse und Verrücktheit.«
    »Geistige Eigenschaften müssen mit körperlichen Werten Hand in Hand gehen. Das ergibt Vollkommenheit.«
    »Niemand ist vollkommen.«
    »Das ist kein Argument. Man muss sich bemühen. Weißt du was? Ich würde um diese Haselhühner bitten.«
    Sie zerteilte das Vögelchen auf dem Teller derart schnell und heftig, dass der Hexer geradezu zusammenzuckte.
    »Du kommst hier so schnell nicht weg«, sagte sie. »Erstens brauchst du das gar nicht. Du hast nichts zu befürchten   …«
    »Reinweg gar nichts«, konnte er sich nicht verkneifen einzuwerfen. »Die Nilfgaarder werden vor der scharfen Note erschrecken, die ihnen die fürstliche Kanzlei zukommen lässt. Und selbst wenn sie es wagen sollten, werden sie von fahrenden Rittern vertrieben, die beim Reiher schwören und sich die Augen mit Schals verbinden.«
    »Du hast nichts zu befürchten«, wiederholte sie, ohne seinen Sarkasmus zu beachten. »Toussaint gilt allgemein als ein Märchenland, komisch und unwirklich, welches sich zudem infolge der Weinherstellung im permanenten Rauschzustand und in unablässiger bacchischer Euphorie befindet. Als solcheswird es von niemandem ernst genommen, genießt aber Privilegien. Letzten Endes liefert es Wein, und ohne Wein, wie alle Welt weiß, ist das Leben kein Leben. Darum sind in Toussaint keinerlei Agenten, Spione oder Geheimdienste am Werk. Und man braucht keine Armee, es genügen fahrende Ritter mit einem verbundenen Auge. Niemand wird Toussaint angreifen. An deiner Miene sehe ich, dass ich dich nicht vollends überzeugt habe?«
    »Nicht vollends.«
    »Schade.« Fringilla kniff die Augen zusammen. »Ich gehe gern bis zum Ende. Unfertiges und Halbheiten kann ich nicht ausstehen. Und auch keine unfertigen Geschichten. Also will ich zu Ende erzählen: Fulko Artevelde, der Präfekt in Riedbrune, glaubt, dass du nicht mehr lebst, die Geflohenen haben ihm gemeldet, dass die Druidinnen euch alle bei lebendigem Leibe verbrannt haben. Fulko tut sein Möglichstes, um die ganze Sache zu vertuschen, die nach einem Skandal riecht. Er ist übrigens selbst daran interessiert, seine Karriere steht auf dem Spiel. Selbst wenn er erfährt, dass du lebst, wird es zu spät sein. Die Version, die er in seinen Berichten gemeldet hat, ist dann die verbindliche.«
    »Du weißt eine Menge.«
    »Das habe ich niemals verheimlicht. Das Argument mit der Nilfgaarder Verfolgung entfällt also. Und andere, die für eine rasche Abreise sprechen würden, gibt es einfach nicht.«
    »Interessant.«
    »Aber wahr. Toussaint kann man über vier Pässe verlassen, die in die vier Himmelsrichtungen führen. Welchen Pass wirst du wählen? Die Druidinnen haben dir nichts gesagt und die Zusammenarbeit verweigert. Der Elf aus den Bergen ist verschwunden   …«
    »Du weißt wirklich eine Menge.«
    »Das haben wir schon festgestellt.«
    »Und willst mir helfen.«
    »Aber du weist diese Hilfe zurück. Du glaubst nicht an meine ehrlichen Absichten. Du traust mir nicht.«
    »Höre, ich   …«
    »Entschuldige dich nicht. Iss noch Artischocken.«
    Es legte wieder jemand ein Gelübde beim Reiher ab. Cahir machte den Baronessen Komplimente. Angoulême, ein wenig angetrunken, war am ganzen Tisch zu hören. Der pockennarbige Baron, von der Diskussion über Bögen und Pfeile belebt, begann Milva geradezu zu bedrängen.
    »Bitte, Fräulein, probiert den Schinken vom Keiler. Ach, sozusagen   … In meinen Besitzungen gibt es schneefreie Felder, da hausen sozusagen ganze Rotten davon.«
    »Oh.«
    »Da findet man hübsche Einzelgänger, Dreizentnerstücke   … Wir sind mitten in der Jagdsaison   … Wenn das Fräulein den Wunsch hat   … Wir könnten sozusagen gemeinsam auf Jagd   …«
    »So lange werden wir ja nicht hierbleiben.« Milva warf Geralt einen sonderbar bittenden Blick zu. »Denn, wenn Ihr verzeiht, wir haben Wichtigeres als Jagdvergnügen zu tun.
    Obwohl ich«, setzte sie rasch hinzu, als sie sah, wie sich die Miene des Barons eintrübte, »sehr gern mit Euch Schwarzwild jagen würde.«
    Die Miene des Barons hellte sich augenblicks auf.
    »Wenn nicht auf die Jagd«, verkündete er bereitwillig, »dann lade ich wenigstens zu mir ein. In meine Residenz. Zeige meine Sammlung von Geweihen, Gefängen, sozusagen, Pfeifen und Säbel   …«
    Milva heftete den Blick aufs Tischtuch.
    Der Baron griff nach

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