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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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wert sein? So viel hast du dir bei ihr verdient, hoffe ich?«
    »Kein Problem.« Ohne Geralt anzuschauen, begann Rittersporn seine Laute zu stimmen. »Mich wundert nur deine Eile. Ich würde sagen, mich wundert gleichermaßen dein dümmlicher Sarkasmus.«
    »Die Eile wundert dich?«
    »Dass du es weißt: Der Oktober geht zu Ende, und das Wetter wird merklich schlechter. Jeden Tag kann auf den Pässen Schnee fallen.«
    »Und dich wundert die Eile.« Der Hexer nickte. »Aber gut, dass du mich daran erinnert hast. Besorg uns noch warme Kleidung. Pelze.«
    »Ich dachte«, sagte Rittersporn langsam, »dass wir hier überwintern. Dass wir hier bleiben   …«
    »Wenn du willst«, versetzte Geralt ohne zu zögern, »dann bleib.«
    »Ich will.« Rittersporn stand plötzlich auf, legte die Laute weg. »Und ich bleibe.«
    Der Hexer holte hörbar Luft. Er schwieg. Er schaute auf einen Gobelin, auf dem der Kampf eines Titanen mit einem Drachen dargestellt war. Der Titan, der sicher auf zwei linken Füßen stand, versuchte, dem Drachen den Kiefer einzuschlagen, und der Drache sah nicht begeistert aus.
    »Ich bleibe«, wiederholte Rittersporn. »Ich liebe Anarietta. Und sie liebt mich.«
    Geralt schwieg weiter.
    »Ihr bekommt eure Pferde«, fuhr der Dichter fort. »Für dich lasse ich eine rassige Stute namens Plötze aussuchen, versteht sich. Ihr werdet ausgerüstet, verproviantiert und warm gekleidet sein. Aber ich rate aufrichtig, bis zum Frühling zu warten. Anarietta   …«
    »Höre ich recht?« Der Hexer hatte endlich die Stimme wiedergefunden. »Oder täuschen mich meine Ohren?«
    »Dein Verstand«, knurrte der Troubadour, »ist zweifellos abgestumpft. Was die anderen Sinne angeht, weiß ich nicht. Ich wiederhole: Wir lieben uns, Anarietta und ich. Ich bleibe in Toussaint. Bei ihr.«
    »Als was? Liebhaber? Favorit? Oder vielleicht als Prinzgemahl?«
    »Der formalrechtliche Status ist mir im Prinzip gleichgültig«, gestand Rittersporn offen. »Aber ich will nichts ausschließen. Auch keine Ehe.«
    Geralt schwieg wieder ein Weilchen, in die Betrachtung des Titanen mit dem Drachen versunken.
    »Rittersporn«, sagte er schließlich. »Wenn du getrunken hast, dann werd nüchtern. Wenn du nicht getrunken hast, dann betrink dich. Dann reden wir weiter   …«
    Rittersporn runzelte die Brauen. »Ich verstehe nicht recht, warum du so redest.«
    »Denk mal kurz nach.«
    »Was denn? Hat dich meine Verbindung mit Anarietta derart echauffiert? Möchtest du vielleicht an meine Vernunft appellieren?Schenk dir das. Ich habe es mir überlegt. Anarietta liebt mich   …«
    »Und kennst du«, fiel ihm Geralt ins Wort, »diese Redensart: Die Liebe der Fürstinnen reitet auf einem buntscheckigen Pferd? Sogar wenn deine Anarietta nicht flatterhaft ist – aber mir, verzeih die Offenheit, kommt sie flatterhaft vor   –, dann   …«
    »Was dann?«
    »Nur im Märchen heiraten Fürstinnen Spielleute.«
    »Erstens«, blies sich Rittersporn auf, »muss sogar ein Einfaltspinsel wie du von morganatischen Ehen gehört haben. Soll ich dir Beispiele aus der ältesten und der jüngsten Geschichte bringen? Zweitens wird es dich sicherlich verwundern, dass ich keineswegs zu den Geringsten gehöre. Mein Geschlecht, die de Lettenhove, stammt von   …«
    »Ich höre dich reden«, unterbrach ihn Geralt abermals, »und mich erfasst Verwunderung. Ist das wirklich mein Freund Rittersporn, der da solche Räuberpistolen erzählt? Ist es wirklich mein Freund Rittersporn, der das letzte bisschen Verstand verloren hat? Fängt der Rittersporn, den ich als Realisten kannte, jetzt mir nichts, dir nichts an, in der Sphäre der Illusionen zu leben? Mach doch die Augen auf, du Idiot.«
    »Aha«, sagte Rittersporn langsam und presste die Lippen zusammen. »Was für ein merkwürdiger Rollentausch. Ich bin der Blinde, und du bist auf einmal zum aufmerksamen und schnellen Beobachter geworden. Für gewöhnlich war es umgekehrt. Und was, wenn man fragen darf, sind das für Dinge, die du siehst und ich nicht? Na? Wofür soll ich deiner Meinung nach die Augen aufmachen?«
    »Wenigstens dafür«, sagte der Hexer mit Nachdruck, »dass deine Fürstin ein verzogenes Kind ist, das zu einer verzogenen, arroganten Großsprecherin herangewachsen ist. Dafür, dass sie dir ihre Gunst gewährt hat, weil sie das Neue fasziniert hat, und dass sie dich in den Müll treten wird, sobald ein neuer Spielmann mit neuerem und faszinierenderem Repertoire auftaucht.«
    »Das ist sehr gemein und

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