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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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vulgär, was du da sagst. Das ist dir doch bewusst, hoffe ich?«
    »Mir ist bewusst, dass es dir an Bewusstheit fehlt. Du bist wahnsinnig, Rittersporn.«
    Der Dichter schwieg, strich über das Griffbrett der Laute. Es dauerte ein Weilchen, ehe er antwortete.
    »Wir sind aus dem Brokilon«, begann er langsam, »in einer schwachsinnigen Mission aufgebrochen. Wir sind ein irrsinniges Risiko eingegangen, um wahnwitzig und ohne jede Aussicht auf Erfolg einem Trugbild nachzujagen. Einem Irrlicht, einem Traum, einer verrückten Wunschvorstellung, einem absolut unerreichbaren Ideal. Wir sind wie die Idioten, wie Wahnsinnige losgestürzt. Aber ich, Geralt, habe mich mit keinem Wort beklagt. Ich habe dich nicht verrückt genannt, dich nicht ausgelacht. Denn in dir lebten Hoffnung und Liebe. Sie leiteten dich bei dieser verrückten Mission. Mich übrigens auch. Aber ich habe das Trugbild schon eingeholt, und ich hatte das Glück, dass der Traum wahr wurde und der Wunsch sich erfüllte. Meine Mission ist zu Ende. Ich habe gefunden, was so schwer zu finden ist. Und ich gedenke es zu bewahren. Das soll Wahnsinn sein? Wahnsinnig wäre es, das aus der Hand zu geben.«
    Geralt schwieg ebenso lange wie zuvor Rittersporn.
    »Die reinste Poesie«, sagte er schließlich. »Und darin bist du schwer zu übertreffen. Ich sage ja gar nichts mehr. Du hast mir die Argumente genommen. Mithilfe, wie ich zugebe, durchaus zweckmäßiger Argumente. Mach’s gut, Rittersporn.«
    »Mach’s gut, Geralt.«
     
    Die Palastbibliothek war wirklich riesig. Der Saal, in dem sie untergebracht war, überstieg in seinen Ausmaßen den Rittersaal mindestens um das Zweifache. Und er hatte ein gläsernes Dach. Dank ihm war es hell. Geralt argwöhnte jedoch, dass es deswegen im Sommer hier verdammt heiß war.
    Die Durchgänge zwischen den Regalen waren schmal undeng, er ging vorsichtig, um keine Bücher herabzureißen. Er musste auch über Bände hinwegsteigen, die auf dem Fußboden gestapelt waren.
    »Hier bin ich«, hörte er.
    Die Mitte der Bibliothek versank in Büchern, die auf dem Boden aufgetürmt waren. Ziemlich viele lagen ganz unordentlich da, einzeln oder in malerischen Haufen.
    »Hierher, Geralt.«
    Er drang in die Cañons und Schluchten zwischen den Büchern ein. Und er fand sie.
    Sie kniete zwischen verstreuten Inkunabeln, blätterte sie durch und sortierte welche aus. Sie trug ein bescheidenes schwarzes Kleid, das sie zur Bequemlichkeit ein wenig hochgezogen hatte. Geralt stellte fest, dass sie einen ungewöhnlich attraktiven Anblick bot.
    »Stör dich nicht an diesem Durcheinander«, sagte sie und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn, denn an den Händen trug sie dünne, vom Staub schmutzige Handschuhe. »Hier ist gerade eine Inventarisierung und Katalogisierung im Gange. Aber auf meinen Wunsch hin ist die Arbeit unterbrochen worden, damit ich in der Bibliothek allein sein kann. Beim Arbeiten kann ich keine fremden Blicke im Genick ausstehen.«
    »Entschuldigung. Soll ich gehen?«
    »Du bist kein Fremder.« Sie kniff leicht die grünen Augen zusammen. »Dein Blick   … ist mir angenehm. Steh nicht so da. Setz dich hierher, auf die Bücher.«
    Er setzte sich auf eine Folio-Ausgabe der
Weltbeschreibung
.
    »Dieser Wirrwarr« – Fringilla deutete mit weit ausholender Geste ringsum – »hat mir die Arbeit unerwartet erleichtert. Ich bin an Bände herangekommen, die normalerweise ganz unten liegen, unter einem Stapel anderer Bücher, den niemand bewegen kann. Die fürstlichen Bibliothekare haben mit titanischen Anstrengungen die Lawinen bewegt, wodurch einige Kleinodiendes Schrifttums das Tageslicht erblickt haben, wahre weiße Raben. Schau. Hast du jemals so etwas gesehen?«
    »Das
Speculum aureum
? Habe ich.«
    »Ich hatte es vergessen, entschuldige. Du hast vieles gesehen. Das sollte ein Kompliment sein, kein Sarkasmus. Aber wirf einen Blick auf das hier. Das sind die
Gesta Regum
. Damit beginnen wir, damit du verstehst, wer deine Ciri in Wahrheit ist, wessen Blut in ihren Adern fließt   … Du blickst noch griesgrämiger drein als sonst, weißt du? Was ist der Grund?«
    »Rittersporn.«
    »Erzähl.«
    Er erzählte. Fringilla hörte zu, wobei sie auf einem Bücherstapel saß, ein Bein übers andere geschlagen.
    »Nun ja«, seufzte sie, als er fertig war. »Ich gestehe, ich hatte etwas in der Art erwartet. Anarietta, das habe ich längst bemerkt, zeigt Anzeichen von Verliebtheit.«
    »Von Verliebtheit?«, schnaubte er. »Oder von

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