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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Entweder dachten sie noch nicht daran, die Tranchiermesser einfach auf die Jagd mitzunehmen, oder sie wollten vermeiden, beim Zerlegen große Raubtiere anzulocken.
    Die sapiens- Frauenbeteiligten sich dadurch an der gemeinsamen Arbeit, dass sie Gräser, Leder und Baumrinde verarbeiteten, Fisch zubereiteten oder trockneten und Beeren, Insekten und Ähnliches in der Umgebung der Lager sammelten. In einigen Körben haben wir Käfer, Maden, Gräser und Brombeersamen gefunden. Jeder hatte seinen Platz in der Gemeinschaft. Sie haben zusammengearbeitet.«
    »Und das sollten wir alle«, sagte Senatorin Bloch. Stella merkte, dass sie ebenfalls tief bewegt war.
    Stella wusste nicht, was sie davon halten sollte. Die Knochen stellten immer noch ein ähnliches Durcheinander wie ihre Gedanken dar.
    »Wenn wir jetzt die Funde freilegen, die darüber liegenden Schichten entfernen und die Skelette säubern, wissen wir nicht, an was diese Vorfahren vor zwanzigtausend Jahren geglaubt haben«, sagte Carlton leise. »Deshalb erweisen wir ihnen vor allem dadurch Achtung, dass wir sie voller Dankbarkeit eine Weile still ruhen lassen. Sozusagen schließen wir erst einmal Bekanntschaft mit ihnen. Natürlich waren sie nicht unsere direkten Vorfahren – vermutlich werden wir nie direkte Vorfahren dieses Alters finden. Das wäre so, als wollten wir Nadeln in einem riesigen Heuhaufen suchen.
    Dennoch sind diese Leute hier und rings um den Spent River ein Teil von uns. Niemand kann Besitzansprüche auf sie anmelden, aber sie gehören zu unserer Familie.« Carlton bekräftigte die Aussagen, von denen er selbst so überzeugt war, mit einem Nicken.
    »Amen«, sagten Eileen und Connie Fitz, die unterhalb des Gerüsts standen, wie aus einem Munde.
    Stella fielen die Hände ihres Vaters auf dem Geländer auf, deren Knöchel weiß hervortraten. Er suchte ihren Blick. Als Stella den Kopf zur Seite neigte, bewegte er die Lippen. Was er sagte, war nicht schwer zu erraten: Menschenfamilie.

    Eileen, Laura Bloch und Mitch sahen zu, wie die Fotografen dafür sorgten, dass sich Kaye und die Mädchen am Fuße des Plateaus vor dem Gerüst aufbauten. Von den Skeletten durften sie keine Aufnahmen machen.
    »Es geht das Gerücht, dass Kaye Gott begegnet ist«, sagte Eileen leise zu Mitch. »Ist da was dran?«
    »Das hat sie mir jedenfalls erzählt.«
    »Für eine Wissenschaftlerin muss das ja eine seltsame Erfahrung sein.«
    »Sie kommt ganz gut damit klar«, erwiderte Mitch. »Sie bezeichnet es einfach als weitere Form von Inspiration.«
    Senatorin Bloch hörte so konzentriert zu, dass ihre Miene der eines Mopses glich.
    »Und wie steht’s mit dir?«, erkundigte sich Eileen bei Mitch.
    »Gott sei Dank ist mir eine solche Erfahrung bisher erspart geblieben.«
    »Eine recht seltsame Geschichte, wie?«

    Bloch schaltete sich in ihr Gespräch ein. »Das kann doch keine schlechte Sache sein«, sinnierte sie. »Jedenfalls nicht in politischer Hinsicht. Ist sie Jesus begegnet?«
    Mitch schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Jedenfalls hat sie es so nicht erzählt.«
    Bloch schürzte die Lippen. »Wenn ihr kein Jesus erschienen ist, halten wir es im Augenblick am besten unter Verschluss.«
    »Und was erzählt Gott ihr über all dies?« Eileen deutete auf die Gruben und die freigelegten Knochen.
    »Wohl nicht besonders viel«, sagte Mitch mit finsterer Miene. »Diese Art von Beziehung ist es offenbar nicht.«
    »Wozu ist Gott dann gut?«, fragte Eileen gereizt.
    Mitch musste schon genau hinsehen, um festzustellen, wie ernst es ihr mit der Frage war. Offenbar nahm sie ihn auf den Arm und verlor auch bald darauf das Interesse an diesem Thema, denn einige Fotografen waren zu nah an die Darstellung eines Planquadrats getreten, die an einem Tisch lehnte, und hätten sie fast umgestoßen.
    Nachdem sie sie zurechtgewiesen und das Brett wieder richtig hingestellt hatte, kehrte sie zurück und klopfte Mitch auf die Schulter. »Schön für Kaye«, sagte sie. »Beweist nur, dass wir eine zähe alte Spezies sind, die alles überleben kann, selbst eine Begegnung mit Gott. Wie sieht’s aus? Kommst du bald zurück, um uns beim Ausbuddeln zu helfen?«
    »Nein, das ist für mich vorbei.«
    »So eine Schande. Er war der Beste«, sagte Eileen zu Bloch.
    »Ein wahres Naturtalent.«

    Mitch half Kaye in den Kleinbus, wo sie sich erst einmal hinsetzte, um ihre Waden zu massieren. Sie hatte in den Füßen ein solches Taubheitsgefühl bekommen, dass es ihr schwer gefallen war, die

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