Die Datenfresser
Verfügung stehen.
Daten-Lifestyler Apple
Von seiten des Konzerns, der in der derzeitigen Liste der weltweiten Datenfetischisten nach Platzhirsch Google wohl am intensivsten seine Nutzer beobachtet, gibt es nur dürre Statements zum Thema Privatsphäre. Apple, der einstige Underdog der Computerszene, ist in den letzten Jahren zum Vorreiter neuer Dienste und Angebote geworden. Vielleicht pflanzte gar Oracle-Chef Ellison seine Datenideologie 1997 in das Unternehmen, als er Mitglied des Aufsichtsrates wurde. Für den seit einigen Jahren vorherrschenden ausgeprägten Hang zur Ausforschung und Verfolgung der Nutzer würden andere Unternehmen in der Öffentlichkeit gekreuzigt werden – nicht aber die hippe Firma aus dem kalifornischen Cupertino.
Apple hat eine ganz eigene Methode perfektioniert, an wertvolle Nutzerdaten zu kommen. Während Google alles umsonst anbietet, kassiert Apple für seine Software weiterhin Geld – eng eingebunden in die nur von Apple selbst angebotene Hardware. Diese Kombination funktioniert für viele Nutzer so problemlos und streßfrei, daß sie gern bereit sind, über die diskret stattfindende Überwachung ihres Aufenthaltsortes, ihres Musikhörverhaltens und weiterer privater Gewohnheiten hinwegzusehen. Apple hat den Beweis angetreten, daß etliche Nutzer – selbst wenn sie dafür bezahlen müssen – ihre Daten bereitwillig preisgeben, solange die angebotenen Dienste reibungslos funktionieren und obendrein schön anzusehen sind.
Dennoch mehrte sich in letzter Zeit die Kritik an den Datenpraktiken der Firma, ebenso an den inhaltlichen Schranken, die Apple leichter Hand setzt. Über den sogenannten App Store bietet das Unternehmen die Möglichkeit, Programme für das iPhone und den Tablet- PC iPad herunterzuladen. Ohne sich mit mindestens den Daten der eigenen Kreditkarte bei diesem App Store anzumelden, kann kein Nutzer eine Applikation bekommen, auch dann nicht, wenn sie kostenlos ist, die Kreditkarteninformationen also eigentlich gar nicht benötigt würden.
Wer welche Programme über den App Store anbieten darf, unterliegt dabei strikten, aber wandelbaren Regeln. Hier existiert eine ganz eigene Ordnung der Dinge, eine geschlossene Welt. Apple untersagte etwa Programme für Internettelefonate, da dies die Umsätze seiner Vertragspartner bedroht hätte. Anfang 2010 wurden außerdem viele Applikationen für Erwachsene ganz nach dem Motto »Freiheit von Porno« entfernt, die nach dem Geschmack des Firmengründers Steve Jobs zuviel nackte Haut enthielten. Begründet wurde das Vorgehen mit moralischer Verantwortung, vor allem aber mit neuen Bedingungen, die über Nacht und ohne vorherige Ankündigung in Kraft traten. Viele Nutzer sehen jedoch einen engen Zusammenhang zu Disneys puritanischer Familienfreundlichkeitsideologie, insbesondere seit Steve Jobs über seine Trickfilm-Firma Pixar geschäftlich so eng mit Disney verbandelt ist.
Schafft es der Entwickler aber, daß sein Programm im App Store auftaucht, hat er auch gute Chancen, an die Daten der Telefon- und Computernutzer zu kommen. Jedes der kleinen Programme hat Zugriff auf eine ganze Reihe persönlicher Informationen über den Benutzer. Bei iPhone gehört dazu die Telefonnummer, die verwendeten E-Mail-Adressen und zugehörigen Einstellungen, allerdings ohne die entsprechenden Paßwörter. Auch die Suche-Historie des Browsers wird an die Anbieter der Programme im App Store übermittelt. Und selbst die Lokationsdaten sind dabei.
Doch nicht nur Dritte, auch Apple-Software, die von vielen Nutzern verwendet wird, greift auf weitreichende Informationen zu, so auch iTunes. Das Programm iTunes verwaltet Musik, Filme, Radioprogramme und vieles mehr, jedoch nicht ohne vorab die Zustimmung des Benutzers zu verlangen, zusätzlich präzise Informationen in Echtzeit über den Aufenthaltsort zu sammeln. Die Informationen fügen sich schon nach wenigen Tagen zu einem Bewegungs- und Vorliebenprofil zusammen, das laut den Benutzungsbedingungen nicht nur von Apple selbst verwendet, sondern auch weitergegeben und verkauft werden darf. Natürlich muß der Nutzer dem zustimmen, um die Software überhaupt verwenden zu können.
Apples Musikempfehlungsdienst Genius, der in iTunes enthalten ist und anhand der Vorlieben und Hörgewohnheiten Kauftips erteilt, wurde vor einigen Monaten zu einem sozialen Netzwerk namens Ping erweitert. Der Versuch, etwas verspätet auf den schon fahrenden Zug der sozialen Netzwerke aufzuspringen, mißlang allerdings: Der
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