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Die Datenfresser

Titel: Die Datenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz
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Fingerabdruckscannern ausgestattet, über die sich der Besitzer mit seinen körperlichen Merkmalen als solcher identifizieren kann. Selbst den etwa neun Millionen legalen deutschen Schußwaffenbesitzern wird seit 2006 ein biometrisches Fingerabdrucksystem angeboten, um die Schießeisen wegzusperren.
    In Deutschlands Süden kann seit wenigen Jahren in neunhundert Supermärkten sogar mit dem Fingerabdruck bezahlt werden. Der Abdruck der Kunden wird eingescannt und in einer Datenbank zusammen mit den Bankdaten des Einkaufswilligen gespeichert. Auf die biometrischen Daten kann jede Kassiererin zugreifen, wenn der Kunde danach Waren kauft: Statt der Geldbörse wird der Finger auf den Scanner gelegt.

Wo ein Trog ist, kommen die Schweine
    Es wundert also nicht, daß die weltweite Einführung der neuen biometrischen Pässe Vorbild für ganz unterschiedliche Anwendungen der Vermessungstechnologien im privaten Sektor ist und weitere staatliche Begehrlichkeiten nach sich zieht, immer befeuert von den Heilsversprechen der Hersteller. Kaum war die erste Million neuer Reisedokumente hergestellt und unters Volk gebracht, da startete 2006 das Kriminalistische Institut des Bundeskriminalamts am Hauptbahnhof Mainz einen Test mit an den Rolltreppen angebrachten Videokameras. Es hieß »Foto-Fahndung«, und das Interesse galt den Gesichtern der Bahnreisenden.
    Der Traum der Ermittler: Jedes gesuchte Gesicht, das irgendwann in Polizeidatenbanken gespeichert wurde, wird automatisch beim Vorbeigehen erkannt und löst Alarm aus. Die Menschenmengen auf der Rolltreppe der Eingangshalle, die sich täglich durch den Bahnhof bewegen, sollen daher probeweise erfaßt, von der automatisierten Gesichtserkennung verarbeitet und ihre Gesichter mit bestehenden Ermittlungsdaten abgeglichen werden – ein europaweit einmaliges Vorhaben.
    Mehrere Monate filmten sechs Kameras die Mainzer Bahnhofsrolltreppe und die Treppenstufen direkt daneben, wo an stark frequentierten
     Tagen schon mal zwanzigtausend Menschen vorbeilaufen. Drei konkurrierende Firmen lieferten dem BKA die Software, um wenige hundert vorab erfaßte Freiwillige wiederzuerkennen, deren Gesichter die Systeme gespeichert hatten. Da die meisten Benutzer einer Rolltreppe stehenbleiben und im günstigsten Fall nach vorn sehen, blieben der Software in diesem Optimalfall ungefähr zwanzig Sekunden, um deren Gesichter aufzuzeichnen und mit der Datenbank abzugleichen. Die Stufen neben der Rolltreppe erwiesen sich als problematischer: Menschen blicken in der Regel auf ihre Füße beim Treppensteigen, ihr Gesicht richtet sich also nach unten. Das verschlechtert den Aufnahmewinkel und den Lichteinfall.
    Zwar erreichte keiner der Anbieter akzeptable Fehlerraten, so daß das Pilotprojekt wegen des Mißerfolges nicht fortgeführt wurde. Dennoch bleibt die Vision einer automatisierten Fahndung anhand körperlicher Merkmale bestehen. Dazu könnten schließlich in Zukunft die zwangsweise erhobenen biometrischen Gesichtsbilder der über fünftausend deutschen Meldeämter per Online-Zugriff herangezogen werden. Zunächst ist die Technik jedoch gescheitert. Selbst der BND hat nach Tests in seinem Neubau an der Berliner Chausseestraße auf einen Einbau biometrischer Gesichtskontrollen verzichtet. Die Systeme hätten vor allem dann Probleme gezeigt, wenn Menschen beim Friseur waren. Auf unterschiedliche Weise ins Gesicht hängende Haare hatte die Erkennungssoftware bereits ins Schleudern gebracht.
    Die mangelhafte Technik hindert die Strafverfolger und Geheimen jedoch nicht daran, weiterhin auf die Biometrie zu setzen. Europaweit ist eine schwunghafte Weitergabe von Körperdaten Usus geworden. Innerhalb des sogenannten Schengen-Informationssystems ( SIS ) der Polizeien, Zollbehörden und Geheimdienste werden auch biometrische Daten ausgetauscht. Die Grenzstationen besonders der Schengen-Außengrenzen sollen in Zukunft besser vernetzt werden, um jederzeit die in den Pässen gespeicherten Fingerabdrücke lesen und vergleichen zu können.
    Die vernetzte SIS -Software der Grenzpolizeien wurde in zwei Etappen entwickelt. Seit über zehn Jahren ist das ursprüngliche Computersystem bereits in Gebrauch, sollte aber in der zweiten Stufe im Jahr 2007 um biometrische Daten erweitert werden. Der Start verzögerte sich jedoch aus technischen Gründen immer wieder. Zwar scheiterte 2010 auch der zweite große Testdurchlauf nach kaum 25 Stunden mit einem vollständigen Systemausfall, die Planung wird aber von den EU

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