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Die Datenfresser

Titel: Die Datenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz
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    Bombenattrappe in Island. Innenminister Boris Palmer sagt: »Es ist nur der jährliche Alarmtest auf Flughäfen.« Bei dem verdächtigen Transportgut auf dem Flughafen von Reykjavik habe es sich wieder um eine Attrappe gehandelt, so der Minister.
FaceBing-Merger ruft europäische Kartellbehörde auf den Plan. Die traditionsreiche Suchmaschine Bing stand unter strategischem Zugzwang. Jetzt hat die monatelange Brautschau Erfolg: Die Verhandlungen mit der sozialen Gesellschaft Facebook sind weit fortgeschritten. Jetzt befürchtet jedoch die Kartellbehörde eine weitere Verschärfung der Monopol-Situation auf dem Markt der Suchmaschinen.
Durch die deutsch-russische Energiekooperation wird es im nächsten Winter keine Rationierung von Erdgas mehr geben. Das für den 21. Mai in St. Petersburg angekündigte Gipfeltreffen der Erdgas-Union findet laut einem Bericht aus dem Haus des russischen Premiers nun doch zum festgelegten Termin statt. Der Vertragsunterzeichnung steht dem Vernehmen nach »nichts mehr im Wege«. Damit können die Fahrer der Erdgas-Autos erleichtert aufatmen.
Unfall auf der Peking – Berlin-Eisenbahnbaustelle im Gebiet Wolgograd. Gestern kam es im Bereich von Tunnelarbeiten zu einem folgenschweren Unfall, als ein Behälter explodierte. Die russische Regierung räumte den erneuten Zwischenfall ein. Vierzehn Arbeiter kamen ums Leben. Zwölf der Tunnelroboter sind so weit beschädigt, daß sie nicht weiter verwendet werden können. Nach Einschätzung von Experten ist der Unfall vergleichbar mit der Kiew-Katastrophe im letzten Jahr.
Verhandlungen über persönliche Gesundheitsbudgets vorerst gescheitert, Einigung über Staatszuschuß in weiter Ferne: Nachdem sich schon der Gesundheitsminister dem Grünen-Vorschlag verweigert hat, ist nun auch der Hauptverband der Versicherungen abgesprungen. Eine umfassende Reform könne ohne die Zustimmung des Hauptverbandes nicht angegangen werden, so Minister Mißfelder. Die Prävention werde auch künftig das leitende Prinzip im Gesundheitswesen sein, dessen Kosten aber seit langem vom Bürger selbst getragen werden. Gleichzeitig kündigte er die Einführung der zweiten Stufe der Gesundheitskarte für den Herbst an. Die Regelungen für Tarifdeckelung im Ausgleich für mehr Datenzugriff für die Versicherer werde bis dahin den Bundestag passiert haben.
    Roberts Nachrichtenauswahl wurde automatisch anhand seines Klickverhaltens erstellt. Die Vorlieben seiner Freunde und Bekannten, mit denen er Links zu Meldungen aller Art austauschte, sind damit ebenfalls einberechnet. Seine Kollegen ziehen ihn manchmal damit auf, daß er so viele »ernsthafte« Nachrichten konsumiert. Die meisten von ihnen sind nur noch an Nachrichten über Celebrities, Sport und dem einen oder anderen Skandal beschäftigt. Medienberichte sind seit vielen Jahren bestenfalls absurd, meist jedoch deprimierend. Immer weniger Leute wollten mit dieser Realität noch zu tun haben.
    Die zwischenzeitlichen Werbeeinblendungen erregen selten Roberts Aufmerksamkeit. Nur der neue Spot für eines der hippen Exo-Skelette läßt ihn aufhorchen. Die ursprünglich auf dem Seniorenmarkt etablierten Hilfen gibt es inzwischen auch in modifizierter Form für Sportler und sogar als Sexspielzeug. Robert hatte sich bisher nicht getraut, eines zu erstehen, da er ein wenig den Spott seiner Freunde fürchtet.
    Aus beruflichen Gründen hat Robert seit kurzem auch zwei internationale juristische News-Dienste abonniert, die er gewöhnlich nach den allgemeinen Nachrichten durchsieht. Sie sind sogar werbefrei. Er läßt sie sich meistens nicht vorlesen, sondern hat sich angewöhnt, sie selbst durchzusehen, da er Interessantes daraus gleich am Display in der Küche in sein Büro-Archiv einordnet. Als er sich mit einem Glas Karottensaft in der Hand setzt und einen Blick darauf werfen will, erhält er aber nur die Nachricht, daß sein Probe-Abo beendet sei.
    Der Bildschirm bleibt also leer. Robert schaut entgeistert auf sein Mobiltelefon und sucht nach vielleicht übersehenen Zahlungsaufforderungen. Er findet nichts und ist zunächst ratlos. Dann sieht er auf der Abo-Webseite doch noch den kleinen Hinweis, daß ausschließlich Überweisungen akzeptiert werden. Robert rollt die Augen, Juristen-Services können manchmal wirklich altmodisch sein. Er beschließt, das Abo erst im Büro zu erneuern.
    Als Robert aus der Küche kommt, blickt er aus dem Fenster. Das Wetter ist tatsächlich wenig einladend. Seufzend scrollt er am

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