Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
umbringen!«
Ohne zu überlegen, schoss sie los. Mario hatte Mühe, ihr zu folgen. Spy konnte gerade noch nach seiner Finne schnappen und ließ sich im Schlepptau mitziehen.
»Was willst du tun?«, fragte Mario. »Gegen die Walfänger haben wir doch überhaupt keine Chance!«
Er hatte zweifellos recht, aber damit gab sich Sheila nicht zufrieden. Sie überlegte fieberhaft. Sie konnten doch nicht zulassen, dass den Belugas etwas zustieß! Aber wie sollten sie das Unglück verhindern? Sie waren nur zwei Delfine … Sheila versuchte sich daran zu erinnern, wie Tierschützer gegen Walfangboote vorgingen. Mit Feuerlöschpumpen erzeugten sie einen feinen Wassernebel und nahmen den Harpunieren auf diese Weise die Sicht, sodass die Jäger nicht richtig auf die Wale zielen konnten.
Aber Mario und sie hatten überhaupt keine Hilfsmittel! Oder? Sheila stutzte.
Die Amulette! Sie steckten voller Zauberkraft! Wenn Sheila nur wüsste, wie man sie benutzte!
Sheila stoppte so heftig, dass Mario auf sie aufschwamm.
»Hoppla! Sorry, tut mir leid.«
Sheila wandte sich an Spy. »Was kann unser Amulett noch? Kann es Wellen erzeugen? Oder einen Sturm?«
Spy ließ Marios Flosse los. »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Ich kenne nur den Spruch für die Hundertkraft . Aber ich könnte meinen Meister fragen.«
Sheila wusste, dass es meistens ewig dauerte, wenn Spy mit Fortunatus redete. Inzwischen würde das Schiff näher und näher kommen.
»Nein«, entschied Sheila. »Für lange Rückfragen ist jetzt keine Zeit.«
Während sie weiterschwamm, zermarterte sie sich den Kopf. Wie konnten sie die Walfänger nur ablenken? Sie überlegte, ob sie und Mario sich in Menschen verwandeln und so tun sollten, alsseien sie Schiffbrüchige. Aber würde die Besatzung sie wirklich retten? Vielleicht würde das Schiff einfach weiterfahren …
Außerdem war das Wasser eiskalt, und Mario und sie würden es in Menschengestalt sicher nicht lange aushalten können … Der Plan war zu gefährlich.
Als sie sich dem Versammlungsplatz der Belugas näherten, hatte Sheila noch immer keine rettende Idee.
Die Weißwale schwammen unruhig durcheinander. Sie hatten den Warnruf des Wals ebenfalls vernommen und waren noch unschlüssig, ob sie fliehen oder bleiben und abwarten sollten. Es herrschte große Aufregung in der Herde; einige Tiere waren bereits in Panik.
»Der Sommertod , der Sommertod !«
»Er kommt über uns!«
»Wie viele von uns müssen wohl diesmal sterben?«
Boga tauchte aus der Menge auf. In ihren Augen stand die Angst geschrieben.
»Wir können euch nicht schützen«, rief sie Sheila und Mario zu. »Wir haben genug damit zu tun, auf unsere Jungen aufzupassen.«
»Ihr müsst so schnell wie möglich von hier weg«, sagte Sheila. »Das Schiff ist sicher bald da.«
»Ihr müsst euch in zwei Gruppen aufteilen«, schlug Mario den Walen vor. »Die Walfänger können nur einer folgen. Dann ist eure Chance größer, dass ihr entkommt.«
Sheila fand die Idee gut, aber die Wale waren anderer Ansicht.
»Wir teilen uns auf gar keinen Fall auf«, sagte Boga. »Nur wenn wir alle zusammenbleiben, können wir unsere Jungen schützen.«
Weil das Geräusch des Schiffsmotors lauter geworden war, setzte sich die Herde schließlich in Bewegung. Die Belugas schwammen in Richtung Norden. Sheila war froh, dass sie jetzt wenigstens flohen und sich nicht einfach wehrlos in ihr Schicksal ergaben. Doch nachdem sie einige Kilometer zurückgelegt hatten, stellten Sheila und Mario mit Schrecken fest, dass Boga die Wale in eine Sackgasse geführt hatte. Die Wasserrinne zwischen den Eisblöcken wurde nämlich immer schmaler. Irgendwann würden sie überhaupt nicht mehr vorankommen!
»Mist!«, rief Mario. »Falscher Weg! Wir müssen umkehren!«
Doch dazu war es zu spät. Das Schiff war ihnen gefolgt und versperrte jetzt den Fluchtweg.
Boga hatte ihren Fehler inzwischen erkannt und begann laut zu klagen.
»Der Sommertod ! Ich wusste, dass er kommt!«
Die anderen Wale fielen in ihr Klagelied ein. Die Jungen fiepten ängstlich. Der kleine Blauling, der den Kristall gesehen hatte, drängte sich an seine Mutter.
Sheila fühlte sich zugleich hilflos und wütend. Dieser Kampf war so unfair!
Jetzt kam das Schiff in Sicht. Sheila erkannte, dass an Bord eine Kanone angebracht war. Darin steckte eine Harpune.
Sheila wusste, dass die Wale bei dieser Fangmethode keine Chance hatten. Eine Harpune, die mit einer Kanone abgefeuert wurde, hatte eine enorme Reichweite. Die
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