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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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die Substanz als Mittel gegen ihre Depression verschrieb.
    Ã„hnliches wurde später von den Amphetaminen behauptet. 1936 beschrieb als Erster Eric Guttmann eine bemerkenswerte Persönlichkeitsveränderung an depressiven Patienten, denen er Benzedrin gab. „Das erste psychische Symptom, das uns überraschte, war die Geschwätzigkeit unserer Versuchspersonen. Fast jeder zeigte eine gesteigerte Tendenz zum Reden, am auffälligsten war der Effekt aber bei den depressiven Patienten. Diese überwanden ihre Hemmungen und viele von ihnen sprachen zum ersten Mal seit ihrer Aufnahme spontan mit anderen Personen. […] Am allerinteressantesten aber war die Stimmungsveränderung, die fast jeder Patient zeigte. In keinem Fall wurde Angst erregt oder kam es zu einer Vertiefung der Depression. Die Veränderung lief generell in eine euphorische Richtung ab.“ 66
    Studien über den Einsatz der Amphetamine gegen Depression fanden damals in mehreren Zentren in den USA und in England statt. Alle kamen zum Ergebnis, dass die Substanz eine wirksame Waffe im Kampf gegen leichte und „neurotische“ Depressionen sei, während ihre Anwendung bei psychotischen Depressionen, der „Melancholie“,weniger Wirksamkeit zeige. In diesem wissenschaftlichen und therapeutischen Kreis führte auch der Wiener Psychiater und Psychoanalytiker Paul Schilder, der 1929 Wien verlassen hatte und die Leitung des Bellevue Hospitals in New York übernommen hatte, Studien durch, in denen er ebenfalls entsprechende Veränderungsprozesse beobachten konnte, die ihn zu weiter reichenden therapeutischen und theoretischen Schlussfolgerungen veranlassten. Schilder, ein aus vielen klinisch-psychoanalytischen Veröffentlichungen bekannter unorthodoxer Autor, der stets bestrebt war, Brücken zwischen Psychoanalyse und klinischer Psychiatrie zu erbauen, hat zuerst in seiner 1925 erschienenen
Psychiatrie auf Psychoanalytischer Grundlage
aufgrund der Beobachtungen, die an Alkoholkranken, Kokainisten und Personen, die mit Mescalin experimentiert hatten, gewonnen worden waren, den Standpunkt vertreten, dass hinsichtlich der Wirkung auf Persönlichkeit und Libidostruktur jede „psychische Giftwirkung“ spezifisch sein müsse. Er ortete es in dieser frühen Schrift als große Aufgabe der Zukunft, festzustellen, welche Systeme auf welche Weise von den einzelnen Giften betroffen sind. Man müsse vermuten, dass die psychischen Systeme nicht anders in differenzierter Weise von den einzelnen Giften beeinflusst werden, als etwa Lage- und Stellreflexe, von denen eine derartige Auswirkung aus Tierversuchen wohlbekannt war. Schilder stellte Beziehungen zwischen dem System Tiefschlaf und der Erinnerungsfähigkeit her, wobei er darauf verwies, dass gerade das System Tiefschlaf durch Schlafmittel in besonderer Weise angegriffen werde und zwar wahrscheinlich durch verschiedene Schlafmittel in verschiedener Art und Weise. Es müsse also die Wirkung der Schlafmittel unter diesem Gesichtspunkte untersucht werden. Ebenso bestünden zwischen der Wirkung des Alkohols und des Paraldehyds Parallelen, die „irgendwie zu jenen seelischen Schichten“ führten, welche an den epileptischen Dämmerzustand gekoppelt sind. All das schien ihm zum Zeitpunkt, an dem das Buch erschien, vorläufig als nur programmatisch. Er erhoffte sich jedoch von der Möglichkeit einer „Pharmakopsychoanalyse“ bedeutende Erkenntnisse.
    Als wichtiger Beitrag zu dieser neuen Disziplin wurde dann 1937 in der
Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse
SchildersAufsatz
Zur Psychoanalyse der Benzhedrinwirkung
veröffentlicht. Darin beschrieb er eine erste Umsetzung des theoretischen Entwurfs der „Pharmakopsychoanalyse“ anhand seiner Erfahrungen mit dem Einsatz des Amphetamins in der psychoanalytisch-psychotherapeutischen Behandlung. Diese Publikation ist verschollen, wird nie zitiert, kann aber getrost als Pionierleistung bezeichnet werden. Schilder beschrieb darin die Auswirkungen der Substanz auf das Befinden seiner Patienten und versuchte zu bestimmen, welchen Stellenwert und welche Bedeutung der Substanzeffekt für den therapeutischen Prozess und den Verlauf der Krankheit hatte. Er beobachtete, dass Benzedrin die Mitmenschen einander näher bringe, aber nicht auf genitaler Stufe: „Es hilft in der Überwindung der gesellschaftlichen Isolierung, welche auf masochistischen Einstellungen beruht. Es

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