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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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setzt einen Mechanismus verstärkter Eigenliebe in Bewegung. Es fördert Objektbeziehungen nichtgenitalen Charakters und vermehrt das narzisstische Wohlgefallen am eigenen Körper und an der eigenen Energie. Der Patient kann nunmehr von sich selbst und von anderen geliebt werden“.
    Schilder nutzte diese praktische Erfahrung für sein Konzept einer „Pharmakopsychoanalyse“ als einer neuen Form der kombinierten Behandlung: „Arzneimittel mit psychischem Effekt ändern bekanntlich die libidinöse Struktur in tiefgehender Weise. Pharmakopsychoanalyse versucht, die Veränderungen festzustellen, welche in der Libido- und Ich-Struktur unter dem Einfluss von Giften stattfinden.“
    Hinsichtlich des Amphetamins kam er dabei zu folgender Bewertung: „Wenn man so die pharmakologische Wirkung des Benzhedrins vom psychoanalytischen Gesichtspunkt aus versteht, wird man wahrscheinlich in der Lage sein, Benzhedrin in der Behandlung von Neurosen zu benützen. Es wird sicherlich nicht Neurosen heilen, aber es mag vom symptomatischen Gesichtspunkt aus von Nutzen sein und wird auch wichtiges Material im Verlauf der Analyse zum Vorschein bringen können.“ 67
    Als „psychotherapeutische Drogen“ im engeren Sinn waren dann ab den 50er Jahren halluzinogene Substanzen (LSD, Mescalin, Psilocybin) im Gebrauch. Auch ihnen wurde nachgesagt, dass sie zu einem merkbaren Persönlichkeitswandel führen konnten. Diese Eigenschaftwurde einerseits in der Fachliteratur umfassend beschrieben, darüber hinaus wurde sie aber auch über die populären Medien verbreitet. Bekannte Persönlichkeiten aus der Filmwelt, wie zum Beispiel ganz besonders der bekannte Schauspieler Gary Grant, berichteten über die Bereicherung, die sie durch die Wirkung der LSD-Psychotherapie auf ihre Persönlichkeit erfuhren.
    Eine Falldarstellung soll illustrieren, welche verändernde Macht der Droge in der Ära der LSD-Therapie zuerkannt wurde. Charles Savage, James Terrill und Donald D. Jackson stellten 1960 das Ergebnis der LSD-Therapie eines Mannes vor, der an einer schweren Zwangsstörung litt. Kurz zusammengefasst berichteten sie über einen erstaunlichen Persönlichkeitswandel, den eine einzige Sitzung bewirkt hatte: „Von diesem Tag an war er ein veränderter Mann. Vorher war er ein Arbeitstier, das jeder herumschieben konnte. Nun behauptete er sich selbst und entwickelte eine positive Attitude. Er fühlte sich selbstsicher und behaglich. Er ließ sich nicht mehr ausnützen. Es fiel ihm ein, dass es ihm besser gehen würde, wenn er allein arbeiten würde. Während der nächsten LSD-Sitzung (150 Mikrogramm) war er in der Lage, die Arbeit der ersten Sitzung fortzuführen. […] Erstmals äußerte er Verlangen nach einem Mädchen. In den folgenden Monaten entwickelten sich erstaunliche Veränderungen. Er entwickelte einen Sinn für Humor; er wurde erfolgreich, er traf sich mit Frauen, er machte Pläne, seinen Job zu verlassen und sein eigenes Geschäft zu eröffnen und setzte dies auch in die Tat um. Er genoss die Gegenwart von Frauen und erfuhr intensive sexuelle Gefühle. In der Therapie äußerte er, dass er sich verheiraten wolle und Kinder haben wolle. Er entwickelte eine freundschaftliche Beziehung zu einem Mann, mit dem er die vorher tabuierten Themen Sex und Frauen diskutierte. Nach den LSD-Erfahrungen begann er intensive Träume zu haben, die manchmal lustvoll waren und oft farbig waren, was er früher nie erlebt hatte.“
    Die Autoren beschlossen diese Falldarstellung mit der Bemerkung: „In siebzehn (nunmehr 19 Jahren) als praktizierende Psychotherapeuten haben wir niemals eine derartige Veränderung bei einer Person gesehen, die einen verhärteten Zwangscharakter entwickelt hatte. Die Veränderung erwies sich als anhaltend. Sie hat sich ausgeglichen,aber es ist seit unserem ersten Zusammentreffen mit LSD zu keinem Rückfall gekommen.“
    LSD-Therapeuten meinten also, dass diese Art der Behandlung einen dramatisch überdauernden Persönlichkeitswandel bewirken könne. LSD-gestützte Therapie wurde kurzfristig auch als Methode zur Behandlung der Depression empfohlen. In den USA wurde der routinemäßige therapeutische Einsatz des LSD 1966 verboten, andere Länder folgten dem Beispiel. Seither darf die Substanz nur mehr in sehr begrenztem Ausmaß und unter experimentellen Bedingungen Anwendung finden. In

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