Die deutsche Götterlehre
Gutgesell, Nachbar, lieber Nachbar, das gute Kind, Kobold, Katermann, Heinzelmann, Chimmeken und Wolterken u. a. m.
Ihre Gestalt spricht für ihre Verwandtschaft mit den Elben und Zwergen, gleich denen sie klein sind, wie ein zwei bis dreijähriges Kind, doch zeigen sie sich nur selten. Auch ihr Aussehen und ihre Tracht spricht dafür, sie theilen mit Zwergen und Nixen den Hut, der nur bei ihnen spitz ist, und roth wie ihre Haare. Einige führen selbst den Namen von diesem Hut, so das bekannte Hütchen, Hopfenhütel, Eisenhütel, Rothmützchen , der kölnische Hubert Hochhut (Huppet Huhot). Wahrscheinlich war an diesen Hut wie bei den Zwergen die Gabe geknüpft, sich unsichtbar zu machen. Ausserdem tragen sie gefeite Stiefel, mit deren Hülfe sie die beschwerlichsten und weitesten Wege in kürzester Zeit zurücklegen. Als eines Ritters Frau am Tode lag und die Aerzte erklärten, es sei ihr nicht zu helfen, sprach der Hausgeist, den er in seinen Diensten hatte: Wenn unsere Herrin mit Löwenmilch eingerieben würde, wäre sie bald genesen. Der Ritter fragte: ›Wo aber sollen wir Löwenmilch herholen?‹ ›Ich schaffe sie herbei,‹ sprach der Hausgeist, ging und war in Zeit von einer Stunde bereits wieder zurück, ein grosses Gefäss voll Löwenmilch in den Händen tragend. Bisweilen ist gleich dem Hut ihre ganze Kleidung roth.
Wie schon bemerkt, halten die Hausgeister sich vorzugsweise gern am Heerde auf, besonders findet man sie dort Nachts; sie entzünden sich aus dem da liegenden Reisig ein Feuer mit farbloser Flamme, verbrennen mitunter ganze Reisigbündel und lassen nur ein paar Reiser über. Wenn die Hausleute diese anzünden, brennen sie eben so lange, wie der grösste Bund und geben doppelt so viel Wärme, fluchen sie aber dem Hausgeist, dann verflackern sie im Augenblicke und der Hausgeist rächt sich, indem er das Haus verlässt.
Aber auch im Stall, in Scheune und Keller halten die Kobolde sich gern auf, zuweilen auch in einem Holzhaufen oder einem dem Hause nahe stehenden Baum, von dem man alsdann keinen Ast abbrechen darf. Sie sehen nicht gern, dass Donnerstags Abends im Hof gehauen oder gesponnen werde. Bei allen häuslichen Geschäften erzeigen sie sich thätig und gern helfend, vorzüglich in Küche und Stall. Sie kehren und scheuern Hof, Haus und Küche, putzen das Geschirr, schüren das Feuer, putzen und besorgen das Vieh, melken und buttern, hacken und Holz u. s. w. Besonders thätig sind sie, wenn bald Gäste kommen, was sie im Voraus wissen und richten alles auf den Empfang und die Bewirthung derselben ein. Die Waare, welche den andern Tag im Hause verkauft wird, werfen sie gern um. Gewöhnlich kündigen sie ihre Ankunft im Hause zuvor an, wie um sich der guten Aufnahme zu versichern. Wenn ein Kobold einziehen will, findet man Morgens einen Haufen Späne im Hause und die Milch beschmutzt mit Stroh und Dreck aus dem Stalle. Gibt man kein Acht darauf, lässt die Späne ruhig liegen und geniesst die Milch, dann spürt man die Nähe des zutraulichen Geistes sofort, denn er übernimmt jetzt alle Arbeiten, die man ihm aufträgt und sein Walten bringt dem Hause immer Glück und Segen.
Als Dank für seine Arbeit und Mühe bedingt er sich einen Hut, eine rothe Kappe, einen bunten Rock mit klingenden Schellen. Meistens setzt man ihm auch ein kleines Speiseopfer hin; es ist gewöhnlich eine Schale Milch oder Grütze, ein Stück Butter, Kuchen oder Weisbrod, oder ähnliches. Dies darf jedoch nie vergessen werden, wenn man den Geist nicht zum Zorn reizen will. Als ein Mädchen ihm das gewohnte Stück Butter tiefer als sonst in den Brei gesteckt hatte, so dass er es nicht gleich fand, gerieth er so in Zorn, dass er in den Stall lief und der besten Milchkuh den Hals herumdrehte. Zu spät bemerkte er seine Uebereilung, schleppte Nachts die todte Kuh an den Hörnern in ein benachbartes Dorf, wo er eine ähnliche wusste und brachte die letztere an jener Stelle in den Stall. Wie die Zwerge durch mit Kümmel gebacknes oder gepiptes Brod vertrieben werden, so kann man die Hausgeister wegjagen, wenn man Lauch in die Milch wirft, die ihnen hingestellt wird. Unter dem klagenden Ruf: »Lauch, Lauch! Wir ziehen weg und das Glück auch,« entfliehen sie und mit ihnen aller Segen und Vorsput. Das bis dahin gewonnene Gold verwandelt sich in Kohlen, das Vieh, welches sich wunderbar vermehrte und prächtig gedieh, fällt, ein Stück nach dem andern, die Aecker tragen nicht mehr, ein Brand legt Haus und Hof in Asche und bei
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