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Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Titel: Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Gilbert Welch , Lisa M. Schwartz , Steven Woloshin
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eine bestimmte Krankheit in seiner Familie häufiger vorkommt. 7 Darüber hinaus ändert sich diese Einstellung bei vielen Menschen während eines Lebens. Wenn wir für andere verantwortlich sind, zum Beispiel für kleine Kinder, legen wir wahrscheinlich größeren Wert darauf, »am Leben zu bleiben«. Im höheren Alter wollen wir vielleicht eher »gesund bleiben«. Deshalb ist zu erwarten, dass die Menschen unterschiedliche Entscheidungen treffen, was die Früherkennung anbelangt, und dass ihre Entscheidungen sich im Laufe der Zeit ändern. Kurz gesagt, es gibt nicht die eine richtige Antwort, die für alle gilt.
Lassen Sie sich nicht überreden
    Wenn Sie glauben, dass Frühdiagnostik nicht immer die beste Lösung ist, müssen Sie auf einen Kampf gegen hartnäckige Stimmen in unserer Gesellschaft vorbereitet sein, die das genaue Gegenteil propagieren. Ich weiß, ich habe es bereits erwähnt; aber das Thema ist so wichtig – und die Propaganda so überzeugend –, dass es sich lohnt, noch einmal darauf zurückzukommen. Viele Behauptungen enthalten Vermutungen, aber keine Tatsachen. Das gilt auch für diese beiden Werbetexte:
    Im Regionalfernsehen:
    Es ist einfacher und billiger, gesund zu bleiben, als gesund zu werden. Nutzen Sie also die Informationen der 4NEWS Health Fair über Früherkennung, um möglichst fit zu bleiben. Sie können davon nur profitieren – Sie sparen langfristig eine Menge Geld und genießen optimale Gesundheit, anstatt Heilung zu suchen, nachdem Sie krank geworden sind.
    Ein lokales Krankenhaus:
    Gefäßkrankheiten können töten und verkrüppeln. Werden Sie kein Opfer! Müssen Sie mit einem Schlaganfall oder mit Aneurysmen rechnen? Eine Gefäßuntersuchung kann Ihr Leben retten.
    Seien Sie skeptisch gegenüber der Behauptung, Frühdiagnostik könnte Ihr Leben retten oder Sie gesünder machen. Das kann stimmen, aber es kann auch falsch sein. Gewissheit verschaffen nur randomisierte Studien.
    Viele dieser Aussagen übertreiben die Häufigkeit oder Gefährlichkeit einer Krankheit. Das gilt auch für Interessenvertretungen.
    Eine Patientengruppe schreibt:
    Osteoporose ist eine Krankheit, bei der die Knochen schwach werden und nach einem kleinen Sturz brechen können. In schweren Fällen genügen schon Niesen und ähnliche banale Ereignisse. Man schätzt, dass eine von zwei Frauen und einer von vier Männern über fünfzig bis zu ihrem Lebensende einen Knochenbruch erleiden, der auf Osteoporose zurückzuführen ist. … Wenn Osteoporose in Ihrer Familie vorkommt, können auch Sie gefährdet sein. Machen Sie lebenslange Knochengesundheit zu einer Familientradition.
    Es gibt viele Möglichkeiten, Statistiken zu manipulieren, damit Krankheiten allgegenwärtig erscheinen oder damit jeder gefährdet zu sein scheint, obwohl meist nur eine kleine Gruppe betroffen ist. Beispielsweise ereignen sich fast alle Knochenbrüche als Folge einer Osteoporose bei Menschen, die älter als fünfundsiebzig oder achtzig sind. Trotzdem werden oft Zahlen für Menschen ab fünfzig aufgetischt, so dass Sie den Eindruck gewinnen, das große Risiko stehe schon jetzt vor der Tür, nicht zwanzig oder dreißig Jahre später.
    Andere Aussagen betonen die enorm verbesserte Überlebensstatistik:
    Aus einem überregionalen Nachrichtenmagazin:
    Wenn wir Krebs früh entdecken, überleben 90 Prozent. Wenn wir Krebs spät entdecken, überleben 10 Prozent.
    Es stimmt, dass Patienten, bei denen die Diagnose früh erfolgt, im Durchschnitt länger leben als jene, bei denen die Krankheit spät diagnostiziert wird. Und es ist wahr, dass die Überlebensrate bei vielen Krankheiten in den letzten fünfzig Jahren sich drastisch verbessert hat. Aber das beweist nicht, dass die Früherkennung nützlich ist. Eine geringere Sterblichkeit kann darauf zurückzuführen sein, dass jüngere Menschen untersucht wurden – sie sterben nicht später, aber ihre Überlebenszeit vom Zeitpunkt der Diagnose an ist länger. Die Zahlen können auch ein Produkt der Überdiagnose sein: Man hat Menschen untersucht, die ohnehin nie an der Krankheit gestorben wären.
    Andere Aussagen sind emotional gehalten und zitieren Freunde, Angehörige, Bekannte oder Prominente, die der Früherkennung »ihr Leben verdanken«:
    Ein ehemaliger Krebspatient zu einem Reporter:
    Der erste Rat, den ich Männern über fünfundvierzig geben möchte, lautet: Lasst eure Prostata jährlich untersuchen. Dazu gehören ein PSA-Bluttest und eine digitale Rektaluntersuchung, bei der ein Arzt

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