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Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Titel: Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Gilbert Welch , Lisa M. Schwartz , Steven Woloshin
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Stellungnahmen von Behörden, Websites und sogar Nachrichten – sind eindeutig irreführend; sie übertreiben meist die Risiken und schüren die Ängste, damit Sie aktiv werden. Wenn der Nutzen einer Früherkennung unbekannt ist, wird er häufig einfach unterstellt; wenn ein Nutzen bekannt ist, wird oft übertrieben und behauptet, X beugt Y vor , obwohl X verringert das Risiko für Y eher zuträfe. Besonders irreführend ist der häufige Missbrauch der Zahl der Überlebenden, zum Beispiel innerhalb eines Zeitraums von fünf oder zehn Jahren. Es ist bekannt, dass diese Zahlen erschreckend tendenziös sind, wenn es um Früherkennung geht. Oft geben die Anhänger der Früherkennung sehr überzeugende Anekdoten zum Besten: von Menschen, denen eine frühe Diagnose angeblich das Leben gerettet hat. Die Kehrseite der Medaille – Überdiagnosen – wird hingegen verschwiegen.
    Botschaften, die sich an die Öffentlichkeit wenden und scheinbar eine Menge harter Fakten enthalten, können ziemlich trügerisch sein. Sie verfolgen den Zweck, uns vom Nutzen der Früherkennung zu überzeugen. Eine ausgewogene Darstellung der Vor- und Nachteile ist nicht beabsichtigt.
Der neue Test, der alles entdeckt
    Beginnen wir mit der Anzeige eines Krankenhauses in einer Lokalzeitung in New England. Sie zeigt das Foto einer jungen Frau, offenbar in den Dreißigern, die nachdenklich aussieht und etwas abwehrend die Arme verschränkt. Vielleicht macht sie sich Sorgen wegen der Nachricht, die sie von ihrem Arzt erhalten hat. Die Anzeige prahlt: »Unsere Klinik entdeckte den Brustkrebs, der ›nicht da war‹.«
    Ist die Entdeckung eines Tumors, der nicht da war, eine gute Nachricht? Für die Marketingabteilung der Klinik anscheinend ja. Aber wie viele Anomalien, die auf diese Weise entdeckt werden, stellen Überdiagnosen dar? Was bedeutet die Entdeckung eines Brustkrebses, der »nicht da war«? Wahrscheinlich, dass der Tumor mit einem Standardtest (zum Beispiel Mammografie) nicht aufzuspüren war, wohl aber mit einem anderen Test (zum Beispiel mit einer kontrastmittelverstärkten Kernspintomografie). Er muss also schwer zu finden gewesen sein: eine kleine Anomalie. Und wenn eine Mammografie Karzinome entdeckt, die nie Symptome auslösen werden, kann man sich vorstellen, was eine Kernspintomografie alles findet.
    Das führt uns zu der Frage, was wir von der Krebsfrüherkennung im Allgemeinen halten sollen. Es ist verführerisch anzunehmen, dass der beste Test derjenige ist, der die meisten Karzinome findet. Aber das Ziel besteht nicht darin, mehr Karzinome zu finden, sondern darin, Leben zu retten. Ob die Vorsorgeuntersuchung Leben rettet, erfahren wir nur mithilfe einer randomisierten Studie. Das wird oft vergessen. Stattdessen gehen wir einfach davon aus, dass eine Technik, die mehr Tumore entdeckt, auch mehr Menschenleben rettet. Werbestrategen machen sich diese Unterstellung zunutze. Fallen Sie nicht darauf herein.
Eine beängstigende Geschichte
    Nehmen wir nun an, Sie blättern in einer Zeitschrift und stoßen auf eine andere Anzeige, diesmal von einer gemeinnützigen Stiftung. Eine junge Frau mit langem, fließendem Haar und tiefblauen Augen schaut Sie an. Vielleicht hat sie dieses Porträt selbst gezeichnet. Unter das Bild hat sie geschrieben: »Mir kann das nicht passieren. Ich gehe jeden Morgen ins Fitnessstudio. Ich gehe zu Fuß ins Büro. Und ich lasse mich von der Arbeit nicht stressen.« Dann folgt die Pointe: »Alecia Fox, 21, einen Tag, bevor bei ihr Schilddrüsenkrebs diagnostiziert wurde.«
    Das ist furchterregend. Eine junge Frau, die blendend aussieht, ist einen Tag, bevor bei ihr ein Schilddrüsenkarzinom entdeckt wird, völlig arglos. Auf einmal bekommen Sie Angst vor Schilddrüsenkrebs – vielleicht haben Sie ihn ja schon, ohne es zu wissen. Und die Anzeige deutet sogar an, dass Sie ein Narr wären, wenn Sie keine Angst hätten. Die nächste Zeile lautet nämlich: »Vertrauen ist tödlich. Dem Schilddrüsenkrebs ist es egal, wie gesund Sie sind. Er kann jeden treffen, auch Sie.« Und man rät Ihnen: »Bitten Sie Ihren Arzt, Ihren Hals zu untersuchen.«
    Es gibt viele solche Anzeigen. Aber keine informiert ausführlich über die Krankheit oder die Vor- und Nachteile einer Früherkennung. Stattdessen schüren sie Ängste, damit Sie aktiv werden, und sie gehen davon aus, dass Sie die Werbeaktion für sinnvoll halten. Nehmen wir aber an, Sie wollen mehr wissen. Also gehen Sie online und finden eine Website über die

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