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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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stecken geblieben und ragte beängstigend daraus hervor. »Die bringen uns noch um, die kleinen Teufel!«, stieß Mallory hervor. Er nahm Fraser beim Arm und zog ihn mit sich. Hinter ihnen zerplatzten weitere Glasscherben auf dem Pflaster, zerschellten an den Wänden.
    »Verfluchte Saubande …«, murmelte Fraser.
    Panther Bills Ruf drang hell durch den Nebel. »Schatz, meine Herzchen! Schatz!«
    »Beißen Sie die Zähne zusammen«, sagte Mallory. Er legte das Taschentuch zusammen, um seine Hand zu schützen, dann zog er den scharfen Splitter aus Frasers Rücken. Zu seiner großen Erleichterung kam er in einem Stück heraus. Fraser schüttelte sich.
    Mallory half ihm behutsam aus der Jacke. Frasers Hemd war bis zum Gürtel blutdurchtränkt, doch war die Verletzung nicht so schwer, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Die schwere Glasscherbe war teilweise vom beigefarbenen Ledergurt des Schulterhalfters aufgehalten worden. »Der Schnitt ist nicht allzu tief, geht nicht durch die Rippen«, stellte Mallory fest. »Ihr Halfter hat Ihnen Schlimmeres erspart. Aber wir müssen die Blutung stillen …«
    Fraser nickte. »Polizeirevier Kings Road.« Er war sehr blass geworden.
    Eine neue Kaskade klirrenden Glases hallte in der Ferne hinter ihnen.
    Sie gingen rasch weiter. Frasers Gesicht war schmerzlich verzogen. »Bleiben Sie am besten bei mir«, sagte er. »Verbringen Sie die Nacht im Polizeirevier. Die Lage ist sehr schlimm geworden.«
    »Schon recht«, sagte Mallory. »Beunruhigen Sie sich nicht.«
    »Es ist mein Ernst, Mallory.«
    »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen.«
    Zwei Stunden später war Mallory in Cremorne Gardens.
    Das zur Analyse eingereichte Dokument ist ein holografischer Brief. Der Briefkopf wurde entfernt, das Blatt hastig gefaltet: Es ist undatiert, aber die holografische Analyse bestätigt, dass es die Handschrift von Edward Mallory ist, offenbar in Eile und in einem Zustand aufgesetzt, der einen Verlust von Muskelkoordination nahelegt.
    Das Papier, von bescheidener Qualität und durch das Alter stark vergilbt, ist von einer Sorte, die um die Mitte der 1850er Jahre vielfach von Regierungsbehörden verwendet wurde. Sein wahrscheinlicher Ursprung ist das Polizeirevier in der Kings Road.
    Der Text, in stark verblasster Tinte mit einer Feder geschrieben, die vom langen Gebrauch abgenutzt war, lautet folgendermaßen:
    Madame. Ich habe niemandem etwas gesagt. Aber Sie müssen unterrichtet sein. Ich ziehe Sie ins Vertrauen, da es sonst niemanden gibt.
    Als ich Ihr Eigentum in Verwahrung nahm, tat ich dies aus freien Stücken. Ich ehre Ihre Bitte, wie ich einen königlichen Befehl ehren würde, und Ihre Feinde sind selbstverständlich auch die meinigen. Ich betrachte es als das höchste Privileg meines Lebens, als Ihr Vertrauter zu handeln.
    Bitte sorgen Sie sich nicht um meine Sicherheit, und unternehmen Sie mir zuliebe keine Schritte, die Sie selbst in Gefahr bringen könnten. Ich nehme in diesem Kampf jedes Risiko mit Freuden auf mich, aber es besteht in der Tat ein Risiko. Sollte mir das Schlimmste widerfahren, ist es wahrscheinlich, dass Ihr Eigentum niemals geborgen werden könnte.
    Ich habe die Karten untersucht und glaube, dass ich eine Vorstellung von ihrer Verwendung habe, obwohl sie über meine geringen Kenntnisse weit hinausgehen. Ich habe die Karten sicher in sauberes Leinen verpackt und persönlich in einem luftdichten Behälter aus Gips versiegelt. Dieser Behälter ist der Schädel des Brontosaurus im Museum für Praktische Geologie in der Jermyn Street. Ihr Eigentum ruht jetzt in vollkommener Sicherheit zehn Meter über dem Boden. Keine menschliche Seele weiß dies, außer Ihnen und
    Ihrem ergebensten Diener,
    Edward Mallory, M. R. S., M. R. G. S.

VIERTE ITERATION
    Sieben Flüche

D ieses Objekt ist eine patriotische Gedenktafel aus weißem Porzellan, wie sie zum Gedenken an den Tod von Staatsoberhäuptern und Mitgliedern der Königlichen Familie hergestellt werden. Unter einer ursprünglich farblosen Glasur, die im Laufe der Zeit vergilbt und rissig geworden ist, sind in einem Oval die Gesichtszüge Lord Byrons erkennbar.
    Zehntausende von diesen Gedenktafeln wurden in den Monaten nach dem Tod des Premierministers in ganz England verkauft. Die Gedenktafeln waren von standardisierter Größe und Ausführung und wurden von den Herstellern für eventuell entstehenden Bedarf bereitgehalten. Das Bild Byrons, umgeben von einem Lorbeerkranz, Schmuckornamenten und kleineren Abbildungen der

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