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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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verfehlte Mallorys Kopf nur knapp und zerspritzte an dem Plakat. Als sei es ein Signal gewesen, brandete die Menge mit Geschrei, erhobenen Fäusten und weiteren Wurfgeschossen gegen ihn vor.
    Mallory stieß fluchend Angreifer zurück, wich Schlägen aus, zog den Revolver aus dem Gürtel, richtete die Mündung nach oben und drückte ab.
    Nichts. Ein Faustschlag traf ihn hart in die Rippen.
    Er spannte den Hammer mit dem Daumen, drückte wieder ab. Der Krach war erschreckend, ohrenbetäubend.
    Einen Augenblick später hatte Mallory wieder Luft; die Menge, eben noch tödliche Bedrohung, ergriff Hals über Kopf die Flucht, stob auseinander. Einige Kerle wurden von anderen in ihrer wilden Flucht niedergestoßen und überrannt. Mallory stand einen Moment überwältigt, den Mund hinter seiner Maske in völliger Verblüffung aufgesperrt, den Revolver noch im ausgestreckten Arm über sich.
    Dann kehrte der gesunde Menschenverstand zurück. Er zog sich zurück, machte kehrt und lief davon, so schnell er konnte. Während er rannte, versuchte er, den Revolver wieder in den Hosenbund zu stecken, sah jedoch mit Erschrecken, dass der Hammer wieder gespannt und die Waffe schussbereit war. So behielt er sie in der Hand, während er floh.
    Schließlich machte er ausgepumpt und hustend halt. Weit hinter ihm drangen vereinzelte Pistolenschüsse aus dem schmutzigen Nebel, gefolgt von fernem, wildem Geschrei.
    »Lieber Gott«, stieß Mallory hervor und untersuchte den Mechanismus. Das Teufelsding hatte sich nach dem Schuss automatisch wieder gespannt, indem ein Teil des Gasdrucks der Explosion durch die vermeintliche Kolbenstange unter dem Lauf zurückgeleitet worden war, den eingekerbten Zylinder gegen eine stationäre Sperrklinke gestoßen, weitergedreht und den Hammer zurückgedrückt hatte. Mallory hakte beide Daumen über den Hammer und betätigte vorsichtig den Abzug, bis er den Mechanismus schließen konnte. Dann steckte er die Waffe wieder in den Hosenbund.
    Er war noch nicht weit gekommen, als sein Blick erneut auf eine Reihe angeklebter Handzettel fiel. Ihre Zahl schien unerschöpflich, und sie waren in wahlloser Folge hintereinander angeschlagen. Er ging an den Plakaten entlang durch eine Straße, die auf einmal wie ausgestorben schien. Von irgendwo drang gedämpft das Splittern von Glas an sein Ohr, Kriegsgeschrei jugendlicher Stimmen.
    GEHEIMSCHLÜSSEL BILLIG verkündete ein Anschlag. Ein anderes pries REGENMÄNTEL FÜR INDIEN UND DIE KOLONIEN an. LEHRLINGE ZUR AUSBILDUNG ALS CHEMIKER UND DROGISTEN wurden gesucht.
    Voraus waren die ruhig klopfenden Hufschläge langsam gehender Pferde zu vernehmen, das Knarren einer Achse. Dann tauchte aus dem Dunst der Wagen des Plakatklebers auf, ein hohes schwarzes Fuhrwerk, dessen Seiten mit großen, schreienden Plakaten beklebt waren. Ein maskierter Bursche in einem lose hängenden grauen Regenmantel drückte ein mit Kleister bestrichenes Plakat gegen eine Wand. Sie war durch einen hohen eisernen Zaun geschützt, der ungefähr anderthalb Meter vor der Ziegelmauer verlief, aber dies störte den Plakatkleber nicht im Geringsten, denn er hatte eine spezialisierte Walzenvorrichtung an einem langen Besenstiel.
    Mallory trat näher, um zuzusehen. Der Plakatkleber beachtete ihn nicht, da er einen entscheidenden Augenblick in sei ner Arbeit erreicht hatte. Das Plakat, das fest um eine schwarze Gummiwalze gewickelt war, wurde gegen die Wand gedrückt und von unten nach oben abgerollt; gleichzeitig wurde der Kleister mittels eines mit der anderen Hand betätigten und am Besenstiel befestigten Klistiers durch zwei Schläuche an den Enden der Walze an die Wand gespritzt. Ein zweites Abrollen nach unten glättete das Plakat und verband es fest mit der Wand.
    Das Fuhrwerk rollte weiter. Mallory trat näher und betrachtete das frisch geklebte Plakat, das die verschönernde Wirkung von Lord Colgates Spezialseife gegen Hautunreinheiten anpries und darstellte.
    Mallory folgte dem Wagen des Plakatklebers, der alsbald auf ihn aufmerksam wurde. Es schien ihn etwas zu beunruhigen, denn er sagte etwas zu dem Kutscher, und das Fuhrwerk rollte ein gutes Stück weiter.
    Mallory folgte diskreter als zuvor. Das Fuhrwerk hielt nun an der Ecke der Fleet Street, wo die Anschlagtafeln nach alter Tradition die großen, schreienden Plakate der Tageszeitungen trugen. Aber während Mallory aus unauffälliger Entfernung zusah, wurde ein neues Plakat kühn über die Reklame des MORNING CLARION geklebt, und dann noch eines,

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