Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
heraus, schimmerte am Rand wie Gold, verschmolz mit dem nächsten Ton des Spektrums, hoch über den Baumwipfeln.
„Ich habe noch nie einen so schönen Regenbogen gesehen.“
Als er neben sie trat, war er sowohl verwirrt als auch gerührt, als sie nach seiner Hand griff. Er sah zu dem beeindruckenden Farbspiel am Himmel auf und schwor sich, dass er sich nur dann in sie verlieben würde, wenn er selbst es so wollte.
Er würde sich weder manipulieren noch in etwas hineinzwingen und sich auch nicht verführen lassen. Er würde seine eigene Entscheidung treffen, mit einem klaren Kopf.
Aber das bedeutete nicht, dass er sich in der Zwischenzeit nicht etwas von dem erlauben konnte, wonach er sich sehnte.
„Und das ist genau das hier“, sagte er laut.
„Wie bitte?“
„Das hier“, wiederholte er, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie.
Sanft wie Seide, weich wie der Regen, der immer noch im perlmutternen Sonnenschein fiel. Er würde den Kuss so belassen, um ihrer beider willen, und damit die Sehnsüchte und Bedürfnisse verschlossen halten, die tiefer gingen, hungriger waren, als es die Vernunft erlaubte.
Nur ein Hauch dieser Unschuld, ein kurzer Blick auf das zarte Herz, das sie nicht zu verteidigen wusste, sagte er sich. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um dieses Herz davon abzuhalten, sich zu tief zu verlieren, denn sonst könnte er sich gezwungen sehen, es zu brechen.
Doch als sie die Hand auf seine Schulter legte, als ihre Lippen sich unter den seinen hingebungsvoll öffneten, spürte er, wie die dunkleren Begierden mit Klauen und Krallen um ihre Freiheit kämpften.
Sie konnte nichts zurückhalten, musste geben, bei solcher Zärtlichkeit.
Selbst als seine Finger sich fester um ihr Gesicht klammerten, blieb sein Mund doch zart, weich, so als wolle er den ihren lehren, was es zu erkunden gab, was es zu erkunden geben würde. Instinktiv strich sie mit den Händen über seine Schultern und schmiegte sich fester an ihn.
Er machte sich von ihr frei, bevor die Leidenschaft die Oberhand über die Vernunft gewinnen konnte. Als sie ihn nur stumm anblickte, aus diesen außergewöhnlichen Augen, die jetzt verhangen waren, die Lippen leicht geöffnet, ließ er sie los.
„Muss wohl … reine Chemie sein.“ Ihr Herz hämmerte wild, hüpfte in ihrer Brust.
„Chemie“, sagte er heiser, „ist eine sehr gefährliche Angelegenheit.“
„Man macht keine neuen Entdeckungen, wenn man nicht willens ist, ein gewisses Risiko einzugehen.“ Es hätte sie schockieren sollen, eine solche Bemerkung aus ihrem Mund, eine so offensichtliche Einladung, weiterzumachen, bis zum Ende. Aber es schien so natürlich. Und so richtig.
„In einem solchen Falle ist es allerdings wichtig, alle Elemente zu kennen, mit denen man es zu tun hat. Wie viel bist du gewil t herauszufinden?“
„Ich kam her, um alle möglichen Dinge herauszufinden“, sagte sie leise.
„Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu finden.“
„Nein, du hast vor allem nach Rowan gesucht.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen, wippte auf den Absätzen. „Wenn ich jetzt mit dir hineinginge, würdest du einen Teil von ihr sehr schnell erkennen. Ist es das, was du willst?“
„Nein.“ Noch eine Überraschung – diese Absage, obwohl jede Faser ihres Körpers sich danach verzehrte. „Das wäre zu einfach, wie du schon früher gesagt hast. Aber ich suche nicht das Einfache. Ich bin nicht der Typ, der es sich so leicht macht.“
„Trotzdem werde ich dich küssen, wenn mir danach ist.“
Sie neigte den Kopf, ignorierte das erwartungsvolle Flattern in ihrem Magen. „Ich werde dich mich küssen lassen, wenn mir danach ist.“
Sein Grinsen kam prompt und war voller Anerkennung. „Du hast einiges von deiner irischen Ahnin in dir, Rowan aus der Familie der O’Mearas.“
„Vielleicht.“ Der Gedanke gefiel ihr außerordentlich. „Aber vielleicht muss ich noch mehr davon in mir finden.“
„Das wirst du bestimmt.“ Sein Grinsen verblasste. „Und wenn du das tust, hoffe ich, dass du wissen wirst, was du damit anfangen sollst. Suche dir einen Tag nächste Woche aus und komme zu mir. Bring deinen Zeichenblock mit.“
„Wozu?“
„Ich habe da so eine Idee … Wir werden sehen, ob sie uns beiden zusagt.“
Schaden kann es ja nichts, dachte sie. Und sie würde Zeit haben, um darüber nachzudenken, was am Morgen passiert war. „Fein, aber ein Tag ist so gut wie der andere. Mein Terminkalender ist dieser Tage nicht sehr
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