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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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eine derartige Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterließe. Ich legte die Arme um ihn und schmiegte meinen Kopf an seine Schulter. »Es ist mir völlig egal, was er zu sagen hat und was er empfindet, und wenn er stirbt, werde ich nicht auf seine Beerdigung gehen. Ich werde ihm nicht mal einen Kranz schicken. Diesem Drecksack.«
    Er rieb mit dem Kinn über meine Schläfe. »Wenn er noch mal anruft, kriegt er Besuch von mir. «
    »Genau«, sagte ich. »Der Drecksack.«
    Er lachte. »Es reicht, du kannst aufhören mit den Drecksäcken. Ich hab’s kapiert.« Er küsste mich und tätschelte meinen Po.
    »Gut«, antwortete ich fröhlich. »Darf ich jetzt zur Arbeit fahren?«
    Wir gingen beide nach draußen, stiegen in unser jeweiliges Auto – ich ermahnte mich, auf dem Weg nach draußen die Alarmanlage wieder einzuschalten –, und Wyatt setzte rückwärts auf die Straße, wo er so weit zurückfuhr, dass ich vor ihm einschwenken konnte. Ich war neugierig, ob er mir bis zum Great Bods hinterherfahren würde, vielleicht um sicherzugehen, dass mir nirgendwo ein Ex-Ehemann auflauerte, der nur darauf wartete, mit mir zu reden.
    Ich setzte ebenfalls rückwärts aus der Auffahrt und stellte dann die Automatik auf Fahren. Schnurrend beschleunigte der Motor, und Wyatt beschleunigte hinter mir.
    Etwa hundert Meter weiter mündet die Straße bei einem Stoppschild in eine belebte vierspurige Hauptstraße. Ich stieg auf die Bremse, doch das Pedal knallte ohne jeden Widerstand auf das Bodenblech. Ohne auch nur geringfügig langsamer zu werden segelte ich an dem Stoppschild vorbei in den dichten Vormittagsverkehr.

19
    Nein, mein Leben zog nicht vor meinen Augen vorbei. Ich war viel zu beschäftigt damit, das Lenkrad zu umklammern und »Scheiße! « zu schreien, als dass ich für so eine Nabelschau Zeit gehabt hätte.
    Ein paar kostbare Sekunden vergeudete ich damit, auf das Bremspedal einzutreten und zu beten, es möge plötzlich und auf wundersame Weise wieder funktionieren. Meine Gebete blieben unerhört. Gerade als ich an dem Stoppschild vorbeischoss, stampfte ich in einem letzten verzweifelten Versuch auf das Pedal der Feststellbremse, die mein Mercedes statt einer Handbremse hat, und das Auto jagte kreiselnd mit kreischenden Bremsen und qualmenden Reifen in die Kreuzung. Mein Gurt spannte sich an und drückte mich in den Sitz. Ich versuchte gegenzulenken, aber ein entgegenkommendes Auto, das ebenfalls mit kreischenden Bremsen anzuhalten versuchte, rammte rechts hinten meine Stoßstange und schubste mich zusätzlich an. Es war wie auf einer Achterbahnfahrt. In dem Sekundenbruchteil, in dem ich dem strömenden Verkehr entgegensah, erblickte ich wie in einem aufblitzenden Bild einen roten Pick-up, der genau auf mich zuhielt; dann rumpelte es, als mein Auto auf den Betonsockel des Mittelstreifens krachte und rückwärts darüber hinweg hechtete, um seitlich über den Rasen und auf die beiden Gegenspuren zu schleudern. Mit angstgeweiteten Augen blickte ich nach rechts und durch das Fenster auf der Beifahrerseite in das entsetzte Gesicht einer Frau, und die Zeit selbst schien in den Sekundenbruchteilen vor dem Aufprall zu gefrieren. Ein mächtiger Schlag traf mich wie ein brutaler Bodycheck, und im nächsten Moment wurde es schwarz um mich.
    Zum Glück blieb es nur ein paar Sekunden lang dunkel. Ich schlug blinzelnd die Augen auf, begreifend und gleichzeitig überrascht, dass ich noch am Leben war, aber irgendwie konnte ich mich nicht rühren und hätte es, selbst wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre, nicht getan, weil ich Angst hatte festzustellen, was für Verletzungen ich abbekommen hatte. Ich konnte nichts mehr hören; es war, als wäre ich ganz allein auf der Welt. Mein Blickfeld war vernebelt, und mein Gesicht fühlte sich taub an und tat gleichzeitig weh. »Autsch«, sagte ich in die befremdliche Stille hinein, und mit diesem Laut kehrte die Wirklichkeit zurück.
    Die gute Nachricht war: Der Airbag hatte funktioniert. Die schlechte war: Ich hatte ihn gebraucht. Ich sah mich in meinem Wagen um und hätte beinahe laut aufgestöhnt. Mein schönes kleines Cabrio sah aus wie ein hässlicher kleiner Schrotthaufen. Ich hatte überlebt, mein Auto nicht.
    O Gott, Wyatt. Er war genau hinter mir gewesen; er hatte alles mitangesehen. Er musste glauben, ich sei tot. Ich tastete mit der rechten Hand nach dem Gurtschloss und löste es, aber als ich die Tür aufdrücken wollte, rührte sie sich nicht, und dagegen werfen konnte ich

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