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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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und ihm die letzte Entscheidungsgewalt vorbehalten bleibe über meinen Grundbesitz.
    4. Daß nach dem Ableben von besagtem Pater Ralph de Bricassart durch seine eigene testamentarische Verfügung rechtsverbindlich die weitere Verwaltung meines Vermögens geregelt wird, d. h., der Kirche bleibt zwar der alleinige Besitz, doch steht es ausschließlich in der Verantwortung von Pater Ralph de Bricassart, seinen Nachfolger als Vermögensverwalter zu benennen, wobei er nicht gehalten ist, seine Wahl unter den geistlichen oder den Laienmitgliedern der Kirche zu treffen.
    5. Daß die Station Drogheda nie verkauft oder aufgeteilt wird.
    6. Daß mein Bruder, Padraic Cleary, Verwalter der Station Drogheda bleibt, mit dem Recht, in meinem Hause zu wohnen; und daß ihm ein Gehalt gezahlt wird, über dessen Höhe Pater Ralph de Bricassart entscheidet und niemand sonst.
    7. Daß im Fall des Ablebens meines Bruders, des besagten Padraic Cleary, seine Witwe und seine Kinder weiterhin das Recht haben, auf der Station Drogheda zu bleiben; und daß die Stellung des Verwalters, in Abfolge, seinen Söhnen Robert, John, Hugh, Stuart, James und Patrick zufällt unter alleinigem Ausschluß von Francis.
    8.     Daß nach dem Ableben des letzten der Söhne, unter Nichteinbeziehung von Francis, die gleichen Rechte den Enkelkindern des besagten Padraic Cleary gewährt werden.
    Legate:
    Für Padraic Cleary: alles, was meine Häuser auf der Station Drogheda enthalten.
    Für Eunice Smith, meine Haushälterin: daß sie, bei entsprechendem Lohn, ihre Stellung behält, solange sie das wünscht; daß ihr einmalig die Summe von fünftausend Pfund ausgezahlt wird; daß sie später im Ruhestand angemessene Bezüge erhält.
    Für Minerva O’Brien und Catherine Donnelly: daß sie, bei entsprechendem Lohn, in ihren Stellungen bleiben, solange sie das wünschen; daß jeder von ihnen einmalig die Summe von eintausend Pfund ausgezahlt wird; daß beide später im
    Ruhestand angemessene Bezüge erhalten.
    Für Pater Ralph de Bricassart: daß ihm auf Lebenszeit jährlich die Summe von zehntausend Pfund ausgezahlt wird, welche er für private Zwecke und völlig nach Belieben verwenden mag.«
    Das Testament war ordnungsgemäß unterzeichnet, datiert und durch Zeugenunterschriften bestätigt.
    Sein Zimmer ging nach Westen hinaus. Wie stets im Sommer hing ein Staubschleier in der stillen Luft, und die untergehende Sonne sandte ihre Strahlen zwischen den winzigen Partikeln hindurch, so daß die ganze Welt in Gold und Purpur verwandelt schien. Vor dem großen, blutroten Sonnenball, der unmittelbar über den Bäumen der fernen Koppeln stand, schwebten streifenförmige Silberwolken, die wie umsäumt waren von strahlenden Feuerbündeln. »Bravo!« sagte er. »Ich muß mich geschlagen bekennen, Mary. Ein Meisterstreich. Ich war der Narr, nicht du.«
    Er spürte die Tränen in seinen Augen, konnte das beschriebene Papier in seiner Hand nicht mehr erkennen. Rasch hielt er es so, daß keine Tropfen darauffallen und die Schrift verschmieren konnten. Dreizehn Millionen Pfund. Dreizehn Millionen Pfund! Ja, Mary hatte recht gehabt: Er war anfangs an ihrem Geld interessiert gewesen. Ehe dann Meggie kam. Da konnte er den Versuch nicht mehr fortsetzen: konnte nicht kalten Blutes eine Kampagne weiterführen, die sie um ihr Erbe bringen würde. Aber wie wäre das wohl gewesen, wenn er gewußt hätte, wie reich die alte Spinne in Wirklichkeit war? Dreizehn Millionen! Er hätte sich nicht träumen lassen, daß sie auch nur ein Zehntel davon besaß.
    Seit sieben Jahren lebten Paddy und seine Familie jetzt hier. Sieben Jahre lang hatten sie sich für Mary Carson abgerackert. Wofür? Für die miserablen Löhne, die sie zahlte? Nie hatte Pater Ralph gehört, daß Paddy sich über die schäbige
    Behandlung beklagte. Zweifellos war er stets überzeugt gewesen, nach dem Tod seiner Schwester für alles reichlich entschädigt zu werden: dafür, daß er, der Verwalter, den Lohn eines einfachen Viehtreibers erhielt, während seine Söhne, die als Viehtreiber arbeiteten, so entlohnt wurden wie Hilfsarbeiter. Nun, Paddy hatte sich durchgebissen. Drogheda war ihm ans Herz gewachsen, als wäre es sein Eigentum - was es, wie er zu Recht annahm, eines Tages ja auch sein sollte.
    »Bravo, Mary!« sagte Pater Ralph wieder, und diese ersten Tränen seit seiner Knabenzeit fielen auf seine Handgelenke und die Rücken seiner Hände, aber nicht auf das Papier.
    Dreizehn Millionen Pfund; und also doch noch

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