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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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durchaus von den Annalen von Drogheda sprechen. Sorgfältig vermerkte Fee, wann die verschiedenen Herden wohin getrieben wurden, welcher Wechsel sich von Jahreszeit zu Jahreszeit ergab, was für Wetter man an jedem einzelnen Tag gehabt hatte, ja sogar die Gerichte, die Mrs. Smith auf den Tisch brachte. Am Sonntag, dem 22. Juli 1934, lautete ihre Eintragung: Klarer Himmel, keine Wolke, Temperatur frühmorgens 2 Grad über Null. Heute keine Messe. Bob zu Hause, Jack draußen bei Murrimbah mit 2 Viehtreibern, Hughie draußen bei West Dam mit l Viehtreiber, Beerbarrel bei Trieb von Schöpsen von Budgin nach Winnemurra. Temperatur um 3 Uhr nachmittags 29 Grad. Barometer unverändert, 78 cm. Wind genau westlich. Zum Dinner: Corned Beef, Salzkartoffeln, Möhren und Kohl; als Nachtisch Pflaumenpudding. Am Samstag, dem 25. August, wird Meghann Cleary in der Heüig-Kreuz-Kirche mit Mr. Luke O’Neill, Viehtreiber, getraut werden. - Eingetragen um 9 Uhr abends, Temperatur 8 Grad, Mond im letzten Viertel.
     
     
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    Luke kaufte Meggie einen diamantenen Verlobungsring, Zwillingssteine zu je einem Viertelkarat, in einer Fassung von zwei Platinherzen, recht bescheiden sicherlich, aber doch sehr hübsch. Die kirchliche Trauung wurde für den 25. August in der Heilig-Kreuz-Kirche in Gillanbone festgesetzt. Anschließend sollte es im Hotel Imperial ein Familiendinner geben, zu dem natürlich auch Mrs. Smith, Minnie und Cat eingeladen wurden. Jims und Patsy allerdings ließ man in Sydney: Meggie hatte mit allem Nachdruck befunden, sie halte es für absolut sinnlos, die beiden Jungen eine Reise von rund tausend Kilometer machen zu lassen, nur damit sie einer Zeremonie beiwohnten, deren Sinn ihnen ja doch nicht ganz klar war. Die Zwillinge schrieben ihr und wünschten ihr Glück. Jims’ Brief war recht lang und umständlich, noch sehr kindlich,
    Patsys Gratulation bestand aus zwei Wörtern: »Alles Gute.« Natürlich kannten die beiden Jungen Luke. Während der Ferien waren sie mit ihm über die Koppeln von Drogheda geritten.
    Mrs. Smith schien untröstlich, weil Meggie darauf bestand, die Hochzeit in möglichst kleinem Rahmen zu feiern. Die Haushälterin hatte so sehr darauf gehofft, daß Meggie, als einzige Tochter des Hauses, auf Drogheda heiraten würde, und zwar mit flatternden Fahnen und Zimbelklängen. Doch Meggie war so sehr gegen alles »Brimborium«, daß sie nicht einmal Brautkleidung tragen wollte. Ihr würden ein normales Kleid und ein gewöhnlicher Hut genügen, schließlich konnte ihr das dann wenig später gleich als Reisekleidung dienen.
    »Liebling, ich weiß jetzt, wohin ich mit dir in die Flitterwochen fahre«, sagte Luke, als er sich Meggie gegenüber auf einen Stuhl gleiten ließ. Es war am Sonntag, nachdem sie ihre Heiratspläne gemacht hatten. »Wohin denn?«
    »North Queensland. Während du bei der Schneiderin warst, bin ich in der Bar vom Imperial mit ein paar Männern ins Gespräch gekommen, und die haben mir erzählt, daß da oben im Zuckerrohrland gutes Geld zu verdienen ist - wenn man Kraft und Ausdauer hat und harte Arbeit nicht scheut.« »Aber Luke, du hast hier doch bereits einen guten Job!« »Sicher. Aber das ist für einen Mann nun mal nicht das richtige - ich meine, in eine Familie einheiraten und dann von ihr abhängen und irgendwie angebunden sein. Ich möchte genügend Geld zusammenbekommen, um uns in Western Queensland einen Besitz zu kaufen, und ich möchte ihn haben, bevor ich zu alt bin, um die Sache in Schwung zu bringen. Für einen Mann meiner Art, ohne höhere Schulbildung und so, ist es bei dieser Depression nicht leicht, einen wirklich gutbezahlten Job zu bekommen, und in North Queensland fehlt’s an Arbeitskräften, und ich kann dort wenigstens zehnmal soviel verdienen wie als Viehtreiber auf Drogheda.« »Mit was für einer Arbeit?« »Zuckerrohr schneiden.«
    »Zuckerrohr schneiden? Das ist doch Kuli-Arbeit!« »Da irrst du dich. Kulis sind nicht groß genug, um das so gut zu machen wie weiße Schnitter, und außerdem weißt du ja so gut wie ich, daß die australischen Gesetze es verbieten, dort Farbige zu beschäftigen, damit der weiße Arbeiter nicht um sein täglich Brot gebracht wird. Tatsache ist nun, daß die gar nicht genügend Leute finden können und daß ganz enorme Löhne gezahlt werden. Es sind nicht sehr viele Männer stark oder groß genug, um Zuckerrohr zu schneiden. Aber ich bin’s. Mich bringt das nicht um.« »Dann - dann willst du wohl, daß wir

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