Die Dornenvögel
Genuß, und war dabei doch widerlich und nur ein Hohn auf die Liebe! Wäre da nicht die Hoffnung gewesen, daß dies alles irgendwie zu einem Baby führte, Meggie hätte sich ganz einfach geweigert, noch etwas damit zu tun zu haben.
»Ich habe dir einen Job besorgt, Meg«, sagte Luke, als sie im Speiseraum des Hotels beim Frühstück saßen.
»Was!? Bevor ich Gelegenheit habe, uns eine Wohnung einzurichten? Wir müßten uns ja überhaupt erst eine suchen!« »Hat gar keinen Sinn, daß wir ein Haus mieten, Meg. Ich werde Zuckerrohr schneiden, das ist alles schon geregelt. Die beste Gruppe von Schnittern in Queensland ist eine Gruppe von Schweden, Polen und Iren. Geführt wird sie von einem gewissen Arne Swenson, und bei dem war ich, als du dich nach der Reise ausgeschlafen hast. Es fehlt ihm gerade ein Mann, und er ist bereit, mich zu nehmen, erst mal so auf Probe. Jedenfalls werde ich bei denen in der Baracke schlafen. Wir schneiden sechs Tage pro Woche, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Außerdem bleiben wir natürlich nicht immer am selben Ort, sondern ziehen die Küste hinauf und herunter, wo immer uns der nächste Job gerade hinführt. Wieviel ich verdiene, hängt ganz von mir ab, davon nämlich, wieviel Zuckerrohr ich schneide. Wenn ich mit Arnes Leuten mithalten kann, dann verdiene ich pro Woche über zwanzig Pfund. Über zwanzig Pfund pro Woche! Kannst du dir das vorstellen?«
»Soll das heißen, daß wir gar nicht zusammen leben werden, Luke?« »Ist leider ausgeschlossen, Meg! Die Männer wollen keine Frau in der Baracke haben, und was für einen Sinn hätte es, wenn du allein in einem Haus wohnen würdest? Da kannst du doch gleichfalls arbeiten. Das Geld, das wir beide verdienen, ist alles für die Station, die wir uns kaufen werden.«
»Ja, aber wo soll ich denn wohnen? Und was für eine Arbeit kann ich denn tun? Hier gibt’s doch keine Schaf- oder Rinderherden, um die ich mich kümmern könnte.«
»Ja, das ist natürlich sehr schade. Deshalb habe ich dir auch eine Stellung besorgt, wo du gleich freies Logis hast. Und natürlich auch freie Kost. Das Geld dafür kann ich dann auch sparen. Du wirst als Dienstmädchen auf >Himmelhoch< arbeiten. So heißt der Besitz. Er gehört Ludwig Müller, und das ist der größte Zuckerrohrmann im ganzen Distrikt. Seine Frau ist invalid und kann den Haushalt nicht selbst führen. Morgen früh bringe ich dich hin.«
»Aber wann sehen wir uns denn, Luke?«
»Sonntags. Luddie weiß, daß du verheiratet bist, und er hat nichts dagegen, wenn du sonntags verschwindest.«
»Ach, wirklich! Nun, du hast wohl alles zu deiner völligen Zufriedenheit arrangiert, wie?«
»Glaub’ schon. Oh, Meggie, wir werden reich sein! Wir werden hart arbeiten und jeden Penny sparen. Und du wirst sehen - es dauert gar nicht so sehr lange, und wir können uns die beste Station in Western Queensland kaufen. Da sind die vierzehntausend, die ich auf der Bank in Gilly habe, und jedes Jahr kommen da weitere zweitausend hinzu. Und hier, hier können wir beide zusammen noch einmal dreizehnhundert pro Jahr verdienen. Es wird gar nicht lange dauern. Liebes, das verspreche ich dir. Also Kopf hoch, ja? Nimm’s nicht schwer. Denn sieh mal, was sollen wir mit einem gemieteten Haus, wenn wir uns, je härter wir arbeiten, bald in unserer eigenen Küche umsehen können?«
»Wenn du es so willst.« Sie blickte auf das Portemonnaie in ihrer Hand. »Luke, hast du meine hundert Pfund genommen?«
»Ich hab’ sie auf die Bank gebracht. Soviel Geld kannst du doch nicht so einfach mit dir herumschleppen.«
»Aber du hast mir gar nichts gelassen! Nicht einen Penny habe ich mehr! Wenigstens etwas Taschengeld hätte ich doch gern!«
»Wozu, Himmelherrgott, brauchst du Taschengeld? Gleich morgen früh bist du auf >Himmelhoch<, und da kannst du nichts ausgeben.
Die Hotelrechnung bezahle ich. Es wird langsam Zeit, daß du dir klarmachst, daß du einen Arbeiter geheiratet hast. Meg, du bist nicht mehr die verhätschelte Squattertochter, die mit Geld nur so um sich wirft. Was du von Müller als Lohn erhältst, zahlt der direkt auf mein Bankkonto ein, und da bleibt dann dein Verdienst zusammen mit meinem Verdienst. Ich geb’ das Geld nicht für mich selbst aus, Meg, das weißt du. Keiner von uns beiden wird’s anrühren, denn es ist für unsere Zukunft, für unsere Station.«
»Ja, ich verstehe. Du bist sehr vernünftig, Luke. Aber was wird, wenn ich ein Baby bekomme?«
Einen Augenblick fühlte er sich
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