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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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wunderbaren Land, das er sich kaufen würde und das für ihn ganz ohne Zweifel so etwas wie das Gelobte Land darstellte. Er sprach von dem Gras, von den großen, grauen Brolga-Vögeln, die im Staub der einzigen Straße von Kynuna herumpickten, von den Tausenden und aber Tausenden hüpfender Känguruhs und von der heißen, trockenen Sonne. Er sprach und sprach.
    »Ja, und eines Tages, ziemlich bald schon, wird ein großes Stück Erde davon mir gehören. Ein Teil Geld dafür kommt von Meggie, und wenn wir so weiterarbeiten wie jetzt, dann dürfte es nicht mehr als höchstens vier oder fünf Jahre dauern. Ja, eigentlich könnten wir schon eher dran denken. Wenn ich mich mit einem kleineren Stück Land zufriedengeben würde. Aber wo ich jetzt weiß, was ich mit Zuckerrohrschneiden verdienen kann, möchte ich lieber ein bißchen länger warten und dann ein wirklich anständiges Stück Land kaufen.« Die Teetasse in seiner großen, schwieligen Hand, beugte er sich vor. »Wissen Sie, neulich hätte ich Arne ums Haar ausgestochen! Elf Tonnen habe ich geschnitten, an einem einzigen Tag!« Luddie pfiff leise durch die Zähne, ein Ausdruck ehrlicher Bewunderung. Die beiden Männer begannen, über durchschnittliche und außergewöhnliche Arbeitsleistungen zu sprechen. Meggie schlürfte ihren starken, dunklen Tee. Oh, Luke, dachte sie. Zuerst hatte er von zwei Jahren gesprochen, jetzt waren es schon vier bis fünf. Wie viele würden es wohl am Ende sein? Würde er überhaupt diese Arbeit je wieder aufgeben wollen? Denn eines stand fest: Das Zuckerrohrschneiden war etwas, das er offenbar geradezu liebte. Und sie? Sollte sie sich gedulden und immer wieder gedulden? Sollte sie ergeben abwarten, wie am Ende alles wurde? Die Müllers waren sehr freundlich zu ihr, und über ein Übermaß an Arbeit brauchte sie sich wirklich nicht zu beklagen. Nur: Wenn sie schon ohne ihren Mann leben mußte, so wäre wohl Drogheda dafür der geeignete Ort gewesen. Seit einem Monat war sie nun auf »Himmelhoch«, aber keinen einzigen Tag hatte sie sich hier wirklich wohl gefühlt. Sie litt an Appetitlosigkeit und an Durchfall und schien die Lethargie, die sie erfüllte, einfach nicht abschütteln zu können. Da sie es gewohnt war, sich blendend zu fühlen, beunruhigte dieser eigentümliche Zustand sie sehr.
    Nach dem Frühstück half Luke ihr beim Geschirrspülen. Dann machte er mit ihr einen Spaziergang. Wohin? Zum nächsten Zuckerrohrfeld, wohin eigentlich auch sonst? Und ununterbrochen erzählte er ihr, wie das alles war - das Zuckerrohrschneiden und das prachtvolle Leben draußen in der freien Luft und diese prachtvolle Bande von Jungs aus Arnes Gruppe, und wieviel anders das alles war als das Schafescheren und wieviel besser!
    Sie kehrten um, stiegen wieder den Hügel hinauf. Doch sie gingen nicht ins Haus. Statt dessen führte Luke Meggie zwischen die Pfähle darunter, in eine Art Höhle oder doch Höhlung, in der es verhältnismäßig kühl war. Hier gab es Behältnisse aus Terrakotta in den verschiedensten Formen, vollgefüllt mit Erde, die Orchideen und manchen anderen Pflanzen als Nährboden diente. An langen Drähten hingen, vom Gebälk oben, Körbe herab, und man sah Farne und Tuberosen und Begonien und anderes, was das Auge wahrhaft entzücken konnte. Hierhin zog Meggie sich gerne zurück, und dies war auch das einzige auf »Himmelhoch«, das ihr besser gefiel als irgend etwas auf Drogheda; denn auf Drogheda hätten auf einem so beschränkten Raum niemals so viele Pflanzen wachsen können, dazu fehlte es dort ganz einfach an genügend Luftfeuchtigkeit.
    »Ist dies nicht reizend, Luke? Meinst du, daß wir so nach zwei Jahren vielleicht ein Haus für mich mieten können? So
    etwas wie dies würde ich nämlich selbst gern versuchen ...«
    »Wozu, Himmelherrgott, brauchst du für dich ein Wohnhaus? Wir sind hier nicht in Gilly, Meg. Eine alleinwohnende Frau wäre hier nicht sicher. Bei den Müllers bist du viel besser dran, glaub mir. Oder fühlst du dich bei ihnen nicht glücklich?«
    »Ich fühle mich so glücklich, wie man sich im Haus anderer Leute fühlen kann.«
    »Hör zu, Meg, mit dem, was du jetzt hast, mußt du nun mal zufrieden sein, bis wir nach Westen ziehen. Wir können es uns einfach nicht leisten, Häuser zu mieten und ein Luxusleben zu führen. Wir müssen sparen, verstehst du!?« »Ja, Luke.«
    Er war so erregt, daß er es unterließ, sie zu küssen, dabei hatte er sie eigens deshalb hierhergeführt. Statt dessen gab er ihr

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