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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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gegen ihren Oberschenkel. Hin und wieder zuckten Sätze durch ihren Geist, gesprochen mit Bhers Stimme: Wem, meine liebe Linnia, willst du damit helfen? Bedächtig sein. Überlegt handeln. Schnell reagieren. Wirf dich dem Untier nicht in den Rachen.
    Doch, hämmerte es in ihrem Kopf, während sie rannte. Doch, doch, doch. Soll er an mir ersticken.
    Nicht mit mir!
    Irgendwann blieb sie weinend stehen. » Bher! Roban! Dorago! Ach, Mora, verzeih mir. Bitte, verzeih mir!«
    Linn lief weiter, bis die Straße sich im Schnee verlor und sie innehalten musste, um sich zu orientieren. Wenn sie sich umdrehte, konnte sie die Stadt nicht sehen, nur unter einer dunklen Wolke erahnen, und es schnürte ihr die Luft ab zu wissen, was heute ihretwegen geschehen war.
    » Dafür wirst du büßen, Nat Kyah! Du bezahlst dafür, das schwöre ich.« Sie umklammerte den Glücksstein, der ihr nichts als Unglück gebracht hatte. » Wollt ihr mich finden?«, rief sie laut. » Hier bin ich! Hier! Bleibt der Stadt fern – hier bin ich!«
    Mit dem Finger streifte sie etwas Größeres, Glattes. Die Drachenschuppe. Das Mädchen holte sie aus dem Beutel und betrachtete sie angewidert. Bernstein. Ekel erfüllte Linn bei diesem Anblick. Sie war kurz davor, die kleine Scheibe fortzuschleudern, aber stattdessen krallte sie ihre Hand darum und presste sie an ihre Brust.
    » Tod«, flüsterte sie. » Du sollst bluten, Nat Kyah. Und wenn ich dir jede Schuppe einzeln ausreiße, um darunter dein Herz zu finden. Heute ist dein Glückstag, mein Herr. Beenden wir unser Hohes Spiel.« Sie zog sich die Haarbänder aus dem Zopf und band die Schuppe an das Heft des Schwertes. Als würde es von einem riesigen, glänzenden Bernstein geschmückt, eine würdige Waffe.
    » Eine Waffe, um dich zu töten, Nat Kyah«, rief sie und reckte es hoch. Wenn es doch nur eine Zauberwaffe gewesen wäre! Auf einmal fiel ihr ein, was jenes Wort bedeutete, das Nival auf dem Dachboden bei seinem Zauberversuch benutzt hatte. Wina-Beret. Sie kannte es, der Drache hatte es für sie übersetzt. SaiHara Wina-Beret, der große Zerstörer … » Ich werde dich vernichten, Nat Kyah!« schrie sie. » Heute bin ich der Zerstörer. Wina-Beret! Wina-Beret!«
    Kurz darauf kamen ihr wieder die Tränen, und sie wankte die Straße entlang, durch den Nebel, und spürte die Feuchtigkeit auf ihren Wangen, nicht kühlend, sondern heiß und brennend.
    Sie hatte das Gefühl, aus Feuer zu bestehen. Alles an ihr war verbrannt, und in ihrem Inneren wohnte nur noch der wilde Wunsch, ihren Feind zu vernichten, eine glühende Kugel wie das Feuer eines Drachen.
    » Nat Kyah!«, brüllte sie. » Wo bist du? Du elender Bastard, zeig dich mir!«
    » Hier finde ich dich also, Magd. Bringst du mir den Stein?« Er stieß aus den Wolken herab wie ein gigantischer Schmetterling. Nat Kyah brauchte keine Sonne, um zu strahlen. Er landete vor ihr und ragte bis in den Himmel auf, glänzend, ein Schatz, eine Herrlichkeit, unaussprechlich, ein Gott, vor dem man sich hinwerfen wollte, um ihm zu dienen. » Wie redest du eigentlich mit mir?«
    Aber sie wollte ihn töten. Mehr nicht. Die Zeit, ihm Respekt zu erweisen, war endgültig vorüber.
    » Du hast mich verraten«, weinte sie. » Warum? Warum hast du das getan? Du wusstest, die Drachen würden mir nichts antun können. Du kennst das Geheimnis der Kette. Sollten die vier Ungeheuer schon wieder all jene umbringen, die ich liebe? Wozu? Um mich zu zwingen, dir zu gehorchen?« War das die Wahl, die ich hatte, ohne dass ich es wusste? Ich dachte, es ginge um mich! Nicht um Bher und Mora und die Alten. Nur um mich!
    Der Drache senkte das Haupt so, dass er ihr in die Augen schauen konnte. Seine kreisenden Pupillen übten einen Bann aus, dem sie nicht länger unterlag. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Wutschrei.
    » Hast du den Stein?«, fragte er. » Dein Geschwätz interessiert mich nicht. Hast du ihn mitgebracht?«
    » Du hattest die Kralle dabei, obwohl du nicht wusstest, was ich dir bringen würde! Du wolltest mich verraten, von Anfang an!«
    » Ich will die Schuppe des grünen Drachen«, meinte er. Er schien nicht zu wissen, worum es hier überhaupt ging. Als hätte es den Brand und das Sterben nicht gegeben. Die vier Drachen und den Verrat und den Hass. » Eine einzige Schuppe des ValaNaik, und ich bin zufrieden.«
    » Hier.«
    Linnia fuhr herum.
    Gerade glitt Jikesch von einem großen Pferd. Statt auf der Eselin war er auf einem Ross aus dem Stall des Königs

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