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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wiedergefunden, wie sie ihn lange nicht mehr erfüllt hatte. Abend für Abend wurde er besser, und obwohl es ihm noch nicht gelang, Parsel zu schlagen, spürte er, dass er seinem Ziel schon recht nahe war.
    Zu Herbstbeginn war er mit dem Erreichten so zufrieden, dass er glaubte, sich ein paar Ruhetage gönnen zu können. Es war an der Zeit, Rais aufzusuchen.
    Von Soana wusste er, dass die greise Magierin im Land des Wassers bei den Nael-Wasserfällen lebte, in jenem Gebiet, das die Heere des Tyrannen noch nicht überrannt hatten, und hatte sich genau beschreiben lassen, wie ihre Hütte zu finden war.
    Es war ein grauer, düsterer Tag, als er bei Rais eintraf. Trotz Soanas Beschreibung kurvte er eine Weile unter dem Wasserfall herum und wurde nass bis auf die Knochen, bevor ihm aufging, wo das Häuschen stand.
    Es war wirklich ein heruntergekommener Schuppen, und Ido war erstaunt, dass eine so mächtige Zauberin, die Frau, die Nihal den einzigen Weg zur Rettung der Aufgetauchten Welt gewiesen hatte, unter solchen Bedingungen lebte. Zögerlich klopfte er an, doch niemand antwortete. Er legte die Hand auf den Riegel und stellte fest, dass die Tür nur angelehnt war.
    Als er eintrat, verschlug ihm der beißende Geruch von Schimmel und getrockneten Kräutern fast den Atem. Innen kam ihm die Hütte noch schäbiger vor als von außen. Auf den ersten Blick wirkte sie eher wie die Behausung einer Hexe denn einer Magierin, die Bücher, die aufgeschlagen auf dem Fußboden durcheinanderlagen, die Seiten bekritzelt mit gefährlich anmutenden Runenzeichen, mussten voller verbotener Formeln stecken.
    Seltsame Freundschaft, die Soana da pflegt...
    »Wer ist da?«, rief plötzlich eine krächzende Stimme.
    Ido schrak zusammen. »Drachenritter Ido, ein Freund von Soana.«
    Eine hutzelige Gestalt trat vor, eine tiefgebückt gehende Greisin. Zweifellos ein Gnom, war sie noch sehr viel kleiner als Ido, von fast unnatürlichem Wuchs. Es hatte den Anschein, als würde der Boden sie langsam verschlingen. Ihr Gesicht war von Falten entstellt, ihre Augen nur zwei weißliche Kreise. Sie hatte unendlich langes Haar, das wie eine Schleppe am Boden schleifte.
    Die Greisin richtete ihren Blick auf den Besucher und betrachtete ihn lange. »Der Gnomritter ...«, sagte sie schließlich. »Sheireens Lehrmeister ... Ich habe dich nicht kommen hören. Was willst du?«
    Ido empfand Abscheu vor diesem modrigen, nach Fäulnis stinkenden Raum und der wenig sympathisch wirkenden Alten. »Ich bin gekommen, um dich einige Dinge zu fragen.«
    »Eine Zauberin weiß nichts, was einen Krieger interessieren könnte.«
    Ido sah sie genauer an. Früher musste sie einmal sehr schön gewesen sein, doch diese Schönheit schien verwelkt wie die Kräuterbunde an den Wänden.
    »Vielleicht doch. Ich möchte mehr über Deinoforo erfahren, den Ritter mit der scharlachroten Rüstung! Kennst du ihn?«
    Rais zuckte zusammen, und Ido erkannte, dass Soana mit ihrer Vermutung Recht gehabt hatte.
    »Nein, ich kenne niemanden dieses Namens.«
    »Oh doch! Du kennst ihn. Und ich werde nicht eher gehen, bis du mir alles erzählt hast, was du von ihm weißt. Vor einiger Zeit habe ich gegen ihn gekämpft«, fügte Ido hinzu, »und dies hier ...«, er berührte seine linke Augenhöhle, »... ist sein Werk. Ich möchte wissen, wer er ist.«
    Rais heftete den Blick ihrer milchigen Augen auf Idos Gesicht, und der Gnom begriff, dass sie, genau wie er, in diesem Moment an Nihal dachte. Eine Weile starrten sie sich an, und Ido hatte das ungute Gefühl, die Magierin versuche, ein obskures Anrecht auf die Seele seiner Schülerin geltend zu machen.
    Plötzlich lächelte Rais ein heimtückisches Lächeln. »Setz dich«, sagte sie trocken. Ido nahm auf einem eingestaubten Stuhl Platz, während sich die Alte auf einem Sessel hinter einem Tisch voller Pergamentblätter und Heilkräuter niederließ. In der Mitte stand ein kleines mit Asche gefülltes Kohlebecken.
    »Sagt dir der Name Debar irgendetwas?«, fragte Rais.
    Beim Klang dieses Namens spürte der Gnom einen alten Groll in sich aufsteigen. Als er Debar kennenlernte, war dieser ein sympathischer, vielversprechender Junge mit dunklem Haar und blauen Augen. Er diente in Idos Einheit, und für eine Weile hatte er den Jüngeren unter seine Fittiche genommen, bis Debar dann Rang um Rang aufstieg und in der Armee rasch Karriere machte. Eines Tages jedoch geriet seine Familie in den Verdacht, Verrat begangen zu haben. Es lag jedoch nur eine Reihe

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