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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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war er sein eigenes Geschöpf, denn er hatte dem talentierten, sympathischen Jüngling vieles beigebracht. So erklärte sich auch der ähnliche Kampfstil des Ritters, und je länger Ido darüber nachdachte, desto wütender wurde er.
    Deinoforo war genau den entgegengesetzten Weg gegangen wie er selbst, und dadurch waren sie sich auf eigenartige Weise ähnlich. Eine ganze Reihe von Dingen verband sie, führte sie immer wieder zusammen: Sie hatten miteinander gekämpft, hatten genau gegensätzliche Lebensentscheidungen getroffen und waren nun beide verstümmelt. Da traf ihn ein Stoß, mit dem er nicht gerechnet hatte, der Gnom verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.
    »Du bist heute nicht bei der Sache«, sagte Parsel, während er ihm aufhalf. »Was zum Teufel geht dir denn durch den Kopf?«
    »Nichts, nur Gedanken«, wich der Gnom aus.
    Ido vertraute sich Soana an und erzählte ihr, was er von Rais erfahren hatte. Die Magierin hörte ihm aufmerksam zu, zeigte sich aber wenig überrascht. »Du wusstest davon?«, fragte der Gnom.
    »Nein, aber ich habe mir so etwas gedacht. Dieser unbändige Hass auf den Tyrannen kam mir verdächtig vor. Wir alle verachten ihn, aber nicht mit solcher Inbrunst. Auch ihr hinfälliges Aussehen konnte ich mir nie so recht erklären: Sie ist ja höchstens zehn, zwanzig Jahre älter als du.« Ido schauderte. »Ich weiß nicht, ob wir ihr trauen können immerhin war sie ja mal seine Geliebte«, sagte er, »und dann noch diese Geschichte mit ihrer Flucht aus dem Verlies ..., nein, aus dieser Festung gibt es kein Entrinnen. Gewiss hat der Tyrann sie laufen lassen. Aber wieso?«
    Soana schüttelte den Kopf. »Nein, ihr Hass ist echt. Rais spielt ihn nicht und würde niemals mit unseren Feinden gemeinsame Sache machen. Das Problem liegt woanders. Dieser Hass blendet sie so, dass sie wirklich zu allem bereit ist, um den Tyrannen zu vernichten.«
    Soana erzählte Ido nun mit leiser Stimme, was Rais Nihal angetan hatte, von den Albträumen, mit denen sie das Mädchen quälte. Und der Gnom ballte die Fäuste vor Wut.
    »Eben das meine ich. Daher wollte ich auch nicht, dass Nihal sie aufsucht, und war gegen ihre Mission. Doch Rais hatte schon längst alles bis ins Letzte geplant. Und jetzt können wir nichts anderes mehr tun, als das zu unterstützen, was sie für uns entschieden hat.«
    »Elende ...«, zischte Ido.
    »Egal wie«, fuhr Soana fort, »ihr verdanken wir unsere letzte Hoffnung. Vielleicht kann aus ihrem Hass doch etwas Gutes entstehen.«
    Schnell vergingen die Wochen, und es wurde kalt. Ido trainierte täglich, bei Wind und Wetter, und es lief immer besser. Er war nun wieder der Krieger früherer Zeiten. Das hatte er begriffen, als er Parsel zum ersten Mal schlagen konnte. Mittlerweile gelang es seinem Lehrer nur noch selten, gegen ihn zu bestehen. Ido fühlte sich bereit. Und so beschloss er, dass es an der Zeit sei, auch sein Schwert wieder zusammenzuschmieden. Er brachte es zu einem Waffenschmied in Makrat, einem Mann, der mit mehr Muskeln als Gehirn gesegnet schien.
    »Nein, die Reparatur lohnt sich nicht«, erklärte er, nachdem er die Klinge geprüft hatte. »Das kommt dich teurer als ein neues Schwert.«
    »Die Kosten scheren mich nicht, und ich werde zahlen, was du verlangst. Aber es muss wieder so gut wie vorher sein«, antwortete Ido.
    Auch wenn der Schmied vielleicht nicht der Hellste war, auf seine Arbeit verstand er sich. Innerhalb einer Woche war Idos Schwert wieder wie neu.
    Als er es zur Hand nahm, fühlte er sich wieder wie in alten Zeiten. Unverzüglich begab er sich zu Soana, die die Waffe noch einmal mit ihrem speziellen Zauber belegte. Nun konnte Ido auch Raven gegenübertreten und das zurückfordern, was ihm zustand. In seiner Rüstung mit dem Schwert an der Seite betrat der Gnom die Akademie und bat, empfangen zu werden. Die Wachen im Audienzsaal musterten ihn verwundert. Eigenartigerweise ließ Raven heute nicht auf sich warten und präsentierte sich Ido in noch schlichterer Aufmachung als bei ihrer letzten Begegnung. Zum ersten Mal in seinem Leben begrüßte Ido ihn voller Ehrfurcht und ging vor ihm auf die Knie. Raven schien überrascht, denn Ido hörte, wie der Klang seiner Schritte plötzlich erstarb. »Erhebe dich«, forderte der Oberste General ihn auf, und Ido gehorchte. Als der Gnom den Blick hob, saß Raven, gelassen wie immer, in seinem Sessel. »Nun?«
    Ido senkte das Haupt. »Ich bitte dich um meine Wiederaufnahme in den Dienst.« »Hatte ich dir

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