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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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in bewohntes Gebiet vorwagen müssen. Am Morgen waren sie nicht auf Fammin gestoßen. Am Nachmittag aber machten sie in der Ferne Gestalten aus und wunderten sich, als sie erkannten, dass es Menschen waren.
    Der erste war ein bewaffneter Mann zu Pferd, der sie aber keines Blickes würdigte und ohne Hast seiner Wege zog. Der zweite lenkte einen Karren, auf dem sich ein Dutzend Fammin in Ketten drängten. Bei diesem Anblick umklammerte Nihal das Heft ihres Schwertes, bis diese Bestien, die sie so hasste, endlich aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. Dann atmete sie erleichtert auf und entspannte sich ein wenig. Gegen Abend gelangten sie zu einer jener Ansammlungen von Häusern, die wohl kaum Städte zu nennen waren. Es waren eher befestigte Zitadellen mit niedrigen Gebäuden -Wohnhäusern, Schenken, Waffenschmieden -, die von einer hohen Mauer umgeben waren. Und genau in der Mitte erhob sich ein Turm als Herzstück der Anlage. Alle Gebäude waren aus dunklem Stein errichtet, wahrscheinlich Basalt, der der ganzen Stadt etwas Düsteres gab. Ein dichter Nieselregen hatte eingesetzt und erfüllte die Luft mit einem leichten Modergeruch.
    »Wir haben keine andere Wahl, wir müssen hinein«, seufzte Sennar.
    Sie umliefen die Stadtmauer und gelangten zum einzigen Eingang, einem von zwei Fammin bewachten Tor. Sich einfach ungesehen hineinzuschleichen, war unmöglich: Sie mussten an ihnen vorbei.
    »Lass mich reden. Du ziehst die Kapuze ganz tief ins Gesicht und hältst den Mund«, wies Sennar sie an.
    Aufgeregt näherten sie sich den Wachposten. Sie waren noch einige Schritte entfernt, als einer der beiden schon seine Lanze senkte und ihnen den Weg versperrte. »Wer seid ihr?«, fragte er mit kehliger Stimme.
    »Waffenhändler«, antwortete Sennar.
    »Und woher kommt ihr?«
    Die Wache schien ihm zu glauben.
    »Aus dem Land des Feuers.«
    »Wie Gnomen seht ihr aber nicht aus.«
    Nihal griff nach dem Schwert, während ihr kalter Schweiß ausbrach.
    »Das sind wir auch nicht, wir sind Menschen aus dem Land des Feuers. Wir suchen eine Bleibe für die Nacht.«
    Der Fammin blickte ihn misstrauisch an. »Was trägt denn dein Begleiter da unter seinem Gewand?«
    Bevor Nihal reagieren konnte, hatte Sennar bereits den Saum ihres Umhangs zur Seite gezogen und zeigte ihm das Schwert. »Ein Werk von meiner Hand. Ein schönes Stück, nicht wahr? Aus dem besten schwarzen Kristall aus dem Land der Felsen gefertigt, eine Kostprobe meines Könnens für mögliche Käufer.«
    Der Fammin hob seine Lanze an. »Nun gut, ihr könnt eintreten«, sagte er und zog das schwere Tor auf.
    Geschwind trat Sennar über die Schwelle, und Nihal folgte ihm.
    Gleich hinter dem Tor stießen sie auf eine nicht sehr hohe Hauswand aus dunklem Stein, so nahe an die Stadtmauer herangebaut, dass kaum ein Durchgang blieb. Und von dort zweigte wiederum eine Reihe ebenso schmaler, düsterer Gassen ab. Vorsichtig ging Sennar noch etwas weiter und schob Nihal dann in eine solche Gasse. »Was ist in dich gefahren?«, protestierte sie.
    Sie verabscheute diesen Ort, die Stadtmauer nahm ihr die Luft zum Atmen, und der Regen ließ sie immer gereizter werden. Da war ihr die Trostlosigkeit der Wüste noch lieber gewesen als dieses beklemmende Städtchen, in dem es von Fammin nur so wimmelte.
    »Pst«, machte Sennar, mit dem Finger vor dem Mund. Dann begann er eine Litanei zu sprechen, schloss die Augen und legte ihr, als er diese wieder öffnete, eine Hand an die Stirn. Nihal überkam ein seltsames, warmes Gefühl.
    »Was hast du gemacht?«, fragte sie erschrocken.
    »Das ist ein Zauber, den mir Flogisto im Land der Sonne gezeigt hat, damit lässt sich nach Belieben das Äußere einer Person verändern. Du siehst jetzt übrigens wie ein hübscher Bursche aus«, erklärte Sennar mit einem Lächeln.
    Nihal fuhr mit den Händen ihre Gesichtszüge nach und erkannte sich nicht wieder. Anstelle ihrer glatten Haut spürte sie die Stoppeln eines schlecht rasierten Bartes, die Nase war breiter, die Stirn höher. Sofort befühlte sie ihre Ohrmuscheln. Sie waren rund. Welch eigenartiges Gefühl.
    »Das hält den ganzen Abend. Länger aber nicht. Wenn wir eine Schenke gefunden haben, so behalte dein Gesicht dennoch lieber bedeckt und iss einfach nur. Dieser Zauber ist lediglich eine Vorsichtsmaßnahme, je weniger wir auffallen, umso besser für uns.«
    Sennar zog sich wieder den Umhang über den Kopf, und sie gingen weiter. Lange streiften sie in den Gassen zwischen den düsteren Gebäuden

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