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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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umher. Es schien ein undurchschaubares Gewirr von Durchgängen und Sträßchen, die sich an den unerwartetsten Stellen in den seltsamsten Winkeln schnitten. Unmöglich, sich in diesem Labyrinth zu orientieren, und bald mussten sie sich eingestehen, dass sie sich verirrt hatten.
    »Ich weiß einfach nicht mehr, wo wir sind«, murmelte Sennar.
    Nihal schwieg und bemühte sich, Abscheu und Ekel zu unterdrücken. Sie lief mit gesenktem Kopf, darauf bedacht, sich nicht umzublicken. Plötzlich vernahm sie seltsame Geräusche und blieb stehen, die Hand auf dem Schwert.
    »Was ist los?«, fragte Sennar.
    Nihal blickte sich um, konnte aber nichts erkennen. Es dauerte etwas, bis ihr klar war, dass die Geräusche aus den Häusern kamen. Sie spitzte die Ohren, und was sie hörte, klang nach vielen Körpern, die an einem engen Ort zusammengepfercht waren, nach keuchendem Atem und kehligen Rufen. Sie nahm ein Gefühl von Schmerz wahr und glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, so als sei sie selbst gefangen.
    Vielleicht eine Stunde irrten sie so umher, ließen sich durchnässen bis auf die Knochen von diesem feinen, doch unerbittlichen Nieselregen. Sie wollten schon aufgeben, als sie plötzlich eine Gestalt erblickten. Nihal blieb stehen.
    »Wer seid Ihr?«, fragte der Schatten, der nur ein paar Schritte von ihnen entfernt war. Die Stimme klang wenig bedrohlich, sondern fast freundlich.
    Sennar nahm die Sache in die Hand. »Wir sind reisende Kaufleute auf der Suche nach einem Wirtshaus.«
    Der Schatten kam noch näher. »Was wollt Ihr dann hier, wenn Ihr ein Wirtshaus sucht? Das hier ist die Kaserne, da gibt es kein Wirtshaus.«
    Nun, da er bei ihnen stand, konnten sie ihr Gegenüber erkennen: Es war ein Mann mit einem weiten roten Umhang und einer Lanze in der Hand - wahrscheinlich eine Wache. »Wir sind zum ersten Mal in der Gegend und kennen uns nicht aus ...«, antwortete Sennar etwas unsicher.
    Der Mann musterte sie genauer und ließ seinen Blick länger auf Nihals Gestalt ruhen. Dann zuckte er ein paarmal mit den Schultern, um den Regen abzuschütteln. »Man merkt, dass Ihr Fremde seid ... Hier gibt es nur die Zellen der Fammin, wenn Ihr ein Gasthaus sucht, müsst Ihr hoch in die Stadt, die Straße dort hinauf, Ihr könnt es gar nicht verfehlen.«
    Sennar bedankte sich, fasste Nihal am Arm und verschwand mit ihr die Straße hinauf, die der Mann ihnen gezeigt hatte.
    Nihal war verstört. Dann rührten also die Gefühle, die sie vorhin wahrgenommen hatte, von den Fammin. Das kam ihr völlig unmöglich vor. Denn es war ja nicht nur Wut, sondern auch Niedergeschlagenheit und Trauer wegen eines unabänderlichen Schicksals.
    Sie liefen ein weiteres Stück, ließen die Zellen hinter sich und erreichten ein Wohngebiet, das eigentliche Städtchen, auf einer Anhöhe mit ärmlichen Häusern, die alle gleich aussahen. Darüber thronte eine trutzigen Festung, die wahrscheinlich die Kommandozentrale dieses Ortes war.
    Aus einem Eingang drangen Lärm und Geschrei. Das schien eine Art Taverne zu sein, und Nihal und Sennar traten schließlich ein.
    Kaum hatten sie die Köpfe zur Tür hineingesteckt, umfingen sie durchdringender Biergeruch, Grölen und ordinäres Gelächter. Der Schankraum war klein, dicht verraucht von unzähligen Pfeifen und voller Soldaten, die sich um die Tische drängten. Nihal wäre am liebsten wieder gleich hinausgegangen, zwang sich aber zu bleiben. Schließlich hatte sie es auch nicht anders gewollt. Sennar hielt geradewegs auf den Mann zu, der anscheinend der Wirt war, und sprach ihn an. Der Lärm war ohrenbetäubend, und Nihal verstand kein Wort. Sie überließ alles dem Magier, der sie nun zu einem etwas abgelegenen Tisch in einer Ecke führte. Nihal nahm auf dem Stuhl an der Wand Platz, der ihr geschützter vorkam, und Sennar setzte sich neben sie. »Die Zimmer sind oben«, sagte der Magier. »Wir essen etwas und gehen dann gleich hinauf, und morgen früh, im ersten Tageslicht, brechen wir unsere Zelte hier wieder ab.«
    Ein Bediensteter brachte ihnen eine Brühe, die als Verpflegung einer Söldnertruppe angemessener gewesen wäre und auf der eigenartige Fasern schwammen, von deren Herkunft Nihal lieber nichts wissen wollte, dazu zwei Krüge Bier, immerhin gut eingeschenkt, und einen Kanten dunklen Brotes.
    Die Stimmung in der Wirtsstube war fröhlich und aufgekratzt. Eine Gruppe Soldaten an einem Tisch prostete sich immer wieder, die Bierkrüge schwenkend, unter lautem Gelächter zu. Offensichtlich hatten sie

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