Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Augenbrauen. Der Magier zerbrach sich den Kopf, wie er Rolana helfen konnte, doch seine Forschungen hatten dieHeilkunde nicht einmal gestreift. Verächtlich hatte er das den Priestern und Heilern überlassen und diese in ihrem Eifer immer ein wenig belächelt. Jetzt gäbe er alles darum, Rolana in ihrem Kampf gegen die Fieberdämonen beistehen zu können. Was halfen ihm seine ganzen Studien, die Jahre im Dienst der Magie? Er war nicht von größerem Nutzen als dieser dumme Muskelprotz, der sich ihr selbst in dieser kritischen Situation noch aufdrängte. Doch Sorge und Hilflosigkeit hielten nicht lange an. Ein ganz anderes Gefühl stieg in ihm hoch. Heiß loderte die Eifersucht in ihm auf, wenn er ihre wundervolle, so zerbrechliche Gestalt in seinem Schoß gebettet liegen sah.
Sie kann nichts an ihm finden, beruhigte er sich. Was sollte sie mit so einem ungebildeten, ungehobelten Kerl anfangen? Aber der Teufel der Eifersucht ließ sich nicht so einfach besiegen, und die Zweifel nagten mit dumpfem Schmerz in ihm.
Warum hatte er ihr nie seine Liebe gestanden? Warum hatte er seine Gefühle hinter der kalten Fassade des Wissens verborgen? Seine Gedanken wanderten nach Adahorn zurück.
Die Priesterin ist in die Bibliothek gekommen, um ein Buch über die Zeiten vor dem Feuersturm zu suchen. Rathlos steht sie vor dem Regal mit den großen Werken der Geschichte, als Vlaros, einen Stapel Bücher in den Armen, vorbeigeht. Erstaunt hält er inne, als sie ihn anspricht und um Rat bittet. Es trifft ihn wie ein Blitz, und er kann sie einige Augenblicke nur stumm anstarren. Rolana in ihrem fließend weißen Gewand, das schwarze Haar hochgesteckt, die Kapuze auf den Rücken geworfen. Ihre Wangen glänzen vor Eifer rosig im Kerzenschein, und ihre Augen scheinen ihn in einen unendlichen Strudel zu ziehen. Sie muss ihn zweimal fragen, ehe er den Mund aufmacht, um ihr zu versichern, wie gerne er ihr behilflich ist.
Sie blättern in alten Werken, und er erzählt ihr alles, was er an Legenden und Geschichten weiß, doch ihr Wissensdurst kennt keine Grenzen. Wenn sie etwas sagt, dann liegt Nachdruck in ihrer Stimme, und die dunklen Augen blitzen. Die Leidenschaft der Jugend lodert in heller Flamme in ihr, und sie ist enttäuscht, als sie am Abend mehr neue Fragen als Antworten gefunden hat.
Der gefürchtete Abschied naht. Ein älterer Bruder tritt schweigend heran, um sie zum Kloster auf dem Felsen zurückzubegleiten. Vlaros will sie fragen, wann er sie wieder sehen kann, aber angesichts der strengen Miene des alten Mönchs verstummt er. Da geht sie. Die weiße Gestalt verschwindet in der Dunkelheit, und er fühlt sich plötzlich leer und verzweifelt. Was ist es, das ihn quält, fragt er sich verwundert. Mit Frauen hat er keine Erfahrung, er weiß nur, dass alles, was ihm vor Stunden noch die Welt bedeutet hat, still und leise in den Hintergrund tritt. Verwirrt kehrt er in seine karge Kammer in einem Seitenflügel der Akademie zurück, er kann jedoch in dieser Nacht keinen Schlaf finden. Er sieht nur diese Augen, dieses Gesicht, dieses herrliche Haar.
Sobald die Bibliothek am nächsten Morgen ihre Pforten öffnet, ist Vlaros wieder da. Den ganzen Tag streift er zwischen den Regalen umher, blättert hier und da in einem Buch, doch er kann sich nicht auf die Sprüche und Trankrezepturen konzentrieren. Sie kommt nicht, und auch am nächsten Tag hat er keinen Erfolg. Zu Sehnsucht und. Entzücken gesellt sich langsam auch Wut. Hat er sein Leben in eifriger Disziplin verbracht, um sich von einer Frau so aus der Bahn werfen zu lassen? Vielleicht hat sie ihn mit irgendwelchen unheimlichen Kräften verhext. Er schwankt zwischen dem Wunsch, sie wiederzusehen, und dem, sie endlich zu vergessen, um wieder so zu sein wie vor diesem verhängnisvollen Tag.
Er zögert, als sein alter Lehrer ihn wissen lässt, er werde für ein Jahr nach Fenon reisen, um mit dem großen Swerjow neue Gegengifte zu erforschen. Soll er hier bleiben und weiter nach ihr Ausschau halten, oder ist diese Reise ein Wink des Schicksals, ihn wieder auf den alten Pfad zurückzugeleiten? Er fürchtet sich davor, die Akademie mit ihrem geordneten Tagesablauf zu verlassen, um sie gegen eine Reise durch unbekannte Landschaften einzutauschen, doch was soll er ohne seinen Meister hier anfangen? Zwei Tage und zwei Nächte hadert er mit der Entscheidung, aber dann bittet er seinen Meister, ihn mit auf die Reise zu nehmen.
Mit Furcht im Herzen und Übelkeit im Magen macht er sich im
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