Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
spürte seinen harten Körper, seine fordernden Lippen, und dann gab auch sie dem Verlangen nach.
»So«, murmelte er.
»Nun bringen wir sie sicher heim.«
Drachenflug, Drachenflug, Entflammt sind die Triebe. Weyrherrin, teil mit mir, die Glut dieser Liebe.
F'Iar erwachte unvermittelt. Er horchte aufmerksam. Der Bronzedrache kauerte auf dem Sims vor der Felsenhöhle der Königin und brummte zufrieden. Im Weyr war alles in Ordnung.
Ja - aber etwas hatte sich verändert. F'lar erkannte es durch Mnemenths Augen und Sinne. Über Nacht hatte sich die Wandlung vollzogen. F'lar lächelte zufrieden, als er an die stürmischen Ereignisse des Vortags dachte. Es hätte alles anders kommen können.
Es wäre beinahe alles anders gekommen, erinnerte ihn Mnementh.
Wer hatte ihn und K'net zurückgerufen? Wieder dachte F'lar über diese Frage nach. Mnementh bestätigte nur, dass ihn jemand zurückgerufen hatte. Weshalb war der Drache so schweigsam?
Nagende Zweifel erwachten in F'lar.
»Hat F'nor auch nicht vergessen …«, begann er laut.
F'nor vergißt deine Befehle nie, versicherte ihm Mnementh ungeduldig. Canth sagte mir, dass der Rote Stern heute bei Sonnenaufgang über dem Felsöhr steht. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit. F'lar fuhr sich mit den Fingerspitzen durch das Haar.
»Über dem Felsöhr …«, wie es die Schriften prophezeiten. Und an jenem Morgen, an dem der Stern scharlachrot im Innern des Felsöhrs erstrahlte, war sein Abstand zu Pern am geringsten und die Fäden drohten.
Eine andere Erklärung für die seltsame Anordnung der gigantischen Felsen, die man auch auf der Ostseite der fünf verlassenen Weyr beobachten konnte, gab es nicht.
Da war zuerst der Fingerfelsen, der am Tag der Wintersonnenwende zur aufgehenden Sonne hinüberdeutete. Dann, zwei Drachenlängen dahinter, der Quader des Sternsteins, mannshoch, mit einer glatten Oberfläche, in die zwei Pfeile eingegraben waren. Einer wies nach Osten, zum Fingerfelsen, der andere leicht nach Nordosten, zum Felsöhr, das fest mit dem Sternstein verbunden war.
Eines Morgens, in nicht allzu ferner Zukunft, würde er durch das Felsöhr sehen und in das höhnische rote Auge starren. Und dann …
Ein Spritzen und Plätschern unterbrach seine Gedankengänge. Wieder lachte F'lar vor sich hin. Das Mädchen badete. Sie war schön, daran gab es keinen Zweifel … F'lar legte sich zurück und schloss die Augen.
Mnementh äußerte von seinem sicheren Felsvorsprung, dass F'lar mit Lessa lieber vorsichtig sein solle.
Tatsächlich? erwiderte F'lar.
Mnementh wiederholte seine Warnung, aber F'lar nahm sie nicht ernst.
Plötzlich richtete sich der Drache auf. Er informierte seinen Reiter, dass die Wachtposten einen Späher ausschickten, um die Ursache der ungewöhnlichen Staubwolken unterhalb des Benden-Sees zu erkunden.
F'lar erhob sich eilig und zog sich an. Er schnallte eben den breiten Gürtel um, als der Vorhang zur Badequelle zurückgeschoben wurde und Lessa erschien. Sie war voll bekleidet.
F'lar überraschte es immer wieder, wie feingliedrig sie war. Man konnte sich nicht vorstellen, dass in diesem schmalen Körper eine so unbeugsame Energie steckte. Das frischgewaschene Haar hing ihr schwer über die Schultern. In ihren Augen las er nichts von der Leidenschaft, die sie am Vorabend geteilt hatten. Sie strahlte weder Herzlichkeit noch Wärme aus. Was war mit dem Mädchen nur los? Hatte Mnementh doch recht mit seiner Warnung?
Der Bronzedrache meldete sich mit ein paar beunruhigenden Nachrichten. F'lar konnte sich jetzt nicht mit Lessa beschäftigen. Innerlich verfluchte er R'gul. Der Weyrführer hatte sie völlig falsch behandelt.
Nun, das war vorbei. Seit dem gestrigen Abend herrschte F'lar, der Reiter des Bronzedrachen Mnementh, über den Weyr. Er wurde einiges verändern.
Dann beeil dich, meinte Mnementh trocken. Die Barone versammeln sich am See.
»Es gibt Schwierigkeiten«, erklärte F'lar, noch bevor er Lessa begrüßte. Seine Feststellung schien sie nicht zu ängstigen.
»Die Barone kommen, um sich zu beschweren?« fragte sie kühl.
Er bewunderte ihre Haltung, obwohl er sich sagte, dass sie nicht unschuldig an der augenblicklichen Lage war.
»Du hättest die Überfälle mir überlassen sollen. K'net ist noch jung genug, um Spaß an der Sache zu finden.«
Ein Lächeln huschte über ihre Züge. F'lar überlegte, ob sie das vielleicht einkalkuliert hatte. Wäre Ramoth am Vortag nicht zum Paarungsflug gestartet, so hätte alles anders ausgesehen.
Weitere Kostenlose Bücher