Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
Kälte des Dazwischen nahm Lessa den Atem. Einen Moment lang sah sie unter sich den Weyr, und dann trug Ramoth sie zum Südkontinent. Sie schwebten über der aufgewühlten See.
Der Himmel war bedeckt, und ein Stück vor ihnen tauchte purpurn der Uferstreifen des Südkontinents auf.
Angst stieg in Lessa hoch. Die Drachenkönigin flog mit kraftvollen Flügelschlägen auf das ferne Land zu. Canth versuchte tapfer, auf gleicher Höhe mit ihr zu bleiben.
Er ist doch nur ein Brauner, schalt Lessa Ramoth.
Wenn er mit mir fliegt, muss er die Schwingen eben ein wenig strecken, erwiderte die goldene Königin kühl.
Innerlich dachte Lessa. Ramoth war immer noch gekränkt, weil man es ihr verwehrte, Seite an Seite mit den Bronzedrachen zu kämpfen. Die Männchen würden es in nächster Zeit schwer mit ihr haben.
Und dann sah Lessa den Vogelschwarm. Sie seufzte erleichtert. Es gab also Leben am Südkontinent!
Sie konnte es vor Ungeduld kaum erwarten, bis Ramoth die schroffe Felsenküste erreicht hatte.
Stein, grau unter grauem Himmel…
Enttäuscht befahl Lessa Ramoth höherzufliegen. Alles wirkte kahl und verlassen. Aber dann brach ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke, und das Grau löste sich in Braun- und Grüntöne auf. Üppige tropische Vegetation wurde sichtbar. Lessas triumphierender Schrei vermischte sich mit dem lauten Trompeten der Drachen. Kreischend flogen Möwen auf, erschreckt von dem ungewohnten Geräusch.
Dschungel und Grasland erstreckte sich unter ihnen. Es hatte Ähnlichkeit mit der Landschaft von Boll. Aber so eifrig sie das Gelände absuchten, sie konnten nirgends einen Felsstock finden, der sich zum Weyr eignete.
Entmutigt landeten sie auf einem Hochplateau neben einem kleinen See. Das Wetter war warm, aber nicht schwül, und während F'nor und Lessa aßen, wälzten sich die beiden Drachen im Wasser.
Lessa war rastlos und zeigte wenig Appetit. Sie merkte, dass auch F'nor immer wieder verstohlene Blicke zum Dschungelrand warf.
»Was befürchten wir eigentlich? Die Vögel sind harmlos, und Where meiden die Nähe von Drachen. Mit Fäden müssen wir auch nicht rechnen, da wir uns zehn Jahre in der Vergangenheit befinden.«
F'nor zuckte mit den Schultern und schnitt eine Grimasse, als er den Proviant wieder in die Tasche schob.
»Wahrscheinlich ist es die Leere«, meinte er. Im gleichen Augenblick erspähte er an einer Mondblütenranke eine reife Frucht. »Mhm, das sieht lecker aus! Ob man sie essen kann?«
Er streckte sich und riss die orangenrote Frucht ab.
»Fühlt sich saftig an und hat ein frisches Aroma«, verkündete er. Mit geschickten Fingern löste er die Schale und reichte Lessa die Hälfte des goldgelben Fruchtfleisches.
»Auf dass wir gemeinsam in den Tod gehen - falls das Ding wider Erwarten doch giftig sein sollte!« meinte er grinsend.
Lessa biss herzhaft in die Frucht. Das Fleisch war süß und zart besser als alles, was sie bisher im Weyr gegessen hatte.
F'nor erhob sich und holte noch ein paar Früchte aus den Ranken. »Zumindest ist uns ein glücklicher Tod beschert!« rief er Lessa zu.
Als sie gegessen hatten, meinte er nachdenklich: »Ich glaube, uns fehlen nur die Klippen und Höhlen.
Wir sind es nicht mehr gewohnt, im Freien zu leben. Dazu kommt die völlige Stille. Sie vermittelt ein Gefühl der Einsamkeit.«
Lessa nickte. »Ramoth, Canth - würde es euch stören, außerhalb eines Weyrs zu leben?«
Wir waren nicht immer in Höhlen eingesperrt, erwiderte Ramoth hochmütig und wälzte sich im Wasser, dass hohe Wellen ans Ufer schlugen. Die Sonne scheint angenehm warm, und das Wasser erfrischt. Mir würde es hier gefallen, aber mich übergeht man ja wieder einmal.
Sie ist beleidigt«, flüsterte Lessa F'nor zu. Dann wandte sie sich besänftigend an die Drachenkönigin:
»Gönn Pridith auch etwas! Du hast den Weyr für dich allein.«
Ramoth tauchte unter und kam prustend wieder hoch. Sie würdigte Lessa keines Blickes.
Auch Canth bestätigte, dass er ohne den Weyr auskommen könne. Der Boden war sicher wärmer als Stein, sobald man sich eine bequeme Schlafmulde gebuddelt hatte. Und solange es genug zu fressen gab …
»Wir werden ein paar Herdentiere hierher schaffen müssen«, sagte F'nor. »Das Plateau eignet sich gut als Weidegrund. Es besitzt keine Ausläufer und wird durch den See mit Süßwasser versorgt. Wenn man die Hütten hier am Ufer baut…«
»Vielleicht wäre es klug, Jungreiter auszuwählen, die von Gehöften und Handwerkerdörfern kommen«, warf
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