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Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Titel: Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Wissenschaftlern vorlag, die die ganze Nacht durchgearbeitet hatten, ging das Murren los: erst ein immer noch schockiertes Geflüster beim Morgen-Klah; dann Gerüchte, die in alle Büros und auch in die hastig wiedereröffneten Wohnungen an den verlassenen Plätzen drangen. Am Abend zuvor hatte man am Freudenfeuerplatz ein riesiges Feuer angezündet, das noch immer brannte. An jeder Ecke waren Pechfackeln aufgestapelt, die nur noch angesteckt zu werden brauchten, und im Laufe des Tages wurden die Stapel immer größer.
    Viele der leichteren Schlitten, die in Landing gestanden hatten, brauchten neue Kanzeldächer. Die verwesten Fädenhülsen fegte man mit Masken und dicken Arbeitshandschuhen hinaus.
    Die geflügelten Freunde hatten einen neuen, Respekt verratenden Namen bekommen: Feuerdrachen. Auch Leute, die die Tiere bisher verachtet hatten, trugen nun Leckerbissen für sie in den Taschen. Landing wimmelte von dickbäuchigen Zwergdrachen, die in der Sonne schliefen.
    Mittags wurde von der alten Gemeinschaftsküche eine Mahlzeit ausgegeben, und die Gerüchte verdichteten sich. Am Nachmittag führten Ted Tubberman und ein Gleichgesinnter mit tränenverschmierten und schmerzverzerrten Gesichtern Angehörige von Opfern der Katastrophe zur Tür der Isolierstation.
    Paul und Emily kamen mit Phas Radamanth und Mär Dook heraus.
    »Nun? Habt ihr festgestellt, was das für ein Wesen ist?« wollte Ted wissen.
    »Es ist ein komplexes, aber durchschaubares Netzwerk von feinen Fasern, das etwa einer terrestrischen Mykorrhiza entspricht«, begann Mär Dook. Tubbermans Verhalten erregte seinen Unmut, aber er respektierte seinen Kummer.
    »Das sagt nicht viel, Mär«, gab Ted zurück und schob streitlustig das Kinn vor. »In all den Jahren, seit ich Botaniker bin, habe ich noch nie einen Pflanzensymbionten gesehen, der für Menschen gefährlich gewesen wäre. Was kommt denn als nächstes? Ein tödliches Moos?«
    Emily wollte die Hand auf Tubbermans Arm legen, um ihm ihr Mitgefühl zu zeigen, aber er zuckte zurück.
    »Es gibt nicht viel, worauf wir uns stützen können«, meldete sich Phas scharf zu Wort. Er war müde, und die ganze Nacht in der Nähe dieses monströsen Wesens zu arbeiten, war eine schreckliche Nervenbelastung gewesen. »Auf keinem der Planeten, die von Menschen erkundet wurden, hat man je so etwas entdeckt. Am nächsten kommen der Sache noch einige fiktive Vorstellungen aus dem Religiösen Zeitalter. Wir müssen uns eingehender damit befassen, um es besser zu verstehen.«
    »Es lebt also noch? Ihr haltet es am Leben!« Teds Gesicht wurde aschgrau vor blinder Empörung. Seine Begleiter nickten zustimmend, und neue Tränen liefen ihnen über die Gesichter. Mit zornigem Gemurmel drängte sich die Delegation näher an den Eingang; sie alle suchten nach einem Ventil für ihre Frustration und ihren ohnmächtigen Kummer.
    »Natürlich müssen wir es studieren, Mann.« Mär Dook bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Um genau herauszufinden, was es ist. Dazu muß es gefüttert werden, um… sich zu halten. Wir müssen feststellen, ob dies erst der Beginn seines Lebenszyklus ist.«
    »Erst der Beginn!« schrie Tubberman. Paul und Phas sprangen herbei, um den rasenden Botaniker festzuhalten. Lucy war seine Tochter, aber auch sein Lehrling gewesen, und zwischen den beiden hatte eine tiefe Zuneigung bestanden. »Bei allem, was heilig ist, damit mache ich jetzt ein Ende!«
    »Ted, sei doch vernünftig. Du bist Wissenschaftler!«
    »Zuerst einmal bin ich Vater, und meine Tochter ist… von einem dieser Wesen aufgefressen worden! Ebenso wie Joe Milan, Patsy Swann, Eric Hegelman, Bob Jorgensen und…« Tubbermans Gesicht war jetzt totenblaß. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und sein ganzer Körper bebte in hilflosem Zorn. Er starrte Emily und Paul anklagend an. »Wir haben euch beiden vertraut. Wie konntet ihr uns an einen Ort bringen, wo unsere Kinder und alles, was wir in den vergangenen acht Jahren geschaffen haben, einfach aufgefressen werden!«
    Das Gemurmel der Delegation unterstützte seinen Vorwurf.
    »Wir«, - seine Handbewegung schloß die dichtgedrängte Menge hinter sich mit ein -, »wollen, daß das Wesen getötet wird. Ihr habt lange genug Zeit gehabt, es zu studieren. Kommt, Freunde. Wir wissen, was wir zu tun haben!« Er warf den Biologen einen letzten, verbitterten Blick zu, drehte sich um und stieß grob die Leute zur Seite, die ihm im Weg standen. »Feuer vernichtet es.«
    Damit stapfte er wütend davon.

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