Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
lockerte. Der Druck ihrer Finger auf seinem Arm verriet ihm auch, daß sie keinen der beiden Männer kannte.
»Ara«, redete er beruhigend auf sie ein, »Piemur und Meister Robinton sind auf P'ratans Poranth zu uns gekommen. Wir sollen behalten dürfen, was wir haben. Es soll unser Eigentum sein. Unser eigenes Anwesen!«
Ara wandte den Blick nicht von den Männern, die sich alle Mühe gaben, ihr durch ihre Haltung und ihr Lächeln die Angst zu nehmen.
»Ich verstehe gut, daß ein so unerwarteter Besuch ein Schock für sie war, meine Liebe«, sagte Meister Robinton. »Aber dies ist wirklich der erste Tag, an dem ich kommen konnte.«
»Ara, es ist alles in Ordnung«, versicherte ihr Jayge abermals, strich ihr über das Haar und streichelte ihre Hand, die sich in panischer Angst in sein Hemd krallte.
»Jayge«, flüsterte sie heiser, »ich habe sie nicht gehört!«
»Nicht?« Auch Jayge dämpfte seine Stimme. »Du hast sie nicht gehört?« wiederholte er zuversichtlicher.
»Warum bist du dann ohnmächtig geworden?«
»Gerade deshalb!« Der gequälte Aufschrei spiegelte deutlich ihre innere Zerrissenheit wider.
Jayge nahm sie in die Arme, wiegte sie sanft und murmelte immer und immer wieder, alles sei gut. Es sei nicht schlimm, wenn sie die Drachen nicht mehr hören könne. Das brauche sie auch nicht. Und sie dürfe keine Angst haben. Niemand mache ihr einen Vorwurf. Sie müsse sich jetzt zusammennehmen, sonst werde das Ungeborene noch Schaden leiden.
»Hier! Das wird dir guttun«, sagte Piemur und hielt ihr wieder den Becher hin. »Glaub mir, Aramina, ich weiß, wie es ist, wenn plötzlich Leute auftauchen, nachdem man Planetenumläufe lang keinen Menschen gesehen hat.«
Als Jayge den vollen Namen seiner Frau hörte, stutzte er und blickte mißtrauisch auf.
»Ich habe Sie nach einer Zeichnung wiedererkannt, die kurz nach Ihrem Verschwinden verbreitet wurde«, erklärte der Meisterharfner freundlich. Er ließ Readis auf seinem Knie reiten, und der Kleine gluckste vor Vergnügen.
»Mein liebes Kind«, fuhr er fort, als Aramina sich einigermaßen gefaßt hatte, »alle werden sich freuen, daß Sie am Leben sind und daß es ihnen hier auf diesem schönen Besitz im Süden so gut geht. Wir dachten, die Banditen hätten Sie umgebracht!« Ein leiser Tadel lag in dem Blick, den er Jayge zuwarf, doch in seiner Stimme war nichts davon zu hören.
»In den letzten Wochen habe ich mehr Überraschungen erlebt als zuvor in meinem ganzen Leben. Es wird lange dauern, bis ich das alles verarbeitet habe.«
»Meister Robinton interessiert sich sehr für alte Ruinen, Jayge und Ara«, erklärte Piemur. »Und ich glaube, die euren haben mehr zu bieten als die leeren Häuser oben auf dem Plateau.«
Immer noch mit dem kleinen Jungen spielend, fuhr Meister Robinton eifrig fort: »Piemur hat mir erzählt, Sie hätten neben dieser ungewöhnlichen Behausung noch andere Überbleibsel aus uralter Zeit gefunden und würden sie auch benützen. Ich habe die Netze, die Kästen und die Fässer gesehen, und ich bin überwältigt. Es wird Planetenumläufe dauern, um die Siedlung auf dem Hochplateau freizulegen, aber bisher haben wir nur einen einzigen Löffel entdeckt, während Sie…« Er deutete mit der freien Hand auf die verschiedenen Gegenstände im Wohnraum und schloß auch das Haus selbst mit ein.
»Wir konnten bisher nicht sehr viel tun«, sagte Ara bescheiden. Sie hatte ihren Mut wiedergefunden.
»Nachdem das Haus endlich bewohnbar war…«
Sie unterbrach sich verlegen und sah Jayge ängstlich an. Er hatte sich neben sie gesetzt, einen Arm um ihre Schultern gelegt und ihre Hand in die seine genommen.
»Sie haben wahre Wunder vollbracht, meine Liebe«, widersprach Robinton energisch. »Ein Boot, um auf Fischfang zu gehen, die Pferche für das Vieh, Ihr Garten - man bedenke nur, wieviel Gestrüpp Sie roden mußten!«
»Haben Sie denn keine Angst vor den Sporenregen?« fragte P'ratan besorgt. Er hatte bisher geschwiegen.
»Wir nehmen uns in acht«, grinste Jayge spöttisch, dann lächelte er den erschrockenen Drachenreiter begütigend an. »Ich stamme aus einer Händlerfamilie und habe den ersten Fädenfall in Telgar überlebt. Daher bin ich es gewöhnt, kein festes Dach über dem Kopf zu haben.«
»Man weiß nie, wohin es einen im Leben verschlägt, nicht wahr?« bemerkte Meister Robinton mit strahlendem Lächeln.
Jayge bewirtete seine Gäste mit Klah und frischem Obst und bot ihnen Brot an, das Aramina tags zuvor gebacken
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