Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
seiner Rechten wirkte zu jung, um viel Erfahrung zu haben, aber der Hüne zu seiner Linken war als Flankenschutz genau richtig.
Swacky hieß er, wie Asgenar sich erinnerte.
Larad hatte darauf bestanden, an dem Frontalangriff teilzunehmen, obwohl alle anderen ihm das gern erspart hätten. Aber so war der Baron von Telgar schon als Pflegling gewesen, dachte Asgenar. Er haßte es, für dumm verkauft zu werden, und wenn er einmal erkannt hatte, daß er zum Gespött geworden war, ruhte er nicht, bis er die Scharte wieder ausgewetzt hatte.
So lange hatte der Tag noch nie auf sich warten lassen, dachte Asgenar. Langsam fraß sich die Kälte durch seine dicke Kleidung. Ihn fröstelte und er versuchte krampfhaft, sich zu beherrschen.
»Baron«, flüsterte es von links, und er sah eine lederummantelte Flasche auf sich zukommen, »nehmen Sie einen Schluck, das hilft.« , Asgenar griff dankbar zu und hätte sich fast verschluckt, als ihm der Alkohol brennend durch die Kehle rann. Er hatte höchstens mit heißem Klah gerechnet.
»Es hat geholfen!« hauchte er. Er spürte die Wärme in allen Gliedern.
»Geben Sie die Flasche weiter. Der Junge hat auch 'nen Schluck nötig«, bat Swacky und nickte zu Asgenars rechter Seite hin.
Es geht allen gleich, dachte Asgenar und gehorchte.
Als er seinem Nachbarn zum ersten Mal ins Gesicht sah, erschrak er ein wenig: der Junge war älter, als er im Profil ausgesehen hatte, und er starrte verbissen vor sich hin. Die Kälte schien ihm weniger auszumachen, aber er bedankte sich flüsternd und nahm ganz selbstverständlich einen Schluck.
Offenbar war er an scharfe Sachen gewöhnt.
Das ist nicht nur Verbissenheit, dachte Asgenar, als er die Flasche an Swacky zurückgab. Seinen Nachbarn bewegten stärkere Gefühle: Was sein Blut trotz der klirrenden Kälte zum Kochen brachte, war unversöhnlicher Haß. Asgenar konnte nur hoffen, daß er daneben auch Erfahrung besaß. Eine falsche Bewegung würde die Beute zu früh aufscheuchen, und dann mußten sie wieder ganz von vorne anfangen. Er wollte, daß die Sache an diesem Morgen ein für allemal erledigt wurde.
Schließlich gab es noch wichtigere Dinge.
Endlich stieg die Sonne über die Gipfel im Osten, der Schnee leuchtete golden auf, und die blauschwarzen Schatten traten schärfer hervor. Über ihnen glitzerte und funkelte das Plateau wie ein Diamantenfeld, als die ersten Strahlen auf die Eiskristalle trafen.
Dann wurde das Zeichen zum Angriff gegeben, und die Männer, die vor dem plattgetretenen Vorplatz des Anwesens gelegen oder gekauert hatten, sprangen auf und stürmten los. Sie schwangen einen Rammbock, um die Tür aufzubrechen, doch die war nicht verschlossen, und der Schwung trug den ersten Trupp in die Haupthöhle, ehe die Leute Zeit hatten, ihre Schwerter zu ziehen. Larad drängte sich an ihnen vorbei und strebte dem Raum zu, in dem er seine Schwester vermutete.
Aber überall im Korridor lagen schlafende Menschen, und einer war geistesgegenwärtig genug, ihm ein Bein zu stellen und aus Leibeskräften zu schreien. Larad schlitterte längelang über den Steinboden. Asgenar zog ihn hoch, während Swacky und sein Gefährte tiefer in den Stollen eindrangen und auf die Schläfer zu beiden Seiten einschlugen, die jetzt von dem Lärm erwachten und sich zum Kampf stellten.
Larad schrie ihnen zu, den rechten Ast zu nehmen, aber Swacky und sein junger Kamerad wandten sich bereits nach links. Andere strömten hinterher, und so gingen Larad und Asgenar allein weiter. Als sie ihr Ziel erreichten, fanden sie die Tür verriegelt und mußten den Rammbock mit viel Mühe schräg ansetzen, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Endlich hing die Tür schief in den Angeln, und sie konnten eintreten, doch bis auf ein paar verstreute Kleidungsstücke war der Raum leer. Asgenar entdeckte weitere Türen, und wieder kam der Rammbock zum Einsatz. Jeder der folgenden Räume zeigte Spuren einer überstürzten Flucht.
Asgenar zog den Plan des Höhlenkomplexes zu Rate und versuchte sich zu trösten. Gewiß, neben der Haupthöhle gab es eine Reihe kleinerer Grotten, aber alle Ausgänge waren gut bewacht.
Niemand konnte entkommen.
Rufe schallten durch die Gänge, doch der Widerhall verzerrte die Worte bis zur Unverständlichkeit. Ein Bote kam zu Larad und Asgenar und meldete, die Hauptgrotte sei gesichert, alle nach links abzweigenden Tunnel seien geräumt, und man habe Gefangene gemacht.
»Besteht die Möglichkeit, daß Thella darunter ist?« fragte
Weitere Kostenlose Bücher