Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
hier noch wohlfühlen könnten.« Piemur holte tief Atem und fragte mit belustigt glitzernden Augen: »Reicht das fürs erste?«
»Mir jedenfalls schon«, sagte Lessa scharf. »Vollendeter Quatsch.«
»Gibt es jemanden, der dieses Geschwätz ernst nimmt?«
F'lar beugte sich vor.
Lytol holte tief Atem.
»Diese Dummheiten könnten wenigstens teilweise erklären, warum die Delegation von Nerat, die um Rat bei der Bekämpfung eines Pflanzensterbens bitten wollte, so überaus nervös war. Meisterfarmer Losacot mußte sie fast mit Gewalt in den Raum schieben. Ich habe den Vorfall in meinem Tagesbericht erwähnt.«
»Hat Akki ihre Unsicherheit bemerkt?« wollte Lessa wissen »Eine solche Frage würde ich ihm niemals stellen. Vollkommen unerheblich«, antwortete Lytol entrüstet und warf der Weyrherrin einen scharfen Blick zu. »Wichtig ist, daß sie offenbar eine positive Antwort erhielten, denn als sie gingen, unterhielten sie sich darüber, wie sie seine Empfehlungen in die Tat umsetzen könnten. Meister Losacot blieb noch bei mir stehen und bedankte sich, weil ich sie so rasch eingeschleust hatte. Ich hielt die Angelegenheit für ziemlich dringend.«
»Ich behaupte immer noch«, sagte Robinton, »je mehr Menschen Akki persönlich kennenlernen, desto mehr Unterstützung wird er für seine Pläne erhalten.«
»Nicht in jedem Fall«, widersprach Lytol leise.
Dann lächelte er dem Harfner zu. »Aber wir beide haben uns schließlich geeinigt, in dieser Frage uneins zu sein, nicht wahr?«
»So ist es«, bestätigte der Harfner liebenswürdig, doch in dem Blick, den er dem alten Burgverwalter zuwarf, lag ein Schatten von Trauer.
»Und wie werden wir uns nun morgen beim Konklave verhalten?« fragte Lessa.
»Vorausgesetzt natürlich, die Weyrführer werden überhaupt zugelassen.«
»Oh, das ganz gewiß«, versicherte Jaxom. »Larad, Groghe, Asgenar, Toronas und Deckter würden niemals dulden, daß man die Weyrführer von Benden und vom Hochland ausschließt!« Er grinste. »Ich finde, wir sollten es ihnen überlassen, das Thema anzuschneiden.«
»Morgen ist ein wichtiger Tag, Jaxom.« Lytol sah sein einstiges Mündel streng an.
»Nicht alles ist wichtig, und wenn es sein muß, kann ich auch Haltung bewahren, alter Freund.« Jaxom schenkte Lytol ein gewinnendes Lächeln, ohne Piemurs Schnauben zu beachten. »Da so viele von uns nach Tillek fliegen sollen, haben T'gellan und K'van die Drachengarde hier verdoppelt.«
»D'ram führt die Aufsicht«, fügte Robinton hinzu. »Er bestand darauf, schließlich müssen Lytol und ich notgedrungen am Konklave teilnehmen.«
»Als ob Sie sich das entgehen lassen würden«, bemerkte Lessa mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Diesmal schon gar nicht«, gab Robinton ihr freundlich recht.
9.
Im Frühling war die Burg von Tillek am schönsten, denn unter dem strahlend blauen Himmel wirkten die Granitfelsen heller, und manchmal glitzerten einige Flächen für einen flüchtigen Moment wie Silber in der Sonne. Aus den luftigen Höhen des obersten Stockwerks hatte man nach Norden wie nach Süden eine wunderbare Aussicht; an klaren Tagen wie dem heutigen konnte man über das Vorgebirge und das dahinter steil abfallende Gelände bis zur Südküste sehen. Heute wehten Fahnen aus allen Fenstern, Tücher in kräftigen Farben, die sich vom grauen Stein abhoben wie leuchtendbunte Intarsien.
Das tief eingeschnittene, natürliche Hafenbecken unterhalb der Burg und die kleineren Gehöfte und Katen auf den Terrassen, aus denen sich die Siedlung Tillek zusammensetzte, waren ebenfalls mit Fahnen, bunten Bändern und sogar mit Girlanden aus verschiedenen gelben Frühlingsblumen geschmückt. Ranreis jüngste Umbauten an den Hafenanlagen wurden nun auf die Probe gestellt. Viele Leute hatten sich entschlossen, die Westküste heraufzusegeln, um am Konklave und den Festlichkeiten im Anschluß an die Wahl des neuen Burgherrn teilzunehmen. Aber die Ankerplätze waren so zahlreich, daß nicht einmal diese Unmenge von großen und kleinen Schiffen das Fassungsvermögen des Hafens sprengte.
Zu Jaxoms Überraschung kam Ruth über dem Hafenbecken aus dem Dazwischen, so daß er und Sharra einen ausgezeichneten Blick auf das rege Treiben hatten. Offenbar hatte man auch noch das letzte kleine Paddel- oder Ruderboot für den Fährdienst zwischen den Besucherschiffen und dem neuen Kai eingesetzt.
An jeder Ufertreppe schaukelte eine ganze Kette von Kähnen, die darauf warteten, ihre festlich gekleideten Insassen an
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