Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
Jancis, um ihn abzulenken, und ging auf den Lift zu, »ich möchte diesen ›Angriff‹ jedenfalls mit eigenen Augen sehen. Bisher durfte ich Hof oder Halle während eines Fädenfalls nie verlassen, also ist das die erste und vielleicht einzige Gelegenheit für mich. Will von euch keiner mitkommen?«
Das ließen sich die anderen nicht zweimal sagen, und als sie zusammen mit drei hünenhaften Schmieden im Lift steckte, bedauerte sie schon, die Herausforderung ausgesprochen zu haben.
Die Lifttür öffnete sich, und dahinter ging es zu wie im Tollhaus: zwei grüne Drachen klebten mit gespreizten Schwingen am Fenster und zischten und geiferten so hemmungslos, daß die ganze Scheibe mit Speichel verschmiert war. Ruth hatte beide Flügel voll ausgebreitet, bedeckte damit die Körper der beiden und hielt mit seinen Schwingenfingern die ihren fest. Sein lautes Gurren ging fast unter in ihrem wütenden Fauchen.
Jancis bekam Trig gerade noch zu fassen, ehe auch er sich zu den Drachen gesellte und ihr törichtes Gehabe imitierte. Als sie sich den Kleinen unter den Arm klemmte, mußte sie nach dem Geländer greifen, sonst hätte er sie mit seinem wilden Gezappel ins Trudeln gebracht. Ruth richtete seine blutunterlaufenen Augen auf Trig und kläffte ihn gebieterisch an. Sofort beruhigte sich die Bronzeechse.
Die Aussicht - jedenfalls das wenige, was nicht von den drei Drachenkörpern verdeckt wurde - war beeindruckend: ein dichter Regen versperrte den Blick auf Pern. Anfangs mußte Jancis sich sehr beherrschen, um nicht zurückzuzucken. Die Gebilde kamen geradewegs auf die Yokohama zugeschossen und wurden scheinbar erst im letzten Moment vor dem Aufprall von den Schilden des Schiffs abgelenkt. Allmählich gewöhnten sie und die drei Schmiede sich jedoch an das Spektakel und konnten es einigermaßen gelassen beobachten. So erheiternd wie Jaxom fanden sie es freilich nicht. Der klammerte sich mit einer Hand an den Pilotensessel, um nicht davonzuschweben, und krümmte sich vor Lachen. S'len und L'zan, die sicherheitshalber außer Reichweite der wild peitschenden Drachenschwänze in der Luft schwebten, betrachteten ihn peinlich berührt.
Fandarel, der Größte unter den Anwesenden, hatte einigermaßen freien Blick nach draußen. »Was für ein unglaubliches Schauspiel. Akki, ist das einer dieser Meteorschauer, von denen du uns erzählt hast?«
»Was Sie sehen, ist kein Meteorschauer«, antwortete Akki. »Vergleicht man diese Attacke mit den Berichten des Piloten Kenjo Fusaiyuki von seinen Erkundungsflügen, so läßt sich vorbehaltlich genauerer Untersuchung einer Probe annehmen, daß es sich um Sporen im raumresistenten Stadium handelt, die auf dem Weg zu Ihrem Planeten die Yokohama passieren.«
»Aber wo werden sie niedergehen?« Jaxom konnte sich im Moment nicht erinnern, für welchen Weyr die nächsten Fädenregen angesagt waren.
»Über Nerat in genau sechsundvierzig Stunden«, antwortete Akki.
Jaxom stieß einen langgezogenen Pfiff aus.
»Dieser Schwarm hat noch einen weiten Weg bis zur Atmosphärehülle des Planeten«, fuhr Akki fort.
»Hmmm.« Fandarel schwebte näher ans Fenster und spähte hinaus. »Faszinierend! Da steht man mitten in einem Sporenregen, und doch bleibt man unversehrt. Wirklich überwältigend. Ein Jammer, daß wir nichts tun können, um die Flut aufzuhalten, ehe sie unsere Welt erreicht.«
S'len stöhnte. »Sie dürfen an so etwas nicht einmal denken«, bat er und zeigte auf die ungebärdigen Tiere, die Ruth mit sichtlicher Mühe am Fenster festhielt.
»Im Augenblick sehen sie gar nicht so gefährlich aus.« Jancis betrachtete die heransausenden und plötzlich verschwindenden Ovoide mit nachdenklicher Miene.
»In gefrorenem Zustand sind sie wahrscheinlich nicht tödlich«, sagte Akki.
»Aber garantieren kannst du das nicht?«
»Nabhi Nabol und Bart Lemos haben den Versuch unternommen, einzelne Exemplare zu beschaffen, aber ihr Schiff zerbrach in der Luft, ehe sie landen konnten.«
»Könnten wir nicht jetzt ein paar davon holen?« schlug Jaxom vor. »Da draußen gibt's schließlich genug.«
Eine längere Pause trat ein, und Jaxom zwinkerte Jancis zu. Es geschah nicht oft, daß es Akki die Sprache verschlug.
»Sie sind sich der Risiken eines solchen Unternehmens nicht bewußt«, stellte Akki schließlich fest.
»Wieso? Wir könnten das Ding zum Beispiel in Luftschleuse A verstauen, dort würde es nicht auftauen. Du hast uns doch immer wieder erzählt, daß die Sporen erst durch die
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