Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
»Wir wollen aufstehen und in einer Schweigeminute der Toten gedenken.«
Zwar dämpfte die schlimme Nachricht die Stimmung, so daß an einen vergnüglichen Abend nicht mehr zu denken war; doch als Madeleine die köstlichen Torten auftrug, die sie eigens für den Empfang in der Burg hatte backen lassen, hatten sich die meisten Leute von dem ersten Schreck erholt.
»Man sollte nicht meinen, daß die Drachen so stark mit ihren Reitern verbunden sind«, sinnierte Kes Dook, der in Reds Nähe saß. »Sicher, die Partnerschaft hält ein Leben lang… aber die Königin war doch noch so jung. Hätte nicht jemand anders Aliannes Stelle einnehmen können?«
»Offenbar nicht«, entgegnete Red und spielte mit seinem Becher Quikal. Er sehnte sich nach einem guten Tropfen Wein und fragte sich, ob Rene Mallibeau wohl jemals die richtigen Südhänge finden würde, die er brauchte, um die wertvollen Rebstöcke anzupflanzen, die bis jetzt noch ein behütetes Dasein in den hydroponischen Anlagen fristeten. »Sowie eine Prägung erfolgt ist, sind Drache und Reiter voneinander abhängig. Der Drache kann ohne diesen speziellen menschlichen Partner nicht überleben.«
»Aber der Weyr hält doch ständig Ausschau nach geeigneten Kandidaten für eine Gegenüberstellung. Hätte man nicht wenigstens versuchen können, eine neue Königinreiterin zu finden?«
»Vielleicht ging alles viel zu schnell«, mischte sich Betty Sopers ein. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Sie hatte Alianne sehr gut gekannt. »Es passiert so selten, daß eine Frau im Kindbett stirbt…« Erwartungsvoll heftete sie den Blick auf die beiden Ärzte am Tisch.
Kolya schaute mitleidig drein, während Akis Andriadus energisch mit dem Kopf nickte.
»Ich weiß nicht, welche Komplikationen bei Alianne auftraten«, sagte Kolya. »Sie hat ja bereits zwei Kinder, aber natürlich fordere ich einen Bericht an.«
»Ich habe neun Kinder zur Welt gebracht«, erklärte Mairi in sachlichem Ton. »Laß dir bloß nicht bange machen, Betty Sopers.«
»Du bist ja noch nicht mal schwanger«, hielt Jess Patrick ihr entgegen; dabei zwinkerte er Betty lüstern zu, denn er hatte schon lange ein Auge auf das junge Mädchen geworfen.
»Selbstverständlich nicht«, bekräftigte sie und lief unter ihrer Sonnenbräune rot an. Dann verfinsterte sich ihre Miene. »Aber Alianne war noch so jung, und wenn ich an ihren Drachen denke – normalerweise sind die doch unglaublich stark.«
»Ich bin froh, daß du das sagst«, warf Red vernehmlich ein. »Denn wenn es keine Drachen gäbe und keine Leute, die sie reiten, säßen wir heute nicht hier.«
»Wie hat Sean es fertig gebracht, die Ochsen anzutreiben?« erkundigte sich Kes. »Bei der Dunkelheit konnte ich nichts sehen.«
Red lachte, erleichtert, daß das Gespräch eine heitere Wendung nahm. »Die Ochsen sind stur, aber nicht dumm. Als der Drache hinter ihnen heranrauschte, stoben sie nur so davon.«
»Aber auf welche Weise hat Sean sie in die richtige Richtung gelenkt?« fragte Peter Chernoff. »Ich konnte kaum Schritt halten, geschweige denn die Gespanne nach rechts oder links steuern.«
»Sean flog von hinten an die Tiere heran, hielt jedoch auf deren rechte Flanke zu, so daß sie automatisch nach links ausscherten«, erwiderte Red. »Und jetzt befinden wir uns in unserer neuen Heimstatt, wohlbehalten und geborgen. Pat, mein Sohn, lauf und hol meine Fiedel und das Bodhran 1 deiner Mutter. Weißt du, wo du deine Flöte verwahrt hast, Akis? Mir ist bekannt, daß dein Dad dir Musikunterricht gegeben hat.«
1 Bodhran: irisch gälisch; flache, einseitige Trommel in irischer und schottischer Volksmusik. – Anm. d. Übers.
»Ich habe einen Krug mit einem guten Klang«, erklärte Ozzie und stand vom Tisch auf, als Pat, dem seine Mutter erklärt hatte, wo die Instrumente zu finden seien, aus der Halle stürmte. Akis folgte ihm hinterdrein.
Im Nu waren die Tische abgebaut und die Stühle und Bänke längs den Wänden aufgereiht. So endete der erste offizielle Tag in Red Hanrahans Burg doch noch mit einem fröhlichen Ausklang.
Der nächste Tag war mit Arbeit angefüllt. Red stand bei Tagesanbruch auf und weckte Betty, Jess, Fyodor und Deccie, um die Tiere zu füttern. Als sie in die Küche zurückkehrten, bereiteten Licia Dook, Emily Schultz und Sal Wang unter den wachsamen Augen von Madeleine das Frühstück zu.
Nach dem Essen, mit einem neuen Becher Klah, trommelt Red die verschiedenen Obleute zusammen und besprach mit ihnen die wichtigsten
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