Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
fügte er hinzu, während er aufsaß. »King ist größer als dein Schecke, Mairi. Du kriegst ohnehin nasse Füße.«
Mairi lachte kurz auf. »Nicht, wenn ich die Knie hochziehe«, widersprach sie. »Grüße Sorka von uns, Sean. Und richte allen vom Weyr unser tiefstes Mitgefühl aus.«
»Ich werd's weitergeben, Mairi. Und… vielen Dank.«
Der Weyrführer trat zur Seite, als Mairi ihr Reittier antrieb. Die Stute gehörte zu den seltenen Pferden, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Ohne zu zögern schritt das Pferd in die kalten Fluten, und selbst als das wirbelnde schwarze Wasser ihm bis an die Knie reichte, zuckte es höchstens einmal mit den Ohren.
»Es tut uns sehr leid, was bei euch im Weyr passiert ist, Sean.« Red hob zum Abschied die Hand. Über die Schulter blickend, sah er, wie Sean zu Carenath zurückkehrte, mit schleppendem Gang, die breiten Schultern gebeugt. Der Drache senkte die Schwinge und enthüllte seine funkelnden Augen. Red seufzte.
Erst dann merkte er, daß sein Hengst der Stute dichtauf folgte; freiwillig, ohne Schenkeldruck, war King ins kalte Wasser gestiegen. Der Hengst reckte den mächtigen Hals, um an Pies Schweif zu schnuppern. Als Reaktion darauf klemmte die Stute den Schweif ein und fiel in einen flotten Trab, daß das Wasser hoch aufspritzte. Red grinste über das neuerwachte Temperament in seinem Hengst, der plötzlich seine Müdigkeit abzuschütteln schien. Vermutlich würde Pie demnächst rossig. Und in diesem Jahr, sinnierte Red zufrieden, konnte er alle seine Zuchtstuten decken lassen.
Als Red spürte, wie das steigende Wasser einen starken Sog entwickelte, klemmte er sich seinen Sohn fest in die Armbeuge. Mairi hatte die Knie so stark angewinkelt, daß sie beinahe ihr Kinn berührten, und die Fluten reichten ihrer Stute bis an die Flanken. Doch unbeirrt und absolut trittsicher trabte der Schecke vorwärts. Beide, Red und King, stießen einen lauten Seufzer der Erleichterung aus, als sie ein letztes Mal die Uferböschung erklommen.
»Seans Neuigkeiten behalten wir bis morgen früh für uns, Mairi«, schlug Red vor, ehe sie zu den anderen aufschlössen.
»Natürlich. Die Leute sind so ausgelaugt, daß wir sie nicht auch noch damit belasten müssen. Außerdem sollte die Ankunft nicht durch Hiobsbotschaften getrübt werden.« Nach einer kurzen Pause setzte sie hinzu: »Oder findest du das egoistisch, Peter?« Seinen Vornamen benutzte sie nur, wenn sie sich verunsichert fühlte.
»Nein, es ist rücksichtsvoll. Probleme haben wir genug. Man muß den Menschen Zeit geben, sich ein bißchen zu erholen, ehe man ihnen den nächsten Schlag versetzt.«
Da ausgeruhte Helfer aus der Burg zur Stelle waren, um die entkräfteten Ankömmlinge zu entlasten, ließ Red sich dazu überreden, sich auf einen der Karren zu setzen, während King an einem Seil hinterher geführt wurde. In der Dunkelheit gestattete es sich Red sogar, sich hinzulegen. Doch der Karren schien vollgepackt zu sein mit scharfkantigen Kisten und allerhand hartem, unebenem Zeug.
Indem er sich hin und her wand und Sachen umräumte, schuf er sich schließlich eine Rückenstütze, die ihm keine Rippen zerquetschte oder seine Nieren prellte.
Jetzt bereute er es, daß er sich keine trockene Kleidung angezogen hatte, aber er wickelte sich in die Decke, die Mairi ihm zuwarf, damit er sich nicht zu stark unterkühlte.
Snapper tauchte wieder auf, hockte sich auf seine Schulter und wickelte den Schwanz um Reds Hals. Red streichelte das kleine Tier, spürte, wie es litt und daß es Trost suchte. Doch schon bald fehlte Red die Energie für derlei Zärtlichkeiten; statt dessen lehnte er den Kopf gegen den glatten, warmen Echsenkörper, der ein so bequemes Kissen abgab, daß Red Hanrahan trotz des festen Vorsatzes, wach zu bleiben, die Ankunft in seiner Burg verschlief. Er merkte nichts davon, daß die Karawane in den hell beleuchteten Kreis vor der Felswand einrückte.
»Mairi wollte dich sogar die ganze Nacht lang in dem Karren schlafen lassen«, erklärte Brian, nachdem das Geplärre eines übermüdeten Kindes Red geweckt hatte. »Doch er hat nur zwei Räder, und wir fanden nichts, um ihn abzustützen.«
Red beklagte sich bitterlich, weil man ihm den Anblick des triumphalen Einzugs nicht vergönnt hatte, doch niemand hörte auf ihn. Danach weigerte er sich strikt, in die Burg zu gehen und sich schlafen zu legen, ehe er nicht die Unterbringung jedes einzelnen Tieres überwacht hatte.
»Sean sagt, auf der anderen
Weitere Kostenlose Bücher