Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Wissen aus anderen Quellen beziehen. Ein paar der Älteren erinnerten sich, dass Vergerin mit Chalkin um die Führung der Burg gespielt und verloren hatte und kannten sich mit dem Stammbaum dieses Clans bestens aus.
Iantine tat sich an dem Klah und den Keksen gütlich und ließ sich später eine herzhaftere Mahlzeit aus Brot, Käse und Wherryfleisch von Leopol servieren. Als er K'vin entdeckte, der ihn zu sich winkte, hegte er einen Moment lang die Befürchtung, er sei zu weit gegangen, als er die Vorfälle in Burg Bitra erzählte. Vielleicht hätte er doch besser den Mund gehalten.
Er bat Leopol, Chalkins Konterfei in sein Quartier zu bringen, schnappte sich seinen Skizzenblock – weil er wusste, dass Leopol sich in einem unbeobachteten Augenblick die Bilder anschauen würde – und begab sich zu K'vin. Da die Umstehenden sich von ihm keine weiteren Neuigkeiten erhofften, machte man ihm bereitwillig Platz.
»Es tut mir Leid, Weyrführer, weil ich vorgegriffen und Dinge erzählt habe, die möglicherweise nicht für die Allgemeinheit bestimmt sind …«
K'vin riss die Augen auf. »Nicht für die Allgemeinheit bestimmt? Dass ich nicht lache! Die Leute wussten doch schon das meiste.«
»Aber nicht, wie viele Gefangene Chalkin in seinen Kühlfächern quälte!«, platzte Iantine ergrimmt heraus.
K'vin legte ihm den Arm um die Schultern. »Ich glaube, diese Geschichte wird mir noch lange Albträume bescheren.« Er erschauerte. »Vielleicht sollten Sie sich jetzt ein wenig Ruhe gönnen.«
»Auf gar keinen Fall, wenn Sie für mich etwas zu tun haben.« Er brauchte nicht einmal in sein Quartier zu gehen, denn seine Farben und Pinsel befanden sich bereits in den Wohngemächern der Weyrführer.
K'vins ernste Miene hellte sich auf. »Ich habe ausnahmsweise Zeit, und Sie wollen doch mein Porträt zu Ende bringen … Es sei denn, Sie möchten zuvor Chalkins Konterfei übermalen. Und Bridgely kann es kaum abwarten, dass Sie nach Benden kommen. Sie sind ein sehr gefragter Mann.«
Iantine wurde verlegen. K'vin spürte, wie unangenehm ihm das Lob war und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
»Wie sehen Ihre Pläne aus, Künstler Iantine?«
»Selbstverständlich beende ich zuerst Ihr Porträt. Hat Ihnen das Bild von Zulaya gefallen?«
»Ich bin begeistert, Iantine. Sie haben die Weyrherrin so dargestellt, wie sie ist – wunderschön.«
»Ich malte nur, was ich sah.«
»Ja, sie ist wirklich eine Augenweide.«
Irgendetwas an dem Tonfall machte Iantine stutzig. Als Weyrführer waren die beiden doch ein Paar, oder? Stets legten sie Wert darauf, ihre gute Partnerschaft zu demonstrieren. Doch mittlerweile hatte Iantine es sich angewöhnt, auf Untertöne zu achten, und nicht alles war in Wirklichkeit so, wie es sich einem ahnungslosen, unbefangenen Betrachter darbot.
Aber es stand ihm nicht zu, der Sache auf den Grund zu gehen, obwohl ihn mittlerweile so etwas wie Freundschaft mit K'vin verband. Seine Bewunderung für den Weyrführer wuchs ständig. Zulaya wirkte ein bisschen reserviert, das hatte er während ihrer Sitzungen gemerkt, allerdings war sie auch wesentlich älter als Iantine und hielt ihn vielleicht für einen jungen Schnösel. Und älter als K'vin war sie auch, fiel ihm ein.
»Das rote Kleid steht ihr ausgezeichnet«, sagte er, um das peinliche Schweigen zu unterbrechen.
»Ja, sie ließ es sich eigens für das letzte Ausschlüpfen der Jungdrachen nähen«, erzählte K'vin. Das Lächeln, mit dem er Iantine ansah, hatte nichts Aufgesetztes oder Gekünsteltes an sich.
Iantine fragte sich, ob die jüngsten Ereignisse sein Urteilsvermögen vielleicht getrübt hatten und er sich aufgrund seiner überreizten Nerven Dinge einbildete, die gar nicht existierten. Mittlerweile hatten sie die Treppe zum Weyr erreicht und stiegen sie hoch. Oben angelangt, freute sich Iantine, dass er nicht nach Luft schnappen musste.
»Sie sind wieder topfit«, lobte K'vin ihn und ließ ihm den Vortritt in den Weyr.
»Das wurde auch höchste Zeit«, erwiderte Iantine lakonisch. Er blieb stehen, um sich an der phantastischen Aussicht zu weiden. Der Blick ging ungehindert über den See, an dessen Ufer sich die Weyrlinge mit den Drachen beschäftigten. Jawohl, jetzt hatte er Debera erspäht, die Morath einölte. Er nahm sich vor, später mit ihr zu sprechen. Vielleicht konnte er sogar gemeinsam mit ihr zu Abend essen und ihr Chalkins Porträt zeigen, ehe er es änderte.
Würde es ihm gelingen, das düstere Naturell dieses Menschen in
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