Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
stellte Sydra lakonisch fest. »Für einen Becher Klah könnte ich einen Mord begehen.«
KAPITEL 5
Die Weyrling-Kasernen und Burg Bitra
Ein hartnäckiges, nagendes Hungergefühl riss Debera aus dem tiefsten Schlaf. Im ersten Moment fühlte sie sich orientierungslos. Das Bett kam ihr viel zu weich vor, sie schlief allein darin, weder die Geräusche noch die Gerüche im Raum waren ihr vertraut.
Ich habe wirklich schrecklichen Hunger. Ich weiß, dass du sehr müde warst, aber mein Magen ist leer, leer … »Morath!« Debera schoss kerzengerade in die Höhe und stieß mit Morath zusammen, die sich über ihr Bett beugte. »Autsch! Ach, meine Liebste, hab ich dir etwa weh getan?« Sich im Bett aufrichtend, schlang Debera die Arme um Morath und streichelte ihr Wangen und Ohrhöcker. Die ganze Zeit über murmelte sie besänftigend auf sie ein, sie würde ihr nie, nie wieder etwas zu Leide tun.
Der Blick des jungen Drachen klärte sich. Die Augen rollten nur noch ganz sachte, und die rötliche Färbung, die Schmerzen und Schreck verrieten, verblasste unter den tröstenden Worten.
Dein Kopf ist viel härter als er aussieht , meinte sie, während sie ihr eigenes Haupt schüttelte.
Debera kraulte Morath unter dem Kinn, wo sie ihr den Schlag versetzt hatte.
»Es tut mir ja so Leid, Liebste«, wiederholte sie. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Kichern. Als sie halb ärgerlich, halb einem Reflex folgend, herumschwenkte, sah sie, dass sie nicht allein in der Weyrling-Kaserne waren. Das blonde Mädchen von Ista – Sarra mit Namen – hockte auf ihrer Bettkante und legte zusammengefaltete Kleidungsstücke in die Truhe. Ihr Drache lag noch zu einem kompakten Hügel zusammengekrümmt auf seiner Ruhestatt und gab leise Schnarchtöne von sich.
»Ups, es war nicht böse gemeint«, sagte Sarra und lächelte so aufrichtig, dass Debera sich sofort entspannte. »Ihr hättet euch sehen sollen, wie ihr zusammengeprallt seid. Morath schielte beinahe über Kreuz, als du ihr den Kopfstoß verpasstest.«
Debera rieb sich den Schädel und schnitt eine Grimasse, während sie von ihrem Bett herunterstieg.
»Ich hatte ganz fest geschlafen … als ich wach wurde, wusste ich zuerst nicht, wo ich war …«
»Morath war sehr brav«, meinte Sarra. »T'dam hat gesagt, wir sollten uns Kleidung für eine schmutzige Arbeit anziehen. Nachdem die Drachen ihr erstes Verdauungsschläfchen gehalten haben, müssen wir sie baden und mit Öl einreiben.«
Debera fiel der Stapel an Kleidungsstücken ein, den sie in der vergangenen Nacht kaum beachtet hatte.
Dauert es lange, bis du angezogen bist? , fragte Morath kläglich.
»Nein, es geht ganz rasch, Liebste.« Debera kehrte Sarra den Rücken zu, streifte sich das Nachthemd ab und schlüpfte in die Sachen, die zuoberst auf dem Kleiderstapel lagen – derbe, abgetragene Klamotten, die sich gut für grobe Schmutzarbeit eigneten.
Die Socken waren neu, aus kräftigem Baumwollgarn gestrickt, und dankbar tauschte sie sie gegen das Paar aus, das sie bereits seit mehreren Tagen an den Füßen trug. Hastig stieg sie in ihre Stiefel und stand vom Bett auf.
»Ich bin soweit, Liebste«, verkündete sie dem kleinen grünen Drachen, der von der erhöhten Schlafplattform hüpfte und prompt auf die Nase fiel.
Sarra kletterte über ein Bett, das im Weg stand, um Debera beim Aufrichten von Morath zu helfen. Dabei bemühte sie sich so krampfhaft, einen Lachanfall zu unterdrücken, dass sie beinahe erstickte. Sobald sich Debera davon überzeugt hatte, dass Morath bei dem Sturz nicht zu Schaden gekommen war, grinste sie das Mädchen von Ista an.
»Sind sie immer so …?«
Sarra nickte. »Ja, das hat T'dam uns gesagt. Gleich vor der Tür steht ein Eimer mit Fleisch … Heute werden wir noch geschont«, sie rümpfte die Nase, »aber ab morgen heißt es für uns, beim ersten Morgengrauen aus den Federn und für unsere Lieblinge das Frühstück zubereiten …«
Sarras grüner Drache stieß ein langgezogenes Schnauben aus. Das Mädchen wirbelte herum, um zu sehen, ob der Drache aufgewacht war. Doch der Schnarcher verebbte zu einem hellen Seufzer, und der normale gurgelnde Atemrhythmus stellte sich wieder ein.
»Hat sie die ganze Nacht so gesägt?«, erkundigte sich Debera.
Hab sooolchen Hunger … Sofort reagierte Debera, und Sarra lief voraus, um beide Flügel des Tores zu öffnen. Als Debera und der Jungdrache an ihr vorbeimarschierten, vollführte sie eine schwungvolle Verbeugung. Morath schmiegte sich an Debera und
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