Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
gelungen war, von einem so herrlichen, liebenswerten Geschöpf als Partnerin erwählt zu werden.
Schon seit langem hatte sie Liebe und Geborgenheit vermisst – seit ihre Mutter gestorben war und ihr ältester Bruder die heimische Burg verlassen hatte. Doch nun hatte sie Morath ganz für sich allein, und all die Jahre, in denen sie sich einsam und verlassen gefühlt hatte, verblassten zu einem unbedeutenden Augenblick.
Als Debera sich davon überzeugt hatte, dass es Morath an nichts fehlte, ging sie durch den Weyrkessel zurück zu den Küchenkavernen. Der Duft von frisch gebackenem Brot und anderen Leckereien trieb sie an. Sie hoffte, sie hätte genug Selbstbeherrschung, um das Essen nicht so gierig hinunterzuschlingen wie ihr Drache.
Die Küche des Telgar-Weyrs bestand aus Reihen von nebeneinander gelegenen Höhlen, alle mit einem Einlass versehen, wobei sich die Eingänge jedoch in Form und Größe stark voneinander unterschieden. Als Debera vor der Tür zur nächstgelegenen Kaverne stehen blieb, sah sie, dass die Herde längs der Außenwand aufgestellt waren, so dass der Rauch durch mehrere draußen angebaute Kamine abziehen konnte.
Die vielen langen Tische, an denen sich am Abend zuvor noch Gäste gedrängt hatten, waren bis auf die, die man für die ständigen Bewohner des Weyrs brauchte, abgebaut. Drinnen herrschte rege Betriebsamkeit, denn etliche Männer wie Frauen waren rührig mit der Essenszubereitung beschäftigt.
»Frühstück gibt's hier«, ließ sich eine Frau vernehmen. Sie lächelte Debera an und zeigte auf einen Herd. »Die Hafergrütze ist noch heiß und das Klah frisch gebrüht. Bedien dich.«
Debera blickte zu der Kochstelle hin, neben der praktischerweise ein Tisch und Stühle standen.
»Gleich kommt das frisch gebackene Brot aus dem Ofen, dann bringe ich dir ein paar Scheiben«, fügte die Frau hinzu und fuhr mit der Arbeit fort.
Gerade hatte sich Debera einen Becher Klah und eine Portion Hafergrütze genommen – ohne Klumpen und überhaupt nicht angebrannt –, als zwei Buben die Kaverne betraten. Sie machten einen recht bestürzten, unsicheren Eindruck.
»Die Schalen sind hier, und dort stehen die Becher«, kam Debera ihnen hilfreich entgegen. »Und nehmt einen Lappen, wenn ihr den Topf mit der Hafergrütze anfasst. Er ist sehr heiß.«
Sie probierten ein schüchternes Lächeln. Die beiden sind ja kaum alt genug für eine Gegenüberstellung, dachte Debera und kam sich ziemlich erwachsen und klug vor. Die Jungen bedienten sich, doch nicht, ohne Hafergrütze ins Feuer zu schlabbern, wobei sie jedes Mal erschrocken zurückprallten, wenn die Flammen knisterten und Funken hochsprangen.
»Kommt her, setzt euch doch zu mir, ich beiße nicht«, forderte Debera die Buben auf und klopfte mit der Hand auf ihren Tisch. Die beiden machten einen verträglichen, lieben Eindruck, nichts von der Übellaunigkeit und Gereiztheit ihrer jüngeren Halbbrüder haftete ihnen an.
»Du hast einen grünen Drachen, nicht wahr?«, brach einer der Knaben das Schweigen. Sein dicht am Schädel klebendes schwarzes Kraushaar schien erst kürzlich getrimmt worden zu sein.
»Klar hat sie einen grünen, du Blödmann«, fiel der andere Bursche ein und stupste seinem Kameraden den Ellbogen in die Rippen. »Ich bin M'rak, und mein Bronzedrache heißt Caneth«, setzte er stolz hinzu.
»Mein bronzener Drache heißt Tiabeth«, erzählte der schwarzhaarige Junge mit demselben Anflug von Stolz. »Und mein Name ist S'mon«, ergänzte er bescheiden. »Wie heißt dein Drache?«
»Morath.« Debera ertappte sich dabei, wie sie breit grinste. Ob alle frisch gebackenen Drachenreiter so euphorisch reagierten?
Die Jungen setzten sich bequem zurecht und fielen beinahe so heißhungrig wie ihre Schützlinge über das Frühstück her. Absichtlich begann Debera, langsamer zu essen. Diese Hafergrütze war viel zu köstlich, um gedankenlos vertilgt zu werden, sie war wunderbar sämig, ohne die geringste Spur von Spelzen oder Sand. Offenbar gab Telgar nur das Beste als Tribut an seinen Weyr ab. Ihr entfuhr ein dankbarer Seufzer, weil sie zu den Glücklichen gehörte, die zum Drachenreiter auserwählt waren.
Jählings hörten die Jungen auf zu essen, die Löffel in der Luft erhoben, und gaben einen warnenden Laut von sich. Hastig drehte sich Debera um. Hinter ihr baute sich die massige Gestalt von Tisha auf, der Wirtschafterin der Kaverne. Auf ihrem runden Gesicht lag ein breites, gutherziges Lächeln.
»Wie geht es euch heute? Habt
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