Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
unterweisen. Talinas Interesse hielt sich in Grenzen. Sie hörte zwar zu, machte jedoch einen unbeteiligten Eindruck. Mirrim gab sich ostentativ begeistert, aber Tai merkte, wie unruhig sie war. F'lessan, dem Mirrims Nervosität ebenfalls auffiel, schickte sie schließlich in die Küche, um einen Imbiss zuzubereiten. Tai wollte sich Mirrim anschließen, doch F'lessan fasste sie bei der Hand und hielt sie zurück.
»Sie kennt sich in der Küche von Honshu aus«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Lass sie nur. Sie ist nur glücklich, wenn sie sich beschäftigen kann.«
Im Nu servierte Mirrim Brot, Käse, Obst, kalten gebratenen Fisch, Fleischaufschnitt und Klah. Bei dieser köstlichen Verpflegung dauerte der erste improvisierte Astronomieunterricht in Honshu bis zum Morgengrauen.
Nachdem ihre Gäste sich verabschiedet hatten, räumte Tai den Tisch ab, während F'lessan das Teleskop abschaltete. Tai sammelte gerade die astronomischen Fotos ein, als F'lessan zurückkam.
»Lass sie ruhig auf dem Tisch liegen. Wir sollten uns noch ein paar Stunden Schlaf gönnen, mein Liebling.« Er nahm sie in die Arme, und sie kuschelte sich an ihn. Dann wollte sie nach ein paar Bildern greifen, doch F'lessan hielt sie davon ab. »Die Fotos sind hier gut aufgehoben. Es dauert eine halbe Ewigkeit, sie korrekt einzuordnen, und du bist so müde, dass dir dabei Fehler unterlaufen könnten.« Er küsste ihren Hals. »Bring du auf Zaranth die Reste der Mahlzeit hinunter. Ich schließe derweil die Kuppel, und wir treffen uns drunten. Was hältst du davon, wenn wir vor dem Schlafengehen noch ein Weilchen im Fluss schwimmen? Ich hätte große Lust dazu.«
Tai packte die Essensreste in einen Korb und schwang sich auf Zaranth. Sie hörte das leise Surren, als sich die Kuppel des Observatoriums langsam schloss. Als sie auf Zaranths Rücken saß, sah sie Golanths blitzende grüne Augen.
Ich begleite euch , erklärte er und erhob sich von dem Felsvorsprung, auf dem er gehockt hatte.
Tai ließ die beiden Drachen auf der Terrasse und begab sich in die Küche. Sämtliche Lampen brannten, und die meisten Schranktüren standen halb offen. Hatte Mirrim das mit Absicht getan? Sie entsann sich, dass Talina zusammen mit Mirrim in der Küche gewerkelt hatte. Talina mochte schlampig sein, aber bösartig war sie nicht. Mirrim hingegen hegte wegen der geborgenen Raubkatzenfelle immer noch einen Groll gegen sie. Sie glaubte ihr nicht, dass sie die Pelze nicht geholt hatte und hielt die Behauptung, Zaranth hätte die Felle gerettet, für eine faule Ausrede.
Obwohl Golanth mittlerweile mit Zaranths Hilfe Wanderkäfer in eine andere Richtung lenken konnte, hatte man für dieses Phänomen immer noch keine Erklärung gefunden.
Als F'lessan zu ihr in die Küche kam, wirkte er erschöpft. Seine Augen leuchteten auf, als er sah, dass sie einen Krug voll Rotfruchtsaft bereitgestellt hatte. Über seiner Schulter lagen zwei Handtücher und zwei Decken, und er hatte sogar daran gedacht, für sie beide saubere Kleidung mitzubringen.
»Woher wusstest du, dass ich schrecklich durstig bin, Liebling?« Er goss zwei Gläser voll Rotfruchtsaft. »Ah, das tut gut!«, stöhnte er nach dem ersten großen Schluck. »Golanth sagte mir, er und Zaranth wollten sich die Salzschicht von der Haut waschen, die noch von der Landung im Meer an ihnen klebt. Nachdem wir im Fluss geschwommen sind, suchen sich die Drachen einen Ruheplatz, und wir beide können die Sterne beobachten, bis die Sonne aufgeht.« In einer dramatischen Geste breitet er die Arme aus. »Ich bin viel zu aufgekratzt, um mich in ein Zimmer einzusperren. Trink, meine Liebe!«
Sie trank und lachte zwischen den Schlucken, weil F'lessan so witzig war. Außerdem fand sie, dass sie heute ein paar persönliche Hemmungen abgelegt hatte. Es war eine Menge passiert. Sie hatte an einem Treffen der Weyr-Führer teilgenommen, hatte selbst das Wort ergriffen und war von den meisten Beteiligten ernst genommen worden. Die beifälligen Blicke, die Erragon, Lytol, F'lar und selbst Lessa ihr zuwarfen, hoben ihr Selbstbewusstsein. Zum ersten Mal fühlte sie sich nicht als eine gering geachtete grüne Reiterin, sondern als ein vollwertiges Mitglied der Drachenreitergemeinschaft.
Sie tranken den Saft, schwangen sich auf ihre Drachen und glitten von den felsigen Höhen der Weyr-Festung Honshu hinunter zum Fluss. An dieser Stelle war der Strom breit und tief genug, um den Drachen eine Möglichkeit zum Baden zu bieten. Ein Ufer wurde gesäumt von
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