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Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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Er konnte schon an gar nichts anderes mehr denken, als daran, wie er sie
wieder dahin bekam. Dauerhaft. Ganz unschuldig war er an dem, was passiert war,
als er sie abgeholt hatte, ja nicht. Er hatte sich so gefreut, sie wieder zu
sehen, dass er gar nicht weiter überlegt hatte, als so schnell wie möglich so
nahe wie möglich bei ihr zu sein.
    Der Herbstwind hatte ein wenig aufgefrischt und
zerzauste Kajas Haare. Eine vorwitzige Strähne fiel ihr immer wieder in die Augen.
Schließlich konnte Tim sich nicht mehr zurückhalten und strich ihr die Strähne
mit zwei Fingern sachte aus dem Gesicht. Kaja zuckte weg und blieb stehen,
während Tim, der sich wie ein ertappter Schuljunge fühlte, rasch seine Hand
zurückzog.
    „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken“,
murmelte er verlegen. Himmel! Er benahm sich wie ein stotternder
Sechzehnjähriger. Es war ja nicht so, als wären sie einander völlig fremd.
Kajas Gesicht brannte, wo seine Finger sie gestreift hatten. Schnell wandte sie
den Blick von Tim ab und sagte, bemüht, ihrer Stimme einen möglichst neutralen
Ton zu verleihen: „Schon gut, wir sind gleich da, Zorro hat uns schon bemerkt.“
Frustriert beeilte er sich, Kaja einzuholen. Inzwischen hatte sie schon das
Auto erreicht und befreite Zorro aus dem Auto. Völlig außer sich vor Freude
sprang er ungestüm an seinem Frauchen hoch, so dass sie rückwärts stolperte und
direkt an Tims Brust landete. Dieser konnte sein Glück kaum fassen.
    Fürsorglich schloss er seine Arme um ihre Taille und
flüsterte ihr ins Ohr: „Flüchtest du etwa vor mir, Kaja?“
    „Natürlich nicht!“, fauchte sie entrüstet zurück und
versuchte ein wenig verspätet, sich aus dieser unfreiwilligen Umarmung zu
lösen. Eine unfreiwillige Umarmung, die viel angenehmer ist, als sie sein
sollte, dachte sie unmutig.
    „Lass mich los“,
befahl sie ein wenig panisch.
    Prompt ließ er
sie los und fragte: „Und? Hungrig?“
    „Ich, also…“, Kajas Gedanken überschlugen sich. „Tut mir
leid, ich muss gehen, es ist schon später als ich dachte.“
    Aus einem Impuls
heraus legte sie ihm ihre Hand auf seine Wange.
    „Danke
für den schönen Tag. Deine Bilder sind wundervoll.“
    Hastig
zog sie ihre Hand zurück.
    „Ich
muss los.“
    Sie traute sich selbst nicht genug, um ihm mehr als nur
einen schnellen Blick zuzuwerfen, bevor sie sich abrupt umdrehte, den völlig
verwirrten Zorro wieder ins Auto verfrachtete und selber einstieg. Sie hatte
den Motor schon gestartet, als Tim an die Scheibe klopfte. Sie ließ das Fenster
hinunter und blickte ihn fragend an.
    „Und
du flüchtest doch vor mir“, beharrte er.
    Sie
warf ihm einen finsteren Blick zu, kurbelte energisch das Fenster hoch und fuhr
weg.

Kapitel 15
    Stöhnend erwachte Kaja am Sonntagmorgen. Versuchsweise öffnete sie ihre
Augen einen Spalt, schloss sie jedoch gleich wieder, da das helle Sonnenlicht,
das durch ihr Fenster fiel, unerträglich grell war. In ihrem Kopf hämmerte es
unerbittlich. Angestrengt versuchte sie, sich zu erinnern, was dazu geführt
hatte, dass sie völlig verkatert um zehn Uhr morgens noch in ihrem Bett lag.
Doch es blieb ihr keine Zeit, sich darüber weiterführende Gedanken zu machen,
da Zorro sich winselnd mit den Vorderpfoten auf ihr Bett stellte und ihr mit
seinen Zähnen die Decke wegzog. Der Arme, dachte sie, er muss sicher dringend
raus. Schwungvoll setzte sie sich auf, nur um im nächsten Moment wieder auf die
Matratze zu sinken und ihren schmerzenden Kopf zu halten. Offensichtlich war
heute eine etwas langsamere Gangart angesagt, murmelte sie mürrisch vor sich
hin. Zorro im Schlepptau wankte sie verschlafen zur Glastür, die auf den
Gartensitzplatz hinaus führte. Sie ließ den Hund hinaus, damit er sich auf dem
kleinen Rasenstück, das an ihre Pergola anschloss, erleichtern konnte. Das
machte sie zwar nicht gerne, aber im Moment fühlte sie sich außer Stande, mit
ihm auch nur vors Haus, geschweige denn bis zur Hundewiese zu gehen. Selber
begab sie sich schnurstracks in die Küche, um einen starken Espresso zu kochen
und ein Alka Seltzer einzuwerfen. Besser gleich zwei, beschloss sie. Während
sie darauf wartete, dass der Kaffee aufkochte füllte sie sich ein großes Glas
mit kühlem Leitungswasser und trank es in großen Schlucken leer.
    Inzwischen war sie einigermaßen munter. Schlagartig fiel
ihr der gestrige Tag wieder ein. Bilder und Emotionen stürzten auf sie ein, so
wie es ihr schon auf der ganzen Heimfahrt gestern ergangen war.

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