Die drei !!!, 15, Duell der Topmodels
Annabelle.
Marie sah die Modelagentin verwundert an. Erst jetzt merkte sie, dass Annabelle hektische Flecken in ihrem ansonsten perfekt geschminkten Gesicht hatte, während sie in ihrer rechten Hand mit einem Handy herumfuchtelte.
»Was ist denn passiert?«, fragte Marie. »Gibt es einen Notfall?«
»Allerdings«, sagte Annabelle. »Bitte trommle alle Mädchen zusammen, ich habe etwas sehr Ernstes mit euch zu besprechen.«
Marie malte sich die schrecklichsten Szenarien aus, während sie losrannte und an alle Zimmertüren klopfte. Zehn Minuten später waren die Mädchen im Wohnzimmer versammelt.
»Kann mir jemand verraten, was das hier ist?«, fragte Annabelle und hielt das Handy hoch.
Pauline grinste. »Ein Handy vielleicht? So ein modernes Ding, mit dem man telefonieren, simsen, Musik hören und Fotos machen kann?«
Alle lachten, nur Annabelle blieb ernst. »Die Frage ist: Wem gehört dieses Handy? Wer von euch hat es mitgebracht?«
»Ich nicht!« – »Ich auch nicht!«, kam es von allen Seiten, und jede schüttelte den Kopf.
»Merkwürdig«, sagte Annabelle. »Und warum hat dann unser Reinigungsservice beim Staubsaugen unter Arianes Bett ein Handy gefunden?«
Sofort drehten sich alle Köpfe zu Ariane herum. Die wurde knallrot und stammelte: »I…ich hab mein Handy nicht mitgenommen. Ehrlich, ich war’s nicht!«
Keiner glaubte ihr, bis auf Marie.
Annabelles Mund wurde schmal. »Leider kann ich die Sache nicht klären, weil jemand schlauerweise die SIM-Karte aus dem Handy entfernt hat. Wenn es keiner von euch gewesen sein will, bleibt mir nichts anderes übrig: Ihr habt alle bis auf Weiteres Fernsehverbot.«
»Nein!«
»Das ist ungerecht!«
»Das können Sie nicht machen!«
Während sich die anderen über das Fernsehverbot aufregten, hatte Marie ganz andere Sorgen: Erst die verschwundenen Schuhe und dann das eingeschmuggelte Handy. Das war eindeutig ein Zufall zu viel!
Fiese Tricks
Marie hätte es wissen müssen. Die Models im Fernsehen erzählten oft, dass sie die meiste Zeit des Tages mit Warten verbrachten: Warten auf das Styling, Warten beim Casting und Warten beim Go-See. Trotzdem wurde Marie von Minute zu Minute nervöser. Jetzt saß sie schon über drei Stunden fertig gestylt in der großen Garderobe des Modelhauses und wurde immer noch nicht aufgerufen. Alle anderen bis auf Betty und sie waren schon dran gewesen und erzählten aufgeregt vom Fotoshooting für die Sedcard.
»Bei Verena dauert es aber auch besonders lang!«, stöhnte Betty.
Marie musste grinsen. Wahrscheinlich »fühlte« Verena sich heute wieder nicht so gut. Da kam sie zurück. Schon wieder hatte sie Tränen in den Augen.
»Wie war’s?«, fragte Doreen, aber Verena winkte bloß ab und zog sich in eine Ecke zurück.
»Dann eben nicht«, sagte Doreen und zuckte mit den Schultern.
»Wer ist denn als Nächstes dran?«, wollte Betty wissen.
Verena zeigte nur stumm auf Marie und machte ein leidendes Gesicht.
»Na, endlich!«, sagte Marie. Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel und zupfte eine Fluse von ihrem verspielten, bodenlangen Hippie-Kleid. Die kleinen Zöpfe, die sie sich in die Haare geflochten hatte, sahen toll dazu aus.
»Viel Glück!«, sagte Betty und lächelte ihr aufmunternd zu.
Das tat gut. Marie ging los. Kaum hatte sie die Tür zum angrenzenden Fotostudio aufgemacht, stieß Annabelle auch schon einen entzückten Schrei aus: »Ist das süß!«
Giovanni warf Marie einen Luftkuss zu. »Bella ragazza!« Marie drehte sich, bis ihr Kleid als Blumenwolke um sie herumwirbelte.
»Also das geht ja gar nicht!«, sagte plötzlich Janneke.
Der Fotograf neben ihr zog sein schwarzes Biker-Cap tiefer in die Stirn und nickte. »Sehe ich genauso. Viel zu verspielt, viel zu brav!«
»Sie muss viel cooler rüberkommen auf der Sedcard«, sagte Janneke. »Sonst kann sie den internationalen Markt vergessen. Du weißt, was ich meine, Annabelle, oder?«
»Ja«, antwortete die Agentin. »Wenn du es von der Seite aus betrachtest …«
Marie kam sich vor wie eine Seife oder ein anderes Produkt, über das gerade verhandelt wurde. »Äh …, ’tschuldigung«, sagte sie. »Das Kleid ist übrigens aus Paris. Mein Vater hat es mir erst letzte Woche von einem Kurztrip mitgebracht.«
»Schön«, sagte Janneke nur. »Trotzdem solltest du uns vertrauen. Wir müssen dich umstylen, jetzt sofort.«
»Ich hab auch noch andere Kleider dabei«, sagte Marie. »In der Garderobe …«
»Lass nur!«, winkte der Fotograf ab.
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