Die drei !!!, 16, Total verknallt!
genauso gute Chancen wie alle anderen hier.«
»Ehrlich?« Maries Gesichtsausdruck hellte sich auf. »Vielen Dank für die Info.«
»Kein Problem. Aber du solltest dich jetzt lieber anmelden, es geht gleich los.« Adrian hob zum Abschied lässig die Hand, dann schlenderte er davon.
Marie sah ihm gedankenverloren nach. Eigentlich hieß es ja immer, der erste Eindruck von einem Menschen sei der richtige. Ob Adrian die Ausnahme von der Regel war? Vielleicht war der nervige neue Nachbar ja doch nicht so nervig …
Treffpunkt Italiener
»Die Textbücher könnt ihr jetzt alle weglegen!«, sagte der Regisseur.
Nach einem kurzen Rascheln wurde es still im Zuschauerraum des Theaters. Marie, die sich mit den anderen Bewerbern in die erste Reihe gesetzt hatte, starrte gebannt auf die Bühne ins gelbe Scheinwerferlicht, in dem der Regisseur stand. Er sah genauso aus, wie sie sich einen Profi-Regisseur vorgestellt hatte: groß, schlank und ganz in Schwarz mit Rollkragenpullover. Auf der Nasenspitze trug er eine randlose Brille, über deren Gläser er mit ruhigem, prüfendem Blick hinwegsah.
»Hallo zusammen!«, sagte er. »Ich bin Walter. Beim Theater duzen wir uns. Ich hoffe, das ist okay für euch?« Er lächelte, als alle zustimmend murmelten, und redete weiter: »Wir suchen zu unserem Kellner noch drei weitere stumme Kellner, die mit ihm auf- und abgehen. Ihr werdet also keinen Text haben. Heute geht es den Schauspielschülern und mir vor allem um eure Präsenz auf der Bühne, eure Körpersprache. Und die kann man am besten bei einer Improvisations-Szene sehen. Deshalb haben wir ein kleines Impro-Spiel für euch vorbereitet. Es ist ganz einfach, es geht um Hoch- und Tiefstatus. Davon habt ihr bestimmt schon gehört, oder?«
Alle nickten – bis auf Marie. Hoch- und Tiefstatus? Sie hatte keine Ahnung, was das genau war. Sollte sie nachfragen? Nein, das wäre zu peinlich, vor allem wenn der Regisseur erfuhr, dass sie so was Simples trotz jahrelanger Schauspielerfahrung nicht wusste.
Da ging es auch schon los. Eine Schauspielschülerin stand auf und breitete einen Fächer aus Karteikarten aus. »Auf jeder Karte hier steht eine Berufsbeziehung zwischen zwei Personen. Kommt bitte paarweise zu mir und zieht eine Karte. Wer möchte anfangen?«
Marie rutschte ein Stück tiefer in ihrem Sitz und wich dem suchenden Blick der Schauspielschülerin aus. Sie wollte auf keinen Fall als Erste raus und sich bis auf die Knochen blamieren.
Zum Glück meldete sich ein Pärchen freiwillig. Lächelnd betraten die beiden die Bühne. Sie waren etwa Mitte zwanzig und sahen mit ihren roten Haaren wie Geschwister aus, nur dass die Frau wesentlich kleiner und zierlicher war. Die Frau zog eine Karte und verkündete: »Zahnarzt und Sprechstundenhilfe.«
Jetzt stand Adrian auf und wandte sich ans Publikum: »Wir sehen eine Szene zwischen einer Zahnärztin und einer männlichen Sprechstundenhilfe und zählen ein mit: Fünf, vier, drei, zwei, eins, los!« Er sprühte dabei so vor Energie, dass Marie völlig vergaß mitzuzählen.
»Da haben wir ja schon unseren nächsten Patienten«, sagte die Frau und beugte sich zum unsichtbaren Zahnarztstuhl hinunter. »Bohrer!«
Der Mann stotterte: »B…Bohrer? Äh … wo ist der noch gleich?« Er grabschte auf der unsichtbaren Ablage des Zahnarztstuhls herum und suchte hektisch überall, in den eigenen Hosentaschen und schließlich auch in den Taschen der Frau. Das Publikum fing an zu lachen.
Am lautesten lachte Walter. »Danke, Sandra und Theo, das genügt. Die nächsten bitte!« Dabei zeigte er auf Marie und den gelangweilten Typen, der neben ihr saß.
Marie bekam fast einen Herzinfarkt. Sie hatte immernoch keinen blassen Schimmer, worum es bei der Impro-Übung eigentlich ging. Aber es half alles nichts, da musste sie durch. Jetzt nur nicht stolpern, dachte sie, während sie die Treppen zur Bühne hochging. Ihre Hand zitterte, als sie eine Karte aus dem Fächer zog. »Chef und Sekretärin«, las sie vor.
Adrian stand auf und zwinkerte ihr zu. Das brachte Marie völlig aus dem Konzept. Das Publikum hatte längst »… zwei, eins, los!« gerufen, und sie stand immer noch wie ein begossener Pudel da mit Nullkommanull Bühnenpräsenz.
»Wo bleibt denn die Akte 17 B?«, schnauzte ihr Mitspieler sie völlig unvermittelt an.
Marie zuckte zusammen. »Was? Wie?«
Ihr Mitspieler kam näher und blitzte sie wütend an. »Haben Sie Tomaten auf den Ohren? Oder sonst irgendein Problem?«
»N…nein,
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