Die drei !!!, 18, VIP-Alarm
aber Franzi und Marie hatten sie schließlich überstimmt.
Nachdem die Mädchen beim abendlichen Fünf-Gänge-Menü von Herrn Grevenbroich mit witzigen Geschichten von seinem ersten Drehtag unterhalten worden waren, hatten sie sich unter dem Vorwand, müde vom Schwimmen im Pool zu sein, in ihre Suite zurückgezogen. Doch statt sich hinzulegen, trat Marie um kurz vor halb zehn in Schlafrock und Hausschuhen wieder auf den Flur hinaus und ging zur Nachbarsuite hinüber. Sie zerzauste sich die Haare, setzte ihr liebenswürdigstes Lächeln auf und klopfte an die Tür.
Zaras Tante öffnete. Sie sah Marie mit gerunzelter Stirn an, ohne etwas zu sagen.
Marie ignorierte Selmas unfreundlichen Gesichtsausdruck. »Guten Abend!«, zwitscherte sie. »Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber ich habe eine riesengroße Bitte.«
»Zara schläft schon.« Tante Selmas Stimme war so hart wie Stahl. »Du kannst jetzt nicht zu ihr.«
»Oh nein, darum geht es auch gar nicht«, sagte Marie zuckersüß. »Es geht um die Musik.«
Zaras Tante zog eine Augenbraue hoch. »Musik? WelcheMusik?«
»Es wäre wahnsinnig nett, wenn Sie sie etwas leiser stellen könnten.« Marie zauberte einen bittenden Ausdruck auf ihr Gesicht. Jetzt zahlten sich die teuren Schauspielstunden wieder aus. »Meine Freundinnen und ich können bei der lauten Musik einfach nicht einschlafen.«
»Hier gibt es keine Musik«, sagte Selma abweisend. Sie wollte die Tür wieder schließen, aber Marie schob geistesgegenwärtig ihren pinkfarbenen Plüschhausschuh in den Türspalt.
»Oh doch!«, sagte sie sanft. »Wir können durch die Wand jeden einzelnen Ton hören. Übrigens hätte ich nicht gedacht, dass Sie auf Abba stehen. Ich liebe die Popmusik der siebziger und achtziger Jahre! Mein Lieblingssong von Abba ist Dancing Queen .« Marie begann zu singen. » You are my Dancing Queen …« Sie trällerte den Refrain und deutete dabei einige Tanzschritte an.
Zaras Tante stand verblüfft in der Tür und betrachtete Marie, als sei sie komplett durchgeknallt. Hinter Selmas Rücken huschte Zara wie ein lautloser Schatten durch die Suite. Sie zwinkerte Marie zu und reckte den Daumen in die Höhe. Dann verschwand sie in ihrem Zimmer.
Marie beendete ihre kleine Showeinlage. » Abba ist einfach eine tolle Band!« Sie seufzte. »Schade, dass sie sich 1982 aufgelöst haben.«
»Wie ich schon sagte, wir hören hier keine Musik«, wiederholte Selma.
»Oh. Dann habe ich mich wohl getäuscht. Vielleicht kommt die Musik ja aus der Suite unter uns.« Marie lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe. Gute Nacht!«
Zaras Tante schloss die Tür, ohne sich von Marie zu verabschieden. Marie grinste in sich hinein und kehrte zufrieden vor sich hin summend zu Kim und Franzi zurück. Teil eins der Aktion »Romeo und Julia« war erfolgreich abgeschlossen.
Der zweite Teil des Befreiungsplans sollte um Mitternacht beginnen. Die drei !!! hatten alle Lichter in ihrer Suite gelöscht. Sie standen im Schatten der Markise auf dem Balkon und ließen die Nachbarsuite nicht aus den Augen. Auch dort war es dunkel und still. Nichts regte sich. Man hätte meinen können, sämtliche Bewohner lägen in tiefem Schlaf …
»Wo bleibt sie denn?«, flüsterte Kim nervös. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war fünf nach zwölf.
»Vielleicht ist sie eingeschlafen«, überlegte Franzi.
»Oder ihre Tante hat sie erwischt«, unkte Marie.
In diesem Moment regte sich etwas auf dem Nachbarbalkon. Lautlos schwang die Tür auf und eine dunkel gekleidete Gestalt erschien. Zara! Ihr schwarzes Haar schimmerte im Mondlicht. Kim trat aus dem Schatten der Markise und winkte ihr zu. Zara lächelte, und für den Bruchteil einer Sekunde blitzten ihre weißen Zähne auf.
»Alles klar?«, flüsterte Kim. Zara nickte.
»Jetzt musst du nur noch zu uns rüberklettern«, ordnete Franzi mit gesenkter Stimme an. »Keine Angst, wir helfen dir. Es ist ganz leicht!«
Zara trat an die Brüstung und warf einen skeptischen Blick hinunter. Der Abstand zwischen den beiden Balkonen war nicht besonders groß, aber es ging tief nach unten. Irgendwo in der Dunkelheit lag die Hotelterrasse. Ein Sturz vom Balkon auf die Steinfliesen würde böse enden. Kim sah, wie etwas in Zaras Augen aufblitzte: Angst. Kimkannte dieses Gefühl sehr gut. Sie wäre an Zaras Stelle vermutlich augenblicklich wieder umgekehrt und hätte auf das Rendezvous verzichtet.
Aber Zara gab nicht so schnell auf. Die Liebe
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