Die drei !!!, 6, Skandal auf Sendung
konnte sie kein Leitungswasser mehr sehen.
Ihr gegenüber saß Thomas Niedlich und fuhr sich mit seiner beringten Hand durch die ungestylten Haare. Sein Gesicht sah grau aus und Franzi fielen zum ersten Mal die dunklen Ringe unter seinen Augen auf. Ungeschminkt sah er nur halb so gut aus wie im Fernsehen. Franzi musste beinahe grinsen, als sie daran dachte, dass viele Mädchen – unter ihnen auch Chrissie und Marie – ihr letztes Hemd dafür geben würden, um mit dem Starmoderator in einem winzigen Wohnwagen sitzen und die halbe Nacht verplaudern zu können.
»Ich habe alles falsch gemacht!«, seufzte Thomas Niedlich. »Mein ganzes Leben ist eine einzige Lüge. Soll ich dir was sagen? All diesen Luxus brauche ich eigentlich nur, um mich davon abzulenken, dass ich in Wirklichkeit total unzufrieden bin. Ich wollte immer reich und berühmt sein. Ich habe mein Ziel erreicht, aber um welchen Preis? Tag für Tag muss ich eine alberne Quizshow moderieren – und auch noch so tun, als würde mir das Spaß machen! Meine alten Freunde habe ich verloren, weil ich nie Zeit für sie hatte. Und meine neuen Freunde sind eigentlich gar keine. Sie interessieren sich nur für mich, weil ich ein Star bin.«
Franzi verdrehte die Augen. Diese permanente Jammerei ging ihr total auf die Nerven. Wie konnte ein erwachsenerMensch nur so weinerlich sein?
»Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt!«, sagte sie streng. »Herumjammern bringt Sie auch nicht weiter. Warum ändern Sie nicht einfach etwas an Ihrem Leben, wenn Sie so unzufrieden damit sind? Es zwingt Sie schließlich niemand dazu, Quiz für Kids zu moderieren. Ich finde die Sendung übrigens auch total albern, aber das nur nebenbei. Und was das Thema Freunde angeht: Liz Sander schien sich nicht nur für Sie zu interessieren, weil Sie ein Star sind. Aber Sie haben sie trotzdem eiskalt fallen gelassen. Das ist nicht gerade die feine Art!«
Thomas Niedlich machte ein beschämtes Gesicht. »Stimmt, Liz gegenüber habe ich mich wirklich benommen wie ein Schwein. Wenn ich aus dieser Entführungsgeschichte jemals heil herauskommen sollte, werde ich mich als Erstes bei Liz entschuldigen, das bin ich ihr schuldig.« Er rieb sich die müden Augen und begann plötzlich hysterisch zu lachen. »Was mache ich hier eigentlich? Ich diskutiere meine Beziehungsprobleme und mein verkorkstes Leben mit einer Zwölfjährigen!«
»Ich bin dreizehn, okay?«, stellte Franzi klar. »Und im Augenblick kommt es mir so vor, als hätte ich mehr Durchblick als Sie!«
Sie wollte noch etwas hinzufügen, da fing plötzlich das Handy in ihrer Hosentasche an zu klingeln. Franzi zuckte zusammen und war einen Moment wie gelähmt. Das mussten Kim oder Marie sein, die vermutlich schon seit einer ganzen Weile verzweifelt versuchten, sie zu erreichen!
Thomas Niedlich starrte sie verwirrt an. »Was zum Teufel ist das denn?«
Im selben Moment hörte Franzi eine Stimme, die ihr ausgesprochen bekannt vorkam.
»Das Klingeln kommt aus dem Wohnwagen! Franzi, wir sind hier!«
Marie! Eine Woge der Erleichterung durchflutete Franzi. Ihre Freundinnen hatten sie gefunden! Sie hatten sie nicht im Stich gelassen! Sie waren hier! Draußen vor dem Wohnwagen!
Thomas Niedlich erhob sich. »Was ist denn da draußen los?«
Franzi reagierte blitzschnell. Sie griff nach dem noch fast vollen Glas vor sich auf dem Tisch und schüttete dem Moderator das Wasser direkt ins Gesicht. Dann sprang sie auf und stürzte zur Tür.
Und wenn Theo uns eingeschlossen hat?, schoss es ihr durch den Kopf. Aber die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen und Franzi stolperte ins Freie. Fast wäre sie über die Füße von Theo Niedlich gestolpert, der neben dem Wohnwagen im Gras lag und gerade dabei war, sich stöhnend aufzurappeln. Offenbar hatten Marie und Kim ihn zur Seite gestoßen, nachdem sie das Klingeln von Franzis Handy gehört hatten.
»Franzi!«, kreischte Marie und fiel ihrer Freundin um den Hals. »Alles in Ordnung? Geht es dir gut?«
Ehe Franzi antworten konnte, brüllte Theo Niedlich: »Thomas! Wo steckst du? Komm sofort her und hilf mir, diese Gören einzufangen!«
»Nichts wie weg hier!«, rief Kim und rannte los. Marie und Franzi folgten ihr, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
»Schneller!«, keuchte Franzi, während sie durchs Unterholz jagten. Zweige schlugen ihr ins Gesicht und sie versuchte, nicht über irgendwelche Baumwurzeln zu stolpern.
»Bleibt stehen!«, brüllte Theo Niedlich hinter ihnen. Er hatte die Verfolgung
Weitere Kostenlose Bücher