Die drei !!! - Achtung Promihochzeit
verschmitzt. »Stille Wasser sind bekanntlich tief. Wer weiß, vielleicht ist Tessa ja gar nicht so schrecklich, wie du immer dachtest.«
»Sie ist schrecklich!«, widersprach Marie sofort. Ihre Meinung über die Freundin ihres Vaters stand felsenfest. Trotzdem passten Tessas Einsatzbereitschaft und das Modelabel nicht so richtig ins Bild der unfreundlichen Frau, die wie eine Spinne hinter ihrer Kamera darauf gewartet hatte, dass Helmut Grevenbroich in ihr Netz ging.
Kim legte den Arm um Marie. »Hey, ich wollte dir nicht in den Rücken fallen! Natürlich stehe ich voll hinter dir, das weißt du, oder?«
»Klar«, sagte Marie, die immer noch auf Tessas Online-Shop starrte. Der giftig grüne Hintergrund schmerzte in ihren Augen. Schnell schloss Marie die Seite und stopfte ihr Handy in die Hosentasche.
In dem Moment stürmte Franzi ins Cafe Lomo. »Dreimal dürft ihr raten, wo Max Frund hingegangen ist«, sprudelte sie atemlos hervor.
Am Ende dieses nervenaufreibenden, anstrengenden Tages wollte Marie nur noch eins: so schnell wie möglich in der Badewanne abtauchen. Doch der Tag hielt noch eine Überraschung für sie bereit. Ais Marie den letzten Treppenaufgang zum Penthouse hochlief, wurde plötzlich die Tür zur WG aufgerissen und Adrian strahlte sie an.
»Hallo Marie! Ich hab gerade bei dir geklingelt und wollte dich spontan zu einem Ananas-Cocktail einladen. Hast du Lust?« Maries Müdigkeit war wie weggeblasen. Als Adrian so dastand, im weißen Hemd, die Hände lässig in den Hosentaschen, und sie mit seinen wunderschönen hellbraunen Augen anlächelte, wusste Marie sofort wieder, warum sie sich damals in den Schauspielschüler verliebt hatte. Er war genau ihr Typ: attraktiv, wahnsinnig nett, kreativ und witzig. Jammerschade, dass Adrian schon 18 war und damit für Marie nicht infrage kam. Aber seit sie sich von ihm entliebt hatte, war er ein richtig guter Freund geworden.
»Klar hab ich Lust«, sagte Marie deshalb.
Adrian machte eine einladende Handbewegung. »Super! Komm rein und setz dich schon mal ins Wohnzimmer.«
Marie nickte. Die WG, die Adrian mit seinen Mitbewohnern Erik und Lola teilte, war mittlerweile wie ein zweites Zuhause für sie geworden. Obwohl das Wohnzimmer nur mit zusammengewürfelten, alten Möbeln eingerichtet war, fühlte sie sich dort unglaublich wohl. Marie ließ sich auf das Sofa mit dem indianisch gemusterten Überwurf fallen, da kam auch schon Adrian mit den Cocktails.
Vorsichtig balancierte er zwei Gläser mit Zuckerrand und kleinen Holzspießen, auf denen je ein Stück frische Ananas und eine Cocktailkirsche steckten. »Bitte sehr, die Dame!« »Vielen Dank, der Herr!« Marie nahm das eisgekühlte Glas kichernd entgegen. »Was verschafft mir denn die Ehre der Einladung?«
Adrian prostete ihr vom Sessel aus zu. »Erik muss heute Abend lernen und Lola ist ausgegangen. Alleine ist mir irgendwie die Decke auf den Kopf gefallen.«
»Kann ich gut verstehen«, sagte Marie. Sie musste an das leere Penthouse denken. Ihr Vater hatte heute wieder einmal einen Abenddreh. Bestimmt nutzte er die Gelegenheit, um dabei nicht nur mit der Kamera, sondern vor allem mit der Frau hinter der Kamera zu flirten.
»Was ist los?«, fragte Adrian. »Schmeckt dir der Cocktail nicht?« »Doch, doch ...«, sagte Marie und nahm einen tiefen Schluck des köstlichen Getränks. Als sie danach das Glas abstellte, merkte sie, dass ihre Kehle trotzdem noch ganz trocken war. »Kann ich dir was erzählen?«, fragte sie leise. »Aber das muss unter uns bleiben.«
Adrian hob theatralisch zwei Finger seiner rechten Hand. »Ich schwöre bei meinem Leben!«
Marie musste lächeln. Sie holte tief Luft und dann schüttete sie ihr Herz aus. Marie erzählte die ganze schreckliche Tessa-Geschichte, wie alles beim Dreh der Vorstadtwache angefangen hatte, wie Tessa und Lina kurzfristig eingezogen waren und dass ihr Vater dies nun zum Dauerzustand machen wollte. »Mein Vater, Tessa, Lina und ich unter einem Dach? Das wäre die Hölle!«
»L’enfer, c’est les autres«, zitierte Adrian aus dem Theaterstück Geschlossene Gesellschaft von Sarte. »Die Hölle, das sind die anderen.«
Marie lief ein Schauer über den Rücken. Das Stück von Adrians Schauspielklasse, bei dem sie als Statistin mitgewirkt hatte, hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Es handelte von drei Menschen, die sich gegenseitig quälten, in einer Hölle, die aus einem abgeschlossenen Raum bestand. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«,
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