Die drei !!! Bd. 30 - Falsches Spiel im Internat
Runde bist. Die anderen sind gerade alle solo.«
Kim versuchte, nicht allzu entsetzt auszusehen. Ein Abend mit vier chemiebegeisterten Jungs, die die ganze Zeit über Karbonsäure und chemische Elemente fachsimpelten, war so ziemlich das Letzte, worauf sie Lust hatte. Und sie hatte gedacht, Michi wollte mal wieder Zeit mit ihr allein verbringen! »Was ist los?«, fragte Michi besorgt. »Machst du jetzt etwa einen Rückzieher?«
Kim seufzte. »Nein, nein. Wenn es dir so wichtig ist, komme ich natürlich mit.«
»Prima!« Jetzt strahlte Michi wieder. »Dann also morgen Abend um acht. Ich hol dich ab, ja?« Kim nickte resigniert. »Okay.«
Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Freitag, 22:01 Uhr
Achtung: Lesen für Unbefugte (alle außer Kim Jülich) streng verboten! Finger weg von dieser Datei, Ben und Lukas, oder ich schlage Mama und Papa vor, euch aufs Internat zu schicken. Aber nicht in einen so noblen Schuppen wie Schloss Hohenstein ...
Michi, was ist nur mit uns passiert? Früher waren wir so glücklich miteinander. Wir konnten stundenlang quatschen, ohne dass es langweilig wurde. Und jetzt? Jetzt interessiert sich jeder von uns nur noch für seine eigene kleine Welt. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du fast den ganzen Abend von deinen ach so netten Azubi-Kollegen, deiner Ausbildung und deinen Zukunftsplänen gesprochen hast? Was ich mache und wie es mir geht, danach fragst du gar nicht mehr. Du wolltest nicht mal etwas über unseren neuen Fall hören. Und dass ich dein Gerede zum Gähnen langweilig fand, hast du überhaupt nicht gemerkt, weil du so mit dir selbst beschäftigt warst.
In letzter Zeit frage ich mich immer öfter, warum wir überhaupt noch zusammen sind. Uns verbindet kaum noch etwas. Eine Weile sind wir denselben Weg gegangen, aber irgendwann haben wir verschiedene Abzweigungen genommen. Wir entfernen uns immer weiter voneinander. Merkst du das auch, Michi? Oder ist für dich alles wie immer?
Was soll ich nur tun? Sind die verlorene Kette und die gefällte Linde vielleicht wirklich Zeichen? Eigentlich müssten wir dringend miteinander reden, Michi. Über uns. Und darüber, wie es weitergehen soll. Ob es überhaupt weitergehen soll. Aber wie fängt man so ein Gespräch an? Es ist einfach zu schwer. Und ich habe Angst vor den Folgen. Denn trotz allem weiß ich nicht, wie ich ohne dich leben soll, Michi Millbrandt.
Achtung, Notfall!
Am nächsten Morgen erwachte Kim müde und mit leichten Kopfschmerzen. Sie hatte die halbe Nacht wachgelegen und über sich und Michi nachgegrübelt. Leider ohne nennenswertes Ergebnis. Kim gähnte, rieb sich die Augen und sah auf den Wecker neben ihrem Bett. Kurz nach neun. Es war Samstag und Kim hätte eigentlich ausschlafen können. Zumal es auch nebenan im Zimmer der Zwillinge ausnahmsweise einmal ruhig war. Offenbar erholten sich die Nachwuchs-Rapper noch von ihrer gestrigen Musik-Session. Sie hatten sich immer wieder denselben Song angehört und schließlich versucht, ihn nachzusingen – bis Frau Jülich dem Treiben um kurz nach zehn ein Ende bereitet hatte, indem sie den Stecker der Musikanlage herausgezogen hatte.
Aber die Sache mit Bianka ließ Kim keine Ruhe. Sie wälzte sich eine Weile hin und her, dann setzte sie sich seufzend auf. Ob es zu früh war, um noch einmal bei Biankas Eltern anzurufen? Kim beschloss, einen Versuch zu wagen. Vielleicht hatte sie ja Glück und Bianka saß quietschfidel mit ihrer Familie am Frühstückstisch.
Kim griff nach ihrem Handy und drückte auf Wahlwiederholung. Es klingelte mehrmals und Kim richtete sich schon darauf ein, gleich wieder die Ansage auf dem Anrufbeantworter zu hören. Sie überlegte gerade, ob sie etwas aufs Band sprechen sollte, als doch noch jemand abhob. »Ja?«, murmelte eine verschlafene Frauenstimme, die vermutlich Biankas Mutter gehörte.
Kim räusperte sich. »Äh – guten Morgen! Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber ich würde gerne mit Bianka sprechen.«
»Um die Uhrzeit?«, fragte Biankas Mutter vorwurfsvoll. »Ich habe heute meinen freien Tag und wollte eigentlich ausschlafen. Doch daraus wird jetzt wohl nichts.« »Das ... das tut mir leid«, stammelte Kim. »Aber es ist wirklich dringend. Schläft Bianka noch?«
Biankas Mutter gähnte. »Keine Ahnung. Sie ist gar nicht hier. Sie verbringt das Wochenende im Internat. Mit wem spreche ich überhaupt?«
»Mit ... einer Freundin.« Kim war wie vor den Kopf geschlagen. Es fiel ihr schwer, einen vernünftigen Satz herauszubringen.
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