Die drei !!! Bd. 30 - Falsches Spiel im Internat
freundlichen Fassade war der Internatsleiter bestimmt ein knallharter Typ, der sofort sah, wenn einer seiner Schüler Mist gebaut hatte. Mit ihm war garantiert nicht gut Kirschen essen.
»Die Schüler sind gerade beim Nachmittagskaffee im Speisesaal«, erklärte Gerhard von Milow und machte eine einladende Handbewegung. »Folgen Sie mir bitte, dann können wir uns etwas stärken, bevor der Vortrag beginnt. Ich möchte Ihrem Vortrag nicht vorgreifen, aber wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, Kamerafrau zu werden, Frau Beckmann?« Während die Erwachsenen über Tessas Werdegang sprachen, folgten die drei !!! und Lina ihnen über die Freitreppe in die Eingangshalle des Schlosses. Der schwarz-weiß gemusterte Marmorboden glänzte, als wäre er soeben frisch poliert worden. An den Wänden hingen dunkle Ölgemälde, die das Schloss und seine Umgebung zeigten.
Durch einen Korridor gelangten sie zum Speisesaal, aus dem fröhliches Stimmengewirr drang. Als sie durch die hohen Flügeltüren eintraten, blieben die drei !!! überrascht stehen. »Das ist jetzt aber wirklich wie im Märchen!«, stellte Marie fest.
Der quadratische Raum war mit altem Fischgrätparkett ausgelegt. Die Sonne, die durch die hohen Fenster fiel, ließ das Holz honigfarben schimmern. Die Wände waren mit dunkelroter Seidentapete bespannt. Aber das Beeindruckendste war die Decke. Sie war mit zahlreichen Stuckelementen verziert und aufwändig bemalt. Kleine Engel tummelten sich zwischen nackten Schönheiten, die sich Weintrauben in den Mund steckten. Pferde galoppierten über grüne Hügel, Schlangen wanden sich zwischen grauen Findlingen hindurch und Wildschweine versteckten sich in einem dichten Wald, durch den ein Bach plätscherte.
Herr von Milow lächelte. »Früher war dies der Ballsaal. Wir haben ihn aufwändig restaurieren lassen. Er ist unser ganzer Stolz und das Prunkstück des Schlosses.« »Wirklich wunderschön«, sagte Tessa. »Hier schmeckt das Essen bestimmt besonders gut.«
»Nehmen Sie doch Platz, ich hole uns eine kleine Stärkung.« Herr von Milow schob seine Gäste zu einem freien Tisch neben der Fensterfront und ging zum Büfett am anderen Ende des Raumes.
Die drei !!! setzten sich und sahen sich neugierig um. Überall standen Tische, die größtenteils voll besetzt waren. Die Internatsschüler tranken Kaffee oder Tee, aßen kleine Snacks, redeten und lachten. Die Stimmung wirkte entspannt und ausgelassen. Einige sahen verstohlen zum Besuchertisch hinüber, aber die meisten achteten gar nicht auf die Gäste. Wahrscheinlich waren sie es gewohnt, dass Fremde das Internat besuchten. Bestimmt kamen häufig interessierte Eltern vorbei, um die Schule zu besichtigen.
»Die haben ja alle dasselbe an«, wunderte sich Lina. »Im Internat Hohenstein wird Schuluniform getragen«, erklärte Marie. »Die Schüler haben das in einer Abstimmung selbst entschieden. Das stand in dem Artikel, den ich gelesen habe.«
Die Schuluniform bestand bei den Mädchen aus einem dunkelblauen Faltenrock und einer schlichten weißen Bluse, die entweder mit einem grauen Pullunder oder einem dunkelblauen Blazer kombiniert wurde. Die Jungs trugen das gleiche Outfit, nur mit einer blau-grau gestreiften Krawatte und einer dunkelblauen Hose statt des Rocks.
»Sieht gar nicht schlecht aus«, stellte Kim fest. »Richtig klassisch.«
Franzi verzog das Gesicht. »Ich hätte keine Lust, jeden Tag im Rock herumzulaufen.«
»Das würde mich nicht stören«, sagte Marie. »Aber tagein, tagaus dasselbe Outfit? Nein, danke! Das ist doch langweilig. Wo bleibt denn da die Individualität?« »Individualität ist doch keine Frage der Kleidung!« Herr von Milow war hinter den drei !!! aufgetaucht. Er balancierte ein Tablett mit Tassen, einer Kaffee- und einer Teekanne und einem Teller voller Sandwichs, das er vorsichtig auf dem Tisch abstellte. »Unsere Schüler haben sich für die Schuluniformen entschieden, gerade um die Individualität jedes Einzelnen zu unterstreichen. Selbstwertgefühl wird bei uns aufgrund von Persönlichkeit und Sozialkompetenz erworben, nicht durch teure oder auffällige Kleidung.« »Klingt sehr vernünftig«, stimmte Tessa zu. Marie zupfte ihre sonnengelbe Tunika zurecht, die sie lässig über einer türkisfarbenen Leggings trug. »Ich würde mich in einer Schuluniform trotzdem nicht wohlfühlen. Ohne mein persönliches Styling wäre ich nur ein halber Mensch.« »Marie würde die Schuluniform wahrscheinlich einfach umstylen und damit einen neuen
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